Giant Trance X im Test: Pünktlich zum Saisonstart 2024 hat Giant dem Allzweck-Rad Trance X ein gründliches Update spendiert. So gibt’s jetzt 140 mm Federweg am Heck, weiterhin 150 mm an der Front, eine modernisierte Geometrie, Reach-Verstellung und die Option auf ein 27,5″-Hinterrad. Wir konnten das Giant Trance X Advanced 1 bereits auf unsere Hometrails und in diverse Trail- und Bikeparks entführen.
Steckbrief: Giant Trance X
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 150 mm/140 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium, Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 14,1 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.giant-bicycles.com |
Preisspanne | 3.499–8.799 € |
Drei Jahre nach der Vorstellung des ersten Trance X hat Giant dem hauseigenen All-Mountain-Modell eine gründliche Revision spendiert. Wenig überraschend bleibt es beim bekannten Layout mit wahlweise Carbon- oder Alu-Rahmen sowie dem Maestro-Federungssystem. Am Heck gibt’s nun jedoch 5 mm mehr Federweg, was 140 mm hinten und 150 mm vorn ergibt. Die Geometrie fällt insgesamt abfahrtslastiger aus. Spannend ist zudem auch der neue Steuersatz, über den man den Reach um 10 mm justieren kann. Dazu gibt’s weiterhin einen Flipchip im Umlenkhebel, der neuerdings eine zusätzliche Mittelposition aufweist. So soll sich wahlweise auch ein 27,5″-Hinterrad im als 29er ausgelieferten Trance X unterbringen lassen. Wir waren mit dem mittleren Carbon-Modell, dem Giant Trance X Advanced 1 für 6.999 €, mehrere Wochen lang auf unseren Hometrails sowie in mehreren Trailparks unterwegs, um dem Allrounder auf den Zahn zu fühlen.

Im Detail
Auf den ersten Blick wirkt das Trance X ganz typisch Giant – und auf den zweiten und dritten auch. Wie gewohnt haben die Taiwaner Design-technisch keine riesigen Experimente gewagt und bleiben sich auch beim Trance X treu. Etwas auffällig ist lediglich der sehr wuchtige und ungewöhnlich weit nach hinten gezogene Steuerrohr-Bereich, über dessen Ästhetik man sicherlich streiten kann. Insgesamt fällt der Rahmen im Vergleich zum Vorgänger etwas voluminöser und sichtlich kantiger aus, was jedoch aktuellen Trends entspricht, denen sich auch Giant nicht ganz verschließt.

Der Dämpfer ist senkrecht vorm Sitzrohr untergebracht und wird von der oberen Carbon-Umlenkwippe betätigt. Diese stellt gemeinsam mit einer unteren Wippe, die als einziges Bauteil aus Alu besteht, die Verbindung zum einteiligen Carbon-Hinterbau her. Beim Maestro-System handelt es sich also um eine Kinematik mit virtuellem Drehpunkt, wobei sich beide Hebel in dieselbe Richtung drehen. Das untere Dämpferauge wird zudem genau im Drehpunkt der unteren Wippe gelagert. Das System wird schon seit Ewigkeiten von Giant verwendet und hat sich bis auf für das Auge kaum sichtbare Kinematik-Anpassungen seitdem nicht grundlegend verändert.

Im Hauptrahmen ist Platz für eine große Wasserflasche auf dem Unterrohr sowie eine weitere Werkzeugaufnahme unter dem Oberrohr. Neuerdings gibt’s zusätzlich auch ein praktisches Staufach. Dieses verbirgt sich unter dem Flaschenhalter und wird über einen Drehknopf geöffnet. Ein schickes Detail ist dabei die in Rahmenfarbe lackierte Klappe. Im Lieferumfang ist eine kleine Tasche enthalten, in die man die nötigsten Utensilien klapperfrei einpacken und im Rahmen verstauen können soll.

Auffällig ist der extrem weit nach vorn gezogene Unterrohrschutz, der sich vom Tretlager fast bis zum Steuersatz erstreckt. Auch am Hinterbau ist antriebsseitig ein gewellter, dämpfender Schutz an der Kettenstrebe sowie eine Gummi-Lage an der Sitzstrebe vorgesehen. Nach wie vor verzichtet Giant allerdings auf eine interne Führung der Leitungen. Diese treten mittlerweile zwar über geschraubte Eingänge in den Rahmen, liegen allerdings recht locker und klapper-anfällig.
Eine spannende Änderung ist natürlich der Steuersatz, den man etwa schon vom Giant Glory (Test) kennt. Dieser setzt auf eigene Schalen, die direkt in den Carbon-Rahmen gelegt werden. Ein Gummi-O-Ring sorgt dabei für einen sicheren Sitz und vermeidet (hoffentlich) Knarzgeräusche. Es gibt für oben und unten jeweils eine Schale mit Mittellage sowie eine Offset-Schale, die den Reach um ±5 mm justiert und vorwärts oder rückwärts eingebaut werden kann. Dazu gibt’s einen Flipchip zwischen oberem Umlenkhebel und Hinterbau, der die Tretlagerabsenkung sowie Sitz- und Lenkwinkel beeinflusst. Dieser weist drei Positionen auf und soll auch die Verwendung eines 27,5″-Hinterrads erlauben. Allerdings haben wir bei Giant dafür keine Geometrie-Angaben gefunden.


Geometrie
Giant bietet das Trance X in vier Größen an, von S bis XL, und deckt dabei Reach-Werte von 430 bis 510 mm ab. Zusätzlich gibt’s den Reach-Steuersatz mit ±5 mm Verstellung, zudem hat der Flipchip hier auch einen gewissen Einfluss. Dieser justiert den Lenkwinkel in 3 Schritten zwischen 65,1° und 64,4° und die Tretlagerabsenkung zwischen 30 und 40 mm – was ganz schön tief ist. Die Werte sind eine Ecke flacher als am Vorgänger, allerdings im Vergleich zu einigen extremen Vertretern der Trail-Bike-Kategorie immer noch gemäßigt. Die Kettenstreben sind mit 440 mm ausgewogen lang, der Sitzwinkel fällt mit 76,8° bis 77,5° moderat steil aus. Die Stack-Werte sind mit 611 mm bis 634 mm eher auf der flacheren Seite.
Rahmengröße |
S
|
M
|
L
|
XL
|
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 434 mm426 mm430 mm | 464 mm456 mm460 mm | 484 mm476 mm480 mm | 514 mm507 mm510 mm |
Stack | 611 mm617 mm614 mm | 616 mm621 mm619 mm | 625 mm631 mm628 mm | 634 mm640 mm637 mm |
STR | 1,411,451,43 | 1,331,361,35 | 1,291,331,31 | 1,231,261,25 |
Lenkwinkel | 65,1°64,4°64,8° | 65,1°64,4°64,8° | 65,1°64,4°64,8° | 65,1°64,4°64,8° |
Sitzwinkel, effektiv | 77,5°76,8°77,2° | 77,5°76,8°77,2° | 77,5°76,8°77,2° | 77,5°76,8°77,2° |
Oberrohr (horiz.) | 569 mm571 mm570 mm | 600 mm602 mm601 mm | 622 mm624 mm623 mm | 655 mm656 mm656 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 105 mm | 115 mm | 125 mm |
Sitzrohr | 400 mm | 425 mm | 450 mm | 475 mm |
Überstandshöhe | 742 mm733 mm737 mm | 746 mm737 mm741 mm | 763 mm754 mm759 mm | 762 mm752 mm757 mm |
Kettenstreben | 438 mm440 mm439 mm | 438 mm440 mm439 mm | 438 mm440 mm439 mm | 438 mm440 mm439 mm |
Radstand | 1.189 mm1.190 mm1.189 mm | 1.221 mm1.222 mm1.222 mm | 1.245 mm1.246 mm1.246 mm | 1.280 mm1.281 mm1.280 mm |
Tretlagerabsenkung | 30 mm40 mm35 mm | 30 mm40 mm35 mm | 30 mm40 mm35 mm | 30 mm40 mm35 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm |
Federweg (vorn) | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 150 mm |
Ausstattung
Giant hat uns das 6.999 € teure Trance X Advanced 1 für den Test zur Verfügung gestellt. Dieses setzt auf ein Fox Performance Elite-Fahrwerk, bestehend aus 36-Federgabel und Float X-Dämpfer. Hier bekommt man den vollen Funktionsumfang, allerdings ohne Kashima-Bling. Geschaltet wird mit der elektrischen SRAM GX Transmission. Bei den Bremsen setzt Giant hingegen auf Shimano XT-Stopper mit 4-Kolben. Dazu gibt’s hauseigene Carbon-Laufräder mit Maxxis-Reifen in harter MaxxTerra-Gummimischung und dünner Exo-Karkasse. Das Cockpit sowie Sattelstütze und Sattel stammen ebenfalls von Giant selbst.
- Federgabel Fox 36 Performance Elite (150 mm)
- Dämpfer Fox Float X Performance Elite (140 mm)
- Antrieb SRAM GX Transmission
- Bremsen Shimano XT
- Laufräder Giant TRX Carbon
- Reifen Maxxis Minion DHF Exo / Maxxis Dissector Exo
- Cockpit Giant Contact SL (800 mm) / Giant Contact SL (50 mm)
- Sattelstütze Giant Contact Switch AT (200 mm)
Modell | Trance X Advanced 0 | Trance X Advanced 1 | Trance X Advanced 2 | Trance X 1 | Trance X 2 |
---|---|---|---|---|---|
Rahmen | Advanced-Grade Composite, Maestro suspension, 12x148mm thru-axle, 27.5 or 29-inch rear wheel compatible, flip chip - Maestro 3, flip chip - headset, integrated down tube storage | Advanced-Grade Composite, Maestro suspension, 12x148mm thru-axle, 27.5 or 29-inch rear wheel compatible, flip chip - Maestro 3, flip chip - headset, integrated down tube storage | Advanced-Grade Composite, Maestro suspension, 12x148mm thru-axle, 27.5 or 29-inch rear wheel compatible, flip chip - Maestro 3, flip chip - headset, integrated down tube storage | ALUXX SL-Grade Aluminum, Maestro suspension, 12x148mm thru-axle, 27.5 or 29-inch rear wheel compatible, flip chip - Maestro 3, flip chip - headset, integrated down tube storage | ALUXX SL-Grade Aluminum, Maestro suspension, 12x148mm thru-axle, 27.5 or 29-inch rear wheel compatible, flip chip - Maestro 3, flip chip - headset, integrated down tube storage |
Gabel | Fox 36 Factory, 150mm, GRIP 2 | Fox 36 Performance Elite, 150mm, GRIP 2 | Fox 36 Float Rhythm, 150mm, GRIP | Fox 36 Performance Elite, 150mm, GRIP 2 | Fox 36 Float Rhythm, 150mm, GRIP |
Dämpfer | Fox Float X Factory | Fox Float X Performance Elite | Fox Float Performance | Fox Float Performance | Fox Float Performance |
Räder | Giant TRX WheelSystem, carbon, 30 mm width | Giant TRX WheelSystem, carbon, 30 mm width | Giant TRX WheelSystem, carbon, 30 mm width | Giant TRX WheelSystem, alloy, 30 mm width | Giant TRA 2 wheelset, alloy, hookless, 30mm inner width |
Reifen | [F] Maxxis Minion DHF, 29x2.5 WT, 3C 60 tpi, MaxxTerra, EXO, TR [R] Maxxis Dissector 29x2.4 WT, 60 tpi, 3C MaxxTerra, TR, tubeless | [F] Maxxis Minion DHF, 29x2.5 WT, 3C 60 tpi, MaxxTerra, EXO, TR [R] Maxxis Dissector 29x2.4 WT, 60 tpi, 3C MaxxTerra, TR, tubeless | [F] Maxxis Minion DHF, 29x2.5 WT, 3C 60 tpi, MaxxTerra, EXO, TR [R] Maxxis Dissector 29x2.4 WT, 60 tpi, 3C MaxxTerra, TR, tubeless | [F] Maxxis Minion DHF, 29x2.5 WT, 60 tpi, EXO, TR [R] Maxxis Dissector 29x2.4 WT, 60 tpi, EXO TR, tubeless | [F] Maxxis Minion DHF, 29x2.5 WT, 60 tpi, EXO, TR [R] Maxxis Dissector 29x2.4 WT, 60 tpi, EXO TR, tubeless |
Lenker | Giant Contact SLR Trail Integrated, composite, 800x35mm, 20mm rise | Giant Contact SL TR35, alloy | Giant Contact TR35, alloy | Giant Contact TR35, alloy | Giant Contact TR35, alloy |
Vorbau | Giant Contact SLR Trail Integrated, composite, 800x35mm, 20mm rise | Giant Contact SL 35 | Giant Contact SL 35 | Giant Contact SL 35 | Giant Contact SL 35 |
Sattelstütze | Contact Switch AT dropper, remote | Contact Switch AT dropper, remote | Contact Switch AT dropper, remote | Contact Switch AT dropper, remote | Contact Switch AT dropper, remote |
Sattel | Giant Romero SL | Giant Romero SL | Giant Romero SL | Giant Romero SL | Giant Romero SL |
Bremsen | Shimano Deore XT BR-M8120 | Shimano Deore XT BR-M8120 | Shimano Deore BR-M6120 | Shimano BR-MT520 | Shimano BR-MT420 |
Bremsscheiben | Shimano RT-66 rotors [F]203mm, [R]180mm | Shimano RT-66 rotors [F]203mm, [R]180mm | Shimano RT-66 rotors [F]203mm, [R]180mm | Shimano RT-66 rotors [F]203mm, [R]180mm | Shimano RT-66 rotors [F]203mm, [R]180mm |
Schaltung | SRAM XO Eagle AXS Transmission | SRAM GX Eagle AXS, Transmission | Shimano SLX | Shimano SLX | Shimano Deore |
Preis (UVP) | 8.799 € | 6.999 € | 5.799 € | 4.799 € | 3.499 € |


Auf dem Trail
Giant hat mir das Trance X Advanced 1 in Größe L zukommen lassen. Den Vorgänger bin ich noch in Größe M gefahren, was am ziemlich großen Sprung zwischen M und L lag. Dieser ist nun etwas moderater, zudem gibt sich durch den Reach-Steuersatz mehr Handlungsspielraum. An sich fühlt man sich auf dem Trance X extrem schnell wohl und auch das Setup war kein Hexenwerk – allerdings vermissen wir nach wie vor einen Setup-Guide. Mit etwa 30 % Sag am Heck und etwas mehr als dem von Fox empfohlenen Luftdruck in der Gabel liegt man allerdings nicht falsch.

Mit 14,1 kg ohne Pedale ist das Trance X für moderne Trail-Bikes definitiv auf der leichten Seite, was sich bergauf sofort bemerkbar macht. Natürlich tragen die dünnen und harten Maxxis Exo/MaxxTerra-Reifen nicht unerheblich dazu bei. Dazu gibt’s eine ausgewogene und angenehme Sitzposition, die einen gut im Rad positioniert, ohne in flachen Segmenten zu viel Druck auf die Hände zu verlagern. Der Hinterbau bleibt angenehm ruhig und neigt wenig zum Wippen, außer man wechselt in den Wiegetritt. Dank eher rundem Tritt habe ich mir den Griff an den Lockout stets erspart. In technischen Segmenten profitiert man so auch von einem recht aktiven und griffigen Hinterbau und einem insgesamt spritzigen Fahrverhalten. Insgesamt hat das Trance X nichts von den bereits am Vorgänger gelobten Allround-Genen verloren und dürfte auch auf langen Tagestouren ein treuer und zuverlässiger Begleiter sein.

Besonders gespannt war ich auf die Bergab-Eigenschaften, da ich diese bereits beim Vorgänger sehr geschätzt habe, dieser allerdings von seiner eher konservativen Geometrie etwas ausgebremst wurde. Mit etwas mehr Federweg, einem deutlich flacheren Lenkwinkel und dank Reach-Steuersatz – den ich nach einer Ausfahrt ins kürzere Setting gestellt habe – angenehmer Länge habe ich mir hier einiges versprochen. Diesen Erwartungen wird das Trance X an sich auch gerecht … allerdings ist es immer noch ein Trail- oder All Mountain-Bike und kein leichtes Enduro! Großen Einfluss haben sicherlich die dünnen Reifen, die in ruppigem Terrain keine Dämpfung bieten. Nach kurzer Zeit habe ich deshalb am Heck einen Continental Kryptotal in Enduro-Karkasse verbaut. Dieser sorgt zum einen für etwas mehr Kontrolle am Heck, ohne den Rollwiderstand zu sehr zu erhöhen. Zum anderen hat er mir etwas die Angst vor Platten auf den teils recht zünftigen Test-Trails genommen.

Das Trance X ist ein extrem einfach zu fahrendes Rad und benötigt trotz der vielen Verstellmöglichkeiten kaum Eingewöhnungszeit. Schon im mittleren Flipchip-Setting steht man recht zentriert und sicher im Rad. Der auf dem Papier nicht sehr hohe Stack macht sich mit 2 cm Spacern unter dem Vorbau für mich nicht negativ bemerkbar. Wie gewohnt spricht der Maestro-Hinterbau ziemlich sanft an, macht aber deutlich frühzeitiger zu als beim Vorgänger. Bei diesem hatte ich die maximale Anzahl an Volumenspacer im Dämpfer installiert – hier habe ich es beim Auslieferungszustand belassen. Auch mit 30 % Sag hatte ich nahezu keine spürbaren Durchschläge. Durch den frühen Gegenhalt ist das Trance X allerdings keine Sänfte. Am meisten Spaß hatte ich auf dem Rad auf loamigen, technisch anspruchsvollen Hometrails, auf denen das Giant mit viel Grip, einem vorhersehbaren Fahrverhalten und unglaublich viel Agilität begeistert.

Auch in härterem Terrain kann man es mit dem Giant Trance X ziemlich laufen lassen. Allerdings bekommt man mitunter zu spüren, dass es sich eben nicht um ein Enduro-Bike handelt. Hier heißt es insgesamt, den Lenker etwas fester greifen und lieber eine elegantere Linie wählen, als einfach stumpf reinballern. Mit einigen Ausstattungsänderungen wie dickeren Reifen und einer 160 mm-Federgabel ließe sich hier sicher noch richtig viel rausholen. Allerdings hat Giant hierfür ja auch das Reign im Angebot.

Nicht nur um Kurven geht das Trance X ganz vorzüglich und willig. Auch in die Luft lässt sich das All Mountain-Bike ziemlich verspielt bewegen. Auf Bikepark-Strecken und Jump-Trails hatte ich mit dem Rad richtig viel Spaß. Der wuchtige Carbon-Rahmen bietet zudem einen angenehmen Flex, was sicherlich zur vorhersehbaren Fahrweise beiträgt. Die Carbon-Laufräder haben sich in Sachen Steifigkeit unauffällig gezeigt, allerdings gab es hier gegen Ende des Testzeitraums einen Defekt zu verzeichnen: Im Trailpark Szczyrk in Polen ist die Hinterrad-Felge gebrochen. Für den restlichen Testzeitraum wurde ein DT Swiss-Alu-Laufrad eingebaut.

Das ist uns aufgefallen
- gebrochene Felge Im Trailpark Szczyrk ist die hintere Carbon-Felge gebrochen. Wann dies passiert ist, lässt sich leider nicht mehr sagen, da der Schaden erst mehrere Tage später entdeckt wurde. Interessanterweise hat der Reifen die Luft gehalten, was an einem unbeschädigten Felgenbett lag. An einen den Defekt auslösenden, extrem harten Schlag konnte ich mich im Nachhinein nicht erinnern. Allerdings sind die Trails in Szczyrk ziemlich ausgewaschen und mit spitzen Steinen übersät, sodass es konstant poltert. Als Endkunde müsste man sich mit dem Defekt an einen Giant-Händler wenden, der einen Crash Replacement Antrag stellen kann. Bei Bewilligung bekommt der Händler das Laufrad um 30 % reduziert und kann mit diesem Preis kalkulieren.
- Reifenwahl Die Allround-Eigenschaften des Trance X werden definitiv von der Reifenwahl eingeschränkt. Die sehr dünne Exo-Karkasse ist nicht nur pannenanfällig, sondern kann auch spürbar weniger Grip und Dämpfung generieren. Für ein so potentes Rad würden wir Exo+-Reifen bevorzugen, idealerweise mit MaxxGrip-Mischung an der Front.
- Stauraum Der Stauraum ist ein super Feature, das sich an jedem Rad gut macht. Die Klappe lässt sich gut bedienen, die Öffnung fällt allerdings eher etwas schmal aus. Ich habe mit etwas Gefrickel eine kleine Pumpe, CO₂-Kartuschen, Reifenheber und Tubeless-Flicken ins Innere gestopft bekommen. Also das, was man unbedingt dabeihaben sollte.
- Geräuschkulisse Dadurch, dass die Kabel intern nicht geführt werden, klappern sie ganz schön laut. Giant könnte hier wenigstens großzügige Schaumstoff-Hüllen vorsehen!
- Giant-Anbauteile Beim Glory-Test hab ich sie noch kritisiert, doch am Trance X gehen beide Daumen nach oben für die Giant-eigenen Anbauteile. Der Sattel ist etwas klobig, hat sich jedoch angenehm gesessen, die Sattelstütze lässt sich super bedienen und auch die Griffe wirken ergonomisch und haben auch auf harten, langen Abfahrten nicht gestört. Die Laufräder haben abgesehen vom Defekt einen guten Eindruck hinterlassen. Allerdings klingt das Crash Replacement von Giant umständlich.
- Shimano XT-Bremse Es ist die alte Leier: Der Druckpunkt schwankt bei Vibrationen und Schlägen spürbar. Zudem muss die Bremse nach Standzeiten von mehr als ein paar Tagen immer wieder eingebremst werden, was allerdings wesentlich schneller geht als das Einbremsen bei der ersten Benutzung. Dennoch habe ich es als störend empfunden.




Fazit – Giant Trance X
Das Giant Trance X präsentiert sich als hervorragender Allrounder, der nicht nur während Höhenmeter-intensiver Tagestouren, sondern auch auf der Jagd nach Tiefenmetern mit Liftunterstützung eine super Figur macht. Die Geometrie fällt ausgewogen aus, lässt sich jedoch über Flipchip und Steuersatz sinnvoll an die eigenen Vorlieben anpassen. Dazu gibt's einen Hinterbau, der bergauf und bergab unauffällig seine Arbeit leistet und den Spagat aus Effizienz und Grip recht gekonnt hinlegt. Lediglich die Reifenwahl hätte für ein Rad dieser Federwegs-Klasse definitiv widerstandsfähiger ausfallen können und auch an den klappernden Kabeln sollte Giant etwas machen.

Giant Trance X Pro / Contra
Pro
- angenehme Sitzposition
- effizienter Hinterbau
- gutes Ansprechverhalten
- hohe Anpassbarkeit
- fährt sich sehr agil ohne zu schnell nervös zu werden
Contra
- gebrochene Felge
- zu dünne Reifen für Einsatzzweck
- klappernde Kabel

Testablauf
Giant hat uns das Trance X Advanced 1 für mehrere Wochen zur Verfügung gestellt. Wir sind damit sowohl auf unseren Homtrails gefahren, wobei sämtliche Höhenmeter aus eigener Kraft erarbeitet wurden, als auch mit Liftunterstützung in diversen Trailparks unterwegs gewesen.
Hier haben wir das Giant Trance X getestet
- Graz, Österreich: Teilweise ziemlich steile, ausgewaschene Enduro-Trails ohne viele gebaute Features. Hier steht man viel auf der Bremse und ist auf der Suche nach einer smoothen Linie.
- Schöckl, Österreich: Bikepark mit einem ziemlich ruppigen und verblockten Enduro-Trail. Dazu gibt’s eine Variation aus teils sehr schnellen und steilen Strecken sowie einige Anlieger und Sprünge.
- Szczyrk, Polen: Trailpark mit schnellen Liften, ordentlich Höhenmetern und zum Zeitpunkt unseres Besuchs zwei offenen Strecken: Einer roten Strecke, mit vielen Steinen und Wurzeln sowie sehr ausgewaschenem Boden und teils technischen Steilstücken sowie einer blauen Strecke mit vielen Sprüngen und Anliegern.
- Thüringer Wald, Deutschland: Großes Trailnetzwerk mit lockerem Erdboden, vielen Wurzeln, plötzlichen Kurven, Offcamber-Sektionen und felsigen Steilstücken.
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 85,5 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 80 kg |
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Trail Bikes
- Vorlieben beim Fahrwerk
- ausbalanciert, Gegenhalt über die Feder, Druckstufe eher offen, mittelschneller Rebound
- Vorlieben bei der Geometrie
- eher kurz, hoher Stack, ausgewogener Sitz- und Lenkwinkel