
Neues Canyon Spectral 125 im ersten Test: Dass man mit wenig Federweg sehr viel Spaß auf dem Trail haben kann, möchte Canyon mit dem neuen Spectral 125 beweisen. Das neue Trail Bike aus Koblenz vereint die Geometrie eines Race-Enduros mit gerade einmal 125 mm Federweg. Ob die Rechnung aufgeht, klärt unser erster Test!
Steckbrief: Canyon Spectral 125
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 140 mm/125 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium, Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 13,8 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.canyon.com |
Preisspanne | 2.499 € - 5.799 € |
In den vergangenen Jahren sind nicht nur die Reach-Werte länger, die Lenkwinkel flacher und die Preise immer höher geworden – auch die Federwege sind in allen Mountainbike-Kategorien kontinuierlich gewachsen. So erinnern einige neuere Trail Bikes mit ihren Federwegen und Geometrien an das, was vor drei oder vier Jahren noch ganz klar als Enduro durchging. Canyon bricht nun mit diesen Konventionen und schickt mit dem brandneuen Spectral 125 ein neues Modell ins Rennen, das einen kurzen Hub mit einer sehr abfahrtslastigen Geometrie kombiniert.

Das neue Canyon Spectral 125 bietet knackige 125 mm Federweg am Heck. Vorne stehen 140 mm zur Verfügung. Der Rahmen erinnert auf den ersten Blick stark ans bekannte Spectral – und ja, das reguläre Canyon Spectral wird in all seinen Ausführungen weiterhin angeboten, unterscheidet sich jedoch in einigen Details. Und während man beim Rahmenmaterial die Wahl zwischen Alu und Carbon hat, setzt Canyon bei den Laufrädern am 125 ausschließlich auf 29″. In 5 verschiedenen Varianten ist das neue Canyon Spectral 125 ab 2.499 € (Aluminium) bzw. 3.499 € (Carbon) erhältlich.

Video: Das ist das neue Canyon Spectral 125!

Im Detail
Das Canyon Spectral 125 fügt sich optisch perfekt in die Spectral-Produktfamilie ein. Zumindest auf den zweiten Blick tun sich dann doch einige Unterschiede zum regulären Spectral auf. Dieses hat Canyon im vergangenen Herbst umfassend überarbeitet. Seitdem hat man beim normalen Canyon Spectral die Wahl zwischen Aluminium und Carbon, zwischen 29″, 27,5″ und Mullet – und auch eine Variante mit Coil-Dämpfer am Heck gibt es (zu unserem Canyon Spectral 2022 Test). Allen Versionen des regulären Spectrals gemein ist der Federweg von 160 und 150 mm an Front und Heck. Für ein Trail Bike ist das recht viel.
Benutze den Slider, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem neuen Canyon Spectral 125 und dem im letzten Herbst vorgestellten Canyon Spectral CLLCTV zu entdecken!
Das neue Spectral 125 füllt nun die Lücke zwischen dem Fast-schon-Enduro Spectral und dem Touren-Fully Neuron. Hinsichtlich des Federwegs ist das Canyon Spectral 125 sogar näher am Down Country-Fully Lux Trail (hier findet ihr unseren Canyon Lux Trail Test) als am regulären Spectral. Alles andere am 125 soll aber sehr Spectral-esque sein. Ob das Canyon Spectral 125 ein Revival der kurzhubigen Trail Bikes einläutet?


Wenig überraschend setzt Canyon auch beim neuen Spectral 125 auf einen Horst Link-Hinterbau mit Triple Phase Suspension. Canyon hat den Anti-Squat am 125 erhöht, außerdem geht das Heck schneller in die Progression über als das 150 mm-Spectral. So soll sich das Spectral 125 insgesamt noch effizienter pedalieren lassen und mehr Pop bieten – zwei Eigenschaften, die Canyon bei der Entwicklung des neuen Short Travel-Boliden wichtig waren.

Trotz reduziertem Federweg soll das Canyon Spectral 125 eine hohe Haltbarkeit bieten. Deshalb kommen doppelt abgedichtete Lager zum Einsatz. Am Carbon-Rahmen setzt Canyon außerdem auf austauschbare Gewinde-Inserts. Der Rahmen des Spectral 125 ist rund 100 Gramm leichter als der des regulären Spectrals – kein gravierender Unterschied, aber in Kombination mit den leichteren Komponenten dann doch spürbar. Unser Testbike in Größe L bringt rund 13,8 kg auf die Waage. Dabei erfüllt der Spectral 125-Rahmen übrigens die gleichen Kategorie 4-Teststandards wie das reguläre Spectral und das Strive.


Die weiteren Rahmendetails sind Canyon-Fans schon vom langhubigen Spectral bekannt: Das Tretlager ist geschraubt und der Rahmen großzügig mit Gummi-Protektoren geschützt. Auf der Unterseite des Oberrohrs befindet sich ein Gewinde, an dem ein Tool Strap und eine kleine Tasche befestigt werden können. Am Carbon-Rahmen lässt sich zudem per Flip Chip die Geometrie verstellen. Auf diese Option muss man an der Aluminium-Variante verzichten. Allerdings will Canyon hier mit derselben Liebe zum Detail zur Sache gegangen sein wie an der Kohlefaser-Version.
Geometrie
Mountainbikes mit 120 bis 130 mm Federweg am Heck gibt es einige. Aber Modelle, die diesen Federweg mit einem 64° flachen Lenkwinkel und langen Reach-Werten kombinieren? Unser Testbike in Größe L hat einen Reach von stolzen 486 mm, was in Kombination mit einem Stack von 632 mm für ein geräumiges Gefühl sorgt. Über alle vier Rahmengrößen hinweg sind die Sitzrohre sehr kurz. Dadurch kann man auch problemlos die Rahmengröße je nach bevorzugte Länge auswählen. Das Heck ist bei allen Rahmengrößen 437 mm lang.

Am Carbon-Spectral 125 lassen sich Lenk- und Sitzwinkel per Flip Chip verstellen. Außerdem wandert das Tretlager dann 8 mm weiter nach oben. An der Aluminium-Ausführung muss man auf die Geometrie-Verstellung verzichten. Hier kombiniert Canyon den 64°-Lenkwinkel und das tiefe Tretlager der Low-Einstellung mit dem steileren 76,5°-Sitzwinkel des High-Settings. Insgesamt geht Canyon beim Spectral 125 noch einen Schritt weiter als etwa das sehr progressive Norco Optic, das sicherlich auch eine Inspiration für das neue Spectral war.
Rahmengröße |
S
|
M
|
L
|
XL
|
---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 435 mm | 460 mm | 486 mm | 511 mm |
Stack | 613 mm | 622 mm | 632 mm | 641 mm |
STR | 1,41 | 1,35 | 1,30 | 1,25 |
Lenkwinkel | 64°64,5° | 64°64,5° | 64°64,5° | 64°64,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 76°76,5° | 76°76,5° | 76°76,5° | 76°76,5° |
Oberrohr | 587 mm | 611 mm | 636 mm | 660 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Sitzrohr | 395 mm | 420 mm | 435 mm | 460 mm |
Überstandshöhe | 756 mm | 762 mm | 763 mm | 768 mm |
Kettenstreben | 437 mm | 437 mm | 437 mm | 437 mm |
Radstand | 1.200 mm | 1.230 mm | 1.259 mm | 1.288 mm |
Tretlagerabsenkung | 35 mm27 mm | 35 mm27 mm | 35 mm27 mm | 35 mm27 mm |
Federweg (hinten) | 125 mm | 125 mm | 125 mm | 125 mm |
Federweg (vorn) | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm |
Ausstattung
In 5 Varianten gibt es das neue Canyon Spectral 125 in Deutschland. Die beiden günstigen Ausführungen (ab 2.499 €) bieten einen Aluminium-Rahmen, der Einstieg in die Carbon-Welt geht bei 3.499 € los. Das von uns vorab gefahrene Top-Modell CF 9 lässt für 5.799 € kaum Wünsche offen. Das Fahrwerk besteht aus Fox Factory-Federelementen, geschaltet wird mit der elektrischen SRAM GX AXS Eagle-Gruppe. Für die negative Beschleunigung sind SRAM Code RSC-Bremsen verantwortlich. Am Cockpit und bei der Vario-Sattelstütze setzt Canyon auf hauseigene Komponenten, die insgesamt einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben und auch in den vergangenen Tests bereits überzeugen konnten.
- Federgabel Fox 36 Factory (140 mm)
- Dämpfer Fox Float X Factory (125 mm)
- Antrieb SRAM GX Eagle AXS
- Bremsen SRAM Code RSC
- Laufräder DT Swiss XMC1501
- Reifen Maxxis Minion DHR II EXO / Maxxis Dissector EXO
- Cockpit Canyon G5 CF (800 mm) / Canyon G5 (40 mm)
- Sattelstütze Canyon G5 Dropper Post (170 mm)
Variante | Spectral 125 5 | Spectral 125 6 | Spectral 125 CF 7 | Spectral 125 CF 8 | Spectral 125 CF 9 |
---|---|---|---|---|---|
Rahmenmaterial | Aluminium | Aluminium | Carbon | Carbon | Carbon |
Federgabel | RockShox 35 Gold | Fox 36 Rhythm | RockShox Pike Select+ | Fox 36 Performance Elite GRIP2 | Fox 36 Factory GRIP2 |
Dämpfer | RockShox Deluxe Select+ | Fox Float X Performance | RockShox Deluxe Select+ | Fox Float X Performance | Fox Float X Factory |
Schaltung | Shimano Deore | Shimano SLX | SRAM GX Eagle | Shimano XT | SRAM GX Eagle AXS |
Kurbel | Shimano MT512 | Shimano SLX | SRAM Stylo 6K | Shimano XT | SRAM X1 Carbon |
Bremsen | Shimano Deore | Shimano SLX | SRAM Code RS | Shimano XT | SRAM Code RSC |
Laufräder | Race Face AR30 / Shimano MT400 | DT LN Allmountain | DT Swiss M1900 | DT Swiss XM1700 | DT Swiss XMC1501 |
Reifen | Maxxis Minion DHR II EXO / Maxxis Dissector EXO | Maxxis Minion DHR II EXO / Maxxis Dissector EXO | Maxxis Minion DHR II EXO / Maxxis Dissector EXO | Maxxis Minion DHR II EXO / Maxxis Dissector EXO | Maxxis Minion DHR II EXO / Maxxis Dissector EXO |
Lenker | Canyon G5 AL | Canyon G5 AL | Canyon G5 AL | Canyon G5 AL | Canyon G5 CF |
Vorbau | Canyon G5 | Canyon G5 | Canyon G5 | Canyon G5 | Canyon G5 |
Sattelstütze | Canyon Iridium Dropper Post | Canyon Iridium Dropper Post | Canyon G5 Dropper Post | Canyon G5 Dropper Post | Canyon G5 Dropper Post |
Sattel | Selle Italia X3 | Ergon SM10 Enduro | Ergon SM10 Enduro | Ergon SM10 Enduro Comp | Ergon SM10 Enduro Comp |
Farben | Real Raw / Flat Earth | Real Raw / Flat Earth | Funkturm Grey / Big Bamboo | Rollercoaster / Big Bamboo | Funkturm Grey / Big Bamboo |
Gewicht | 15,7 kg | 15,4 kg | 13,9 kg | 13,8 kg | 13,8 kg |
Preis (UVP) | 2.499 € | 2.999 € | 3.499 € | 4.499 € | 5.799 € |




Diese Canyon Spectral 125-Modelle gibt es
Auf dem Trail
Wir konnten das neue Canyon Spectral 125 vorab für einige Ausfahrten entführen und waren sehr gespannt, wie sich die Kombination aus kurzem Hub und selbst für Trail Bike-Verhältnisse sehr progressiver Geometrie in der Praxis schlagen würde. Dabei sind wir das Spectral 125 sowohl im hohen als auch im tiefen Geometrie-Setting gefahren. Laut Canyon könnte es sich beim Spectral 125 tatsächlich um ein Bike handeln, bei dem das hohe Setting Sinn ergibt, da dieses womöglich noch besser zum Charakter des Rades passe (und mit einem 64,5°-Lenkwinkel alles andere als steil ist …). Nach unseren ersten Fahrten können wir diese Einschätzung nachvollziehen. Außerdem wird bergab sofort klar: Für ein Rad in diesem Federwegs-Segment ist das Spectral 125 eine echte Höllenmaschine.

Die Geometrie lädt zum Ballern ein und lässt einen schnell vergessen, dass man gerade einmal 125 mm Federweg unter dem Allerwertesten hat. Präzise lässt sich das Canyon Spectral 125 über den Trail manövrieren und trotz der langen Geometrie wirkt das Rad sehr spritzig. Hierzu trägt sicherlich auch der schnell rollende Maxxis Dissector-Reifen am Heck bei. Gerade im flachen Setting hat man das Gefühl, tief und zentral im Rad zu stehen.

So steigt bergab die Geschwindigkeit an Bord des Canyon Spectral 125 sehr schnell auf sehr schnell. Dabei bekommt man logischerweise recht viel davon mit, was auf dem Trail passiert – das Spectral 125 ist kein plüschiges All Mountain-Sofa, sondern erinnert an einen straffen Offroad-Ferrari. Wenn es ruppiger wird, muss man zwangsläufig den Lenker noch etwas fester umgreifen und damit leben, dass der Federweg recht zügig aufgebraucht ist. In steilen Passagen sollte man seine Bremspunkte außerdem bewusster und vor allem früher wählen als auf langhubigen Bikes. Das ist aber kein gravierendes Problem, denn die Chancen stehen ganz gut, dass man spätestens in der nächsten Kurve dem Vordermann wieder im Nacken sitzt.
Noch ein paar Worte zu den Uphill-Eigenschaften: In Down Country-Dimensionen stößt das Spectral 125 nicht vor, klettert aber zügig und effizient. Das Heck bleibt auch ohne Griff an den Plattform-Hebel des Dämpfers ruhig und die Sitzposition fällt angenehm zentral aus. Grund zur Beanstandung besteht hier also nicht. Aber bergauf freut man sich eh schon wieder auf die nächste Abfahrt – und fürchtet sich auch ein kleines bisschen vor dieser …

Erster Eindruck: Canyon Spectral 125
Das neue Canyon Spectral 125 ist ein progressives, spannendes und mutiges Trail Bike, das gleichzeitig auch die logische Konsequenz der Entwicklung in diesem Segment ist. Ein Allrounder von Trail bis Enduro will das Spectral 125 gar nicht sein, auch wenn man auf den meisten Strecken eher schneller als langsamer unterwegs sein kann, wenn man denn will. Unser erster Eindruck ist sehr positiv – wir freuen uns schon auf unseren ausgiebigen Test im Vergleich zur Konkurrenz!
Wenig Federweg, dafür ein Maximum an Fahrspaß – was sagst du zum neuen Canyon Spectral Trail 125?
Testablauf
Wir haben konnten das Canyon Spectral 125 bereits vor der Veröffentlichung auf unseren Hometrails in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ausprobieren. Alle Höhenmeter wurden dabei aus eigener Kraft erklettert.
Hier haben wir das Canyon Spectral 125 getestet
- Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz Trockene, natürliche Trails mit teils steinigem Boden.
- Taunus, Hessen Naturbelassene Trails in tiefem Nadelboden mit zahlreichen Wurzeln und Steinen.
- Heidelberg, Baden-Württemberg Direkt am Stadtrand Heidelbergs befindet sich die Trainingsstrecke des örtlichen MTB-Vereins. Diese bietet einen guten Mix aus langsamen, eher engen Passagen und ruppigem Geballer mit dem ein oder anderen Huck to Flat. Nach unten hin wird der Boden immer gröber und gerölliger, was dem Fahrwerk einiges an Arbeit aufbrummt.
Körpergröße | 184 cm |
Schrittlänge | 87 cm |
Oberkörperlänge | 67 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 74 kg |
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
Körpergröße | 186 cm |
Schrittlänge | 85 cm |
Oberkörperlänge | 61 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 93 kg |
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel