Neues Ghost Lector 2024 im Test: Back to the Roots – mit modernem Anstrich! Vor etwas mehr als 30 Jahren präsentierte die bayrische Bikeschmiede Ghost mit dem Modell Lector ihr erstes Rad auf dem Mountainbikemarkt, nun gibt es passend zum Jubiläum ein umfängliches Update des Hardtail-Klassikers aus Waldsassen. Das neue Lector stellt eine moderne Interpretation des klassischen Race-Hardtails dar und soll die Brücke zwischen leichtgewichtigem Rennsport und spaßorientiertem Trailerlebnis schlagen. Wir konnten uns das neue Lector bereits anschauen und auf der ehemaligen Weltcup-Strecke in Albstadt ausprobieren.
Steckbrief: Ghost Lector
Einsatzbereich | Cross-Country |
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Federweg | 110-120 mm (vorn) |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 9,7 kg |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.ghost-bikes.com |
Preisspanne | 2.299 Euro - 9.000 Euro |
Wohl kaum ein Rad definiert die DNA der Bikeschmiede Ghost aus dem bayrischen Wald derart wie das Ghost Lector. Nicht nur war das Lector das erste Rad, mit welchem Ghost vor etwas mehr als 30 Jahren auf dem Mountainbikemarkt Fuß fasste, vielmehr prägte das Lector mehrere Generationen an Rennfahrerinnen und Rennfahrer im XC-Zirkus und gilt bis zuletzt als eines der kompromisslosesten und schnellsten Modelle auf der Rennstrecke. Spätestens seit der Gründung des Ghost Factory Racing Team, dem einzigen rein weiblichen Weltcupteam im Profizirkus, ist das Lector in der Cross-Country-Szene nicht nur hierzulande omnipräsent. Bis 2020 war das Team fast ausschließlich auf dem Lector unterwegs, erst seitdem sind Anne Terpstra, Nicole Koller und Co. häufiger auf dem damals vorgestellten Race-Fully Lector FS anzutreffen.
Nichtsdestotrotz sei die Relevanz eines schnellen Race-Hardtails nie gänzlich abhandengekommen, so die Teamfahrerinnen bei der Vorstellung des neuen Lectors auf der ehemaligen Weltcupstrecke in Albstadt: Strecken wie eben jene in Albstadt oder die der anstehenden Olympischen Spiele in Paris würden sich für ein Hardtail gegenüber einem vollgefederten Rad besser eignen – das leichte Gewicht und die hohe Spritzigkeit seien die wesentliche Ursache dafür.
Mit diesen Gedanken im Hintergrund wurde im Entwicklungsteam von Ghost in den vergangenen zwei Jahren an einer neuen Variante des Lectors gearbeitet. Herausgekommen ist ein Rad, das mit mehr Federweg, einer neuen Geometrie und weniger Gewicht die steigenden fahrtechnischen Anforderungen an ein Cross-Country-Bike meistern soll und so in gewisser Form die Lücke zu klassischen Trail-Hardtails verkleinert. In zwei verschiedenen Carbon-Rahmen-Varianten, welche als High-End-Modell und drei eher Preis-orientierten Modellen zum Verkauf angeboten werden, ist das neue Lector ab sofort erhältlich.

Die wichtigsten Neuerungen
- Optimierte Geometrie Der Rahmen des Lectors wurde komplett neu entwickelt und an die aktuellen Markttrends angepasst. Das neue Lector kommt mit längerem Reach, steilerem Sitzwinkel und ohne Sattelstützen-Setback auf den Markt.
- Weniger Gewicht, mehr Steifigkeit Der neue Rahmen des Lectors wurde auf Minimalismus getrimmt ohne dabei die Designsprache des Vorgängers komplett über Bord zu werfen. Der Rahmen fällt deutlich schmaler und leichter aus, zudem wächst die Steifigkeit im Tretlager- und Steuerrohrbereich. 885 Gramm bringt der Ultralight Carbon (UC)-Rahmen auf die Waage.
- Mehr Federweg Bereits beim Vorgängermodell Lector SF stattete Ghost sein Race-Hardtail mit 120 Millimeter Federweg in den Rahmengrößen L und XL aus. Nun bekommen auch die kleineren Rahmengröße ein Plus an Federweg: 110 Millimeter gibt’s in Rahmengröße XS-M, 120 Millimeter verbleiben in Rahmengröße L-XL.
- Absenkbare Sattelstütze Absenkbare Sattelstützen haben sich in den vergangenen Jahren im Cross-Country-Metier ohne Zweifel etabliert. Diesen Trend hat auch Ghost erkannt und stattet das Top-Modell des Lectors standardmäßig mit einer RockShox Reverb AXS aus.
- 1 Top-Modell, 3 Budget-Varianten Die besten Parts die der Markt zu bieten hat gibt es zur Markteinführung des neuen Lectors in einer limitierten 30-Jahre-Sonderedition für stolze 9.000 Euro. Darunter folgen drei weitere Modelle, die den Einstieg in die Welt des Cross-Country-Sports darstellen und bewusst Raum für individuelle Optimierungen lassen. Ghost unterscheidet zudem in zwei Rahmenversionen, die auf die Namen Ultralight Carbon (UC) und Light Carbon (LC) hören.

Im Detail
Über viele Jahre hinweg war das Lector das Flaggschiff in der Cross-Country-Riege von Ghost. Seit der Gründung im Jahr 2013 war das hauseigene Ghost Factory Racing stets auf den verschiedenen Evolutionsstufen des Lectors unterwegs. Und selbst als eine Vielzahl der Marktkonkurrenten mehr und mehr auf vollgefederte Räder setzte, blieb Ghost sich treu und arbeitete an Optimierungen ihres Vorzeigerades in der Cross-Country-Szene. Auch wenn Ghost unweigerlich auch auf den Zug der vollgefederten Räder aufspringen musste und 2020 das Lector FS präsentierte, bliebt das Lector-Hardtail immer eine ernstzunehmende Option fürs Renngeschehen. Auf Weltcupstrecken wie in Albstadt, Leogang oder Les Gets standen die Fahrerinnen vom Ghost Factory Racing Team bis zuletzt immer wieder mit dem Lector am Start.



Das letzte Update des Ghost Lector liegt nunmehr vier Jahre zurück: Keine Frage, dass sich in dieser langen Zeit der Markt der Cross-Country-Räder weiterentwickelte und somit die Zeit reif war für ein Update des Lectors. Das Vorgängermodell stach zur Zeit seiner Veröffentlichung mit bemerkenswert geschwungenen Sitzstreben aus der Masse heraus, welche ein überaus hohes Maß an Komfort generieren sollte. Nun verabschiedet sich Ghost jedoch von jenem Fokus auf Komfort und blickt zunehmend auf andere Faktoren. Gänzlich lösen soll sich das neue Lector jedoch von seinem Vorgänger nicht: Die Designsprache und ein ähnlich markanter Knick im Übergang zwischen Hauptrahmen und Sitzstreben deuten klar auf die Vergangenheit des Race-Hardtails hin.
Beim neuen Rad liegt der Fokus neben einer angepassten Geometrie – dazu später mehr – besonders auf den herkömmlichen Tugenden eines Hardtails: Leichtbau und Steifigkeit. Dank minimalistischer Rahmenformen und Hardwareeinsparungen konnten die Entwicklerinnen und Entwickler aus Waldsassen nach eigenen Angaben 24 % des Rahmengewichts im Vergleich zum Vorgängermodell einsparen. Der neue Rahmen wiegt in Rahmengröße S und in der leichten Ultralight Carbon-Ausführung geringe 885 Gramm und macht sich damit ohne Zweifel auf die Jagd nach dem Titel des leichtesten Serienrahmens im XC-Hardtail-Bereich.

Zweiter Aspekt auf der Agenda der Ghost-Entwicklerinnen und -Entwickler war die Optimierung der Rahmensteifigkeit: Das veränderte Rahmendesign soll die Steuerrohrsteifigkeit um 11 % und die Tretlagersteifigkeit um 5 % erhöht haben.
Unter anderem sollen auch verminderte Öffnungen des Rahmens – Stichwort Leitungsführungen – dazu beigetragen haben, sowohl Gewicht als auch Steifigkeit des Rades zu verbessern. Die aktuell sehr großflächige Diskussion über die Leitungsführung vom Lenker in das Rahmeninnere beantwortet Ghost zumindest im Leichtbausegment damit, dass die Leitungen über den Steuersatz in den Rahmen geführt werden. Die Vorteile einer Leitungsführung mit geringerem Gewicht und einer höheren Steifigkeit würden gegenüber einer wartungsfreundlicheren Lösung über den Öffnungen überwiegen, so die Begründung. Ghost präsentiert unter anderem aus diesem Grund zwei verschiedene Rahmenkonstruktionen, die sich hauptsächlich in Gewicht und Preis unterscheiden: Die Ultralight Carbon (UC)-Version wiegt in Rahmengröße – wie bereits erwähnt – 885 Gramm, die Light Carbon (LC)-Version 930 Gramm.
Darüber hinaus investierte Ghost viel Zeit in die Optimierung unterschiedlichster Details: Nachdem das Vorgängermodell noch mit einer Flatmount-Bremsaufnahme versehen wurde, kehrt man nun zurück zum Postmount-Standard. Dieser ist deutlich einfacher in der Handhabung und bietet keine nennenswerten Nachteile gegenüber der Flatmount-Variante. Zudem befinden sich an allen Rädern kleine, sehr geschickt designte Kettenführungen, welche das Abwerfen der Kette zuverlässig verhindern sollen. Bis auf Rahmengröße XS passen jeweils zwei große 0,75 Liter-Flaschen in den Rahmen, in XS reicht der Platz auf der Rückseite nur für eine 0,5 Liter-Flasche. Selbstverständlich ist das Rad mit SRAMs UDH-Standard kompatibel und somit für die neuen AXS-Schaltungen des Schaltungsriesen gewappnet.


Geometrie
„Built for the Rough“ – fürs Grobe konzipiert. Unter diesem Motto präsentierte uns Ghost die Neuerungen des Lectors und unter diesem Motto lassen sich auch die Änderungen der Geometrie des neuen Lector zusammenfassen. Neben dem zuvor bereits ausgeführten Plus an Federweg, versahen die Entwicklerinnen und Entwickler aus Waldsassen das Race-Hardtail mit einem ordentlichen Plus an Länge. Der Reach des neuen Lectors wächst von ohnehin hohen Werten auf bis dato kaum von anderen Rädern erreichten Werten: Nunmehr beträgt der Reach stolze 510 Millimeter in Rahmengröße L, was bei einem Lenkwinkel von 68° und 430 Millimeter langen Kettenstreben zu einem Radstand von 1221 Millimeter führt.
Damit die Position auf dem Rad nicht zu gestreckt ausfällt und somit auch beim Klettern sich die Front nicht zu früh anhebt, wurde der Sitzwinkel des Rades angehoben: Dieser beträgt nun 75,7°, zuvor lag er bei 73,3°. Auch beim Design des Cockpits wurde die Länge des Reachs berücksichtigt: Mit 65 Millimeter fällt die Vorbaulänge des Rades recht kurz aus – ein Trend, der sich aktuell bei vielen Herstellern beobachten lässt. Weitere Veränderungen der Geometrie betreffen die Tretlagerabsenkung, welche aufgrund von Erfahrungen des Ghost Factory Teams mit häufigen Pedalanschlägen an Hindernisse auf dem Boden um 5 Millimeter schrumpfte und ein etwas verkürztes Steuerrohr über alle Rahmengrößen hinweg. Zudem bemerkenswert: Ghost setzt auf sehr kurze 430 Millimeter Kettenstreben über alle Rahmengrößen hinweg.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL |
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 412 mm | 448 mm | 484 mm | 510 mm | 535 mm |
Stack | 611 mm | 611 mm | 611 mm | 634 mm | 661 mm |
STR | 1,48 | 1,36 | 1,26 | 1,24 | 1,24 |
Lenkwinkel | 68° | 68° | 68° | 68° | 68° |
Sitzwinkel, effektiv | 75,8° | 75,7° | 75,7° | 75,7° | 75,7° |
Oberrohr | 567 mm | 603 mm | 639 mm | 671 mm | 704 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 90 mm | 90 mm | 110 mm | 140 mm |
Sitzrohr | 405 mm | 425 mm | 445 mm | 465 mm | 485 mm |
Überstandshöhe | 759 mm | 762 mm | 767 mm | 787 mm | 795 mm |
Kettenstreben | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Radstand | 1.112 mm | 1.148 mm | 1.184 mm | 1.221 mm | 1.258 mm |
Tretlagerabsenkung | 60 mm | 60 mm | 60 mm | 55 mm | 55 mm |
Federweg (vorn) | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 120 mm | 120 mm |

Ausstattung
Insgesamt vier verschiedene Modelle wird es vom neuen Ghost Lector geben: Das Flaggschiff und ein Modelle ohne jegliche Kompromisse stellt das Lector World Cup 30 dar, welches in seinem Design an die 30-jährige Firmenvergangenheit erinnert. Mit vollumfänglicher SRAM XX SL Transmission-Schaltung, RockShox SID Ultimate-Federgabel und leichten DT Swiss 1501 XRC 1501-Laufrädern schlägt das Herz einer jeden Rennfahrerin und eines jeden Rennfahrers höher. Das Top-Modell der neuen Lector-Serie kommt zudem mit der elektronisch absenkbaren Sattelstütze Reverb AXS und Tire-Inserts von Pepis. Das gesamte Setup des Rades basiert demnach auf den Erfahrungswerten des Ghost Factory Racing Team und spiegelt in weiten Teilen das Rad wider, welches von Anne Terpstra, Nicole Kolle und Co. im Renngeschehen zum Einsatz kommt.

Das Lector World Cup schlägt mit einem stolzen Preis von 9.000 Euro zu Buche und bildet gemeinsam mit dem Lector Pro die Speerspitze der neuen Modellserie. Das Lector Pro kommt zwar mit deutlich abgespeckter Komponentenwahl daher, reißt aber auch ein wesentlich geringeres Loch in den Geldbeutel seiner Kundinnen und Kunden. Das Lector World Cup und das Lector Pro teilen sich den identischen UC-Carbon-Rahmen, weshalb Ghost das Lector Pro auch als Startpunkt möglicher Individualisierungen für race-orientierte Kundinnen und Kunden interpretiert. Mit einem Komponentenmix aus Shimanos XT-Gruppe, Fox Performance-Gabel und DT Swiss X1900-Laufrädern stellt das Rad in der Tat eine solide Basis für ein Race-Hardtail dar. Eine absenkbare Sattelstütze sieht Ghost ebenfalls als mögliche Individualisierung und verzichtet daher darauf, eine derartige am Lector Pro-Modell zu verbauen.
Unter dem Lector World Cup und dem Lector Pro positioniert Ghost noch zwei weitere Modelle, die eher dem Einsteigersegment im Cross-Country-Metier zuzuordnen sind. Das Lector Advanced und das Lector Universal kosten 2.799 Euro respektive 2.299 Euro und werden mit dem etwas schwereren LC-Carbon Rahmen ausgeliefert.
- Federgabel Rock Shox SID Ultimate (110 mm, XS-M / 120 mm, L-XL)
- Antrieb SRAM XX Eagle Transmission
- Bremsen SRAM Level Ultimate
- Laufräder DT Swiss XRC 1501 Spline One
- Reifen Maxxis Aspen Exo 2,4″
- Cockpit FSA KFX SIC Integrated (Lenkerbreite 780 mm, Vorbaulänge 65 mm)
- Sattelstütze Rock Shox Reverb AXS (100 mm, XS / 125 mm, M-L / 150 mm, XL)
Firmenname Modellnahme | Lector World Cup 30 | Lector Pro | Lector Advanced | Lector Universal |
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Rahmen | Lector UC | Lector CF | Lector LC | Lector LC |
Federgabel | Rock Shox SID Ultimate 3P 110 mm (XS-M) 120 mm (L-XL) | Fox Float 34 SC Performance Remote 110 mm (XS-M) 120 mm (L-XL) | Rock Shox SID Base 2P 110 mm (XS-M) 120 mm (L-XL) | Rock Shox Recon Silver RL 110 mm (XS-M) 120 mm (L-XL) |
Vorbau | FSA KFX SIC Integrated Handlebar | FSA SL-K Drop 31.8 mm | Ghost Dia. 31.8 mm | Ghost Dia. 31.8 mm |
Lenker | FSA KFX SIC Integrated Handlebar 31.8 mm 780/ 5 mm | FSA KFX Carbon Flat 760/0 mm | Ground Fiftyone Dia. 31.8 mm 760/0 mm | Ground Fiftyone Dia. 31.8 mm 760/0 mm |
Griffe | ESI Grip Racer´s Edge | ESI Grip Racer´s Edge | ESI Grip Racer´s Edge | ESI Grip Racer´s Edge |
Bremsen | SRAM Level Ultimate 180 mm | Formula Cura 2 180 / 160 mm | Formula Cura 2 180 / 160 mm | Shimano BR-MT520 / BR-MT500 180 mm |
Schaltwerk | SRAM XX Eagle Transmission 12-S | Shimano XT RD-M8100 12-S | SRAM GX Eagle 12-S | Shimano XT RD-M8100 12-S |
Schalthebel | SRAM AXS Pod Controller | Shimano XT SL-M8100 | SRAM NX Eagle | Shimano Deore SL-M6100 |
Kassette | SRAM CS XS 1299 T-Type 10-52 | Shimano XT CS-M8100 10-51 | SRAM PG-1230 11-50 | Shimano Deore CS-M6100 10-51 |
Kurbel | SRAM XX SL Eagle Transmission 32T | Shimano XT FC-M8120 32T | SRAM GX Eagle 32T | Shimano FC-MT512 32T |
Innenlager | SRAM PF DUB | Shimano BB-MT800-PA | SRAM PF DUB | Shimano BB-MT500-PA |
Laufräder | DT Swiss XRC 1501 Spline One 30 mm | DT Swiss X1900 Spline 30 mm | Shimano HB-TC500-15-B / Shimano FH-TC500-HM-B // WTB ST Light i25 | Shimano HB-TC500-15-B / Shimano FH-TC600-MS-B // WTB ST Light i25 |
Reifen | Maxxis Aspen Exo 2.4 / Maxxis Aspen Exo 2.4 | Maxxis Aspen Exo 2.4 / Maxxis Aspen Exo 2.4 | Maxxis Aspen Exo 2.4 / Maxxis Aspen Exo 2.4 | Maxxis Aspen Exo 2.4 / Maxxis Aspen Exo 2.4 |
Sattelstütze | Rock Shox Reverb AXS 31.6 mm 100 (XS) 125 (S/M/L) 150 (XL) | FSA KFX SB0 Carbon 31.6 mm | Ghost 31.6 mm | Ghost 31.6 mm |
Sattel | Prologo Scratch M5 PAS | Prologo Scratch M5 PAS | Selle Italia SLS | Selle Italia SLS |
Preis | 9.000 € | 3.699 € | 2.799 € | 2.299 € |








Auf dem Trail
Das neue Ghost Lector 2024 wurde uns im Rahmen eines eintägigen Pressecamps in Albstadt vorgestellt. Dabei wurde uns das Ghost Lector World Cup 30-Modell für einige Runden auf der ehemaligen Weltcupstrecke im Albstädter „Bullentäle“ zur Verfügung gestellt. Eine weitere Testfahrt konnten wir im Anschluss an die Vorstellung auf den lokalen Trails rund um Albstadt durchführen. Durch das recht kurze Zeitfenster des Tests können wir kein umfassendes Fazit zu den Fahreigenschaften des neuen Rades ziehen, nichtsdestotrotz kristallisierten sich auf den durchgeführten Ausfahrten einige relevante Grundcharakteristiken des Rades heraus.
Was lässt sich also festhalten zum neuen Ghost Lector-Hardtail? Durch den sehr langen Reach von 507 Millimeter in Rahmengröße L fällt die Sitzposition des Lectors verhältnismäßig gestreckt aus, zugleich sorgt das zusätzliche Plus an Federweg dafür, dass das Cockpit etwas höher ausgerichtet ist als an anderen Modellen im XC-Bereich. Der verhältnismäßig steile Sitzwinkel und die Erhöhung des Tretlageroffsets um 5 Millimeter versuchen, die Effekte der langen und hohen Ausrichtung etwas zu kompensieren, schaffen es aber nicht gänzlich. Das Entfernen aller vorhandenen Spacer, ein stark negativ geneigter Vorbau und/oder der Griff zu einer kleineren Rahmengröße könnten Abhilfe schaffen.

Insbesondere Fahrerinnen und Fahrer, die sich zwischen verschiedenen Rahmengrößen einordnen, sollten demnach eventuell die eher kleinere Größe gegenüber der größeren Größe bevorzugen. In unserem Fall wäre bei einer Körpergröße von 184 cm war Rahmengröße L die von Ghost empfohlene Wahl, tendenziell könnte aber auch Rahmengröße M mit angepasster Vorbaulänge eine sinnvolle Alternative sein. Eine kurze Probefahrt auf der kleineren Rahmengröße M fiel zumindest vielversprechend aus. Generell gilt: Durch die Änderung der Rahmengröße verändern sich auch die Fahreigenschaften des Rades, dies sollte berücksichtigt werden. Die kleinere Rahmengröße dürfte eine geringere Laufruhe des Rades bewirken, bei längerem und tieferem Vorbau steigen zudem die erforderlichen Haltekräfte im Oberkörper. Gleichzeitig nimmt das Rad eine sportlichere Ausrichtung ein, dafür dürfte die Kontrolle über das Vorderrad am Berg erhöht sein.
Zusammengefasst lässt sich bezüglich der Sitzposition festhalten: Diese nähert sich in einigen Teilen der Ausrichtung von Trail-Hardtails an, als reinrassiger Racer besteht beim Lector womöglich etwas Individualisierungsbedarf.
Ungeachtet dessen glänzt das neue Lector bergauf erwartungsgemäß mit Spritzigkeit und Leichtigkeit: Mit dem sehr niedrigen Rahmengewicht von 885 Gramm in Rahmengröße S kommt das Gesamtrad auf 9,7 kg Gewicht (ohne Pedale, nachgewogen), was angesichts der Nutzung einer absenkbaren Sattelstütze, Reifeninserts und breiter 2,4“-Reifen sehr respektabel ist. Dementsprechend macht das Lector am Berg auch eine äußerst flinke Figur und kletterte mühelos die steilen Anstiege im Albstädter Bullentäle empor. Die kurzen Kettenstreben tragen zudem dazu bei, dass das Lector seine Pilotin beziehungsweise seinen Piloten zu Beschleunigungen animiert. Einziger Wermutstropfen: An sehr steilen Passagen sorgte die Kombination aus hohem Cockpit und kurzen Kettenstreben dafür, dass das Vorderrad teilweise den Kontakt zum Boden verlor.

Neigt sich schließlich der Train gen Tal, schlägt die große Stunde des neuen Lector: Dank langem Reach, flacherem Lenkwinkel und dem zusätzlichen Plus an Federweg rollt das Lector so flink wie kaum ein anderes Cross-Country-Hardtail bergab. Hindernisse wie Steine und Wurzeln lässt das Lector kalt, die Länge des Rades vermittelt ein enorm hohes Maß an Sicherheit. Logischerweise verbleibt ein gewisser Faktor der Unruhe, die eine Hinterbaudämpfung liefern würde. Doch dank breiter Reifen und absenkbarer Sattelstütze nähert sich das Lector verdächtig nahe an vollgefederte Pendants an. Um enge Kurven wahrt das Lector dennoch ein hohes Maß an Wendigkeit, hauptverantwortlicher Faktor hierfür dürfte die kurzen Kettenstreben sein.



Rundum können wir konstatieren: Das neue Ghost Lector machte im kurzen Testzeitraum einen sehr zuverlässigen Eindruck und überzeugte insbesondere durch positive Eigenschaften, welche sich durch die konzeptionellen Neuerungen in der Entwicklung ergeben. Die veränderte Geometrie zeigt vor allem bergab seine Wirkung, die ohnehin spritzige und leichtgängige Art des Lectors bleibt indes weiterhin erhalten. Die Wahl der richtigen Rahmengröße und/oder das individuelle Setup fiel in unserem Fall etwas komplizierter aus als erwartet, dürfte aber auf individuelle Vorlieben zurückzuführen sein.
Das ist uns aufgefallen
- Pressfit-Innenlager Viele Hersteller haben erkannt, dass wenig erfahrene Hobby-Schrauber wesentlich besser mit geschraubten Innenlagern des BSA-Standards zurechtkommen als mit gepressten Innenlagern. Nichtsdestotrotz setzt Ghost weiterhin auf den Pressfit-Standard beim Lector, da es sich im Weltcup-Business bewährt habe. Wir würden uns mit dem BSA-Standard etwas mehr anfreunden.
- Griffe, Reifen & Inserts Ghost spendiert allen vier Modellen der neuen Lector-Serie die gleichen Griffe und Reifen: Mit den ESI Racer´s Edge-Griffen und den Maxxis Aspen 2,4″-Reifen orientiert sich Ghost dabei an den Produkten, welche das Ghost Factory Racing Team seit vielen Jahren im Einsatz hat. Somit stellt Ghost sicher, dass Kundinnen und Kunden Weltcup-erprobte Produkte ohne Umwege nutzen können und nicht erst am Rad verschiedenste Tuning-Schritte vornehmen müssen. Dieser Ansatz zeigt sich insbesondere auch dadurch, dass beim World Cup 30-Modell Reifeninserts von Pepi’s vormontiert werden. Top!
- Leitungsführungen Ähnlich wie beim Tretlagerstandard geht in der jüngsten Vergangenheit die Mountainbike-Community gegen die Bikeindustrie beim Thema Leitungsführung auf Konfrontationskurs: Während immer mehr Hersteller auf Systemintegration pochen und die wenig verbliebenen Leitungen vom Lenker über den Steuersatz in den Rahmen führen, wünschen sich (fast) alle Hobby-Schrauberinnen und Hobby-Schrauber einen klassischen Zugang zum Inneren des Rahmens über eine dedizierte Öffnung am Steuerrohr. Ghost löst dieses Dilemma in unseren Augen gekonnt: Der teure UC-Rahmen setzt auf die Leitungsführung durch den Steuersatz, der günstigere LC-Rahmen auf die Leitungsführung direkt über den Rahmen. Somit spart der UC-Rahmen wertvolles Gewicht und ermöglicht eine höhere Steifigkeit, im Low-Budget-Bereich hingegen steht die Wartungsfreundlichkeit verstärkt im Fokus.
- Bremsscheibengröße Cross-Country-Bremsen wie die SRAM Level Ultimate sorgten in der Vergangenheit gerade bei langen Abfahrten oftmals für dicke Unterarme: Einen kleinen Teil zur Linderung des Problems trägt Ghost bei, indem bei allen Modellen 180 Millimeter umfassende Bremsscheiben montiert werden. Das sorgt für mehr Standfestigkeit und tut auf dem Gewichtstableau nur minimal weh. Daumen hoch!
- Preis Würden wir für 9.000 Euro zum aktuellen Zeitpunkt ein XC-Hardtail kaufen? Wohl eher nein! Wer nicht gerade explizit auf der Suche nach einem kompromisslos ausgestattetem Race-Hardtail ist, dürfte für den sehr sportlichen Preis des Ghost Lector World Cup Alternativen finden, die mehr für das Geld bieten. Insbesondere, wenn man den Blick über den Tellerrand wirft und die Möglichkeit hat, zu ähnlichen Preisen ein vollgefedertes Rad mit ebenso konkurrenzfähiger Austattung zu finden.
Erster Eindruck – Ghost Lector
Das neue Ghost Lector schlägt Brücken: Kaum ein Hardtail auf dem Markt schafft es derzeit, die Welten des Cross-Country-Rennsports und des Trailspaß-Erlebnisses so zu vereinen wie das traditionsreiche Modell aus Waldsassen. Das seit vielen Jahren als äußerst schnell und kompromisslos bekannte Race-Hardtail gewinnt insbesondere bergab an Fahrqualitäten, behält aber seine leichtgängige und spritzige Art bei. All das wird möglich dank einer modernen, zugleich aber ausgewogenen Geometrie und zusätzlichem Plus an Federweg. Auf einfachen Cross-Country- und Marathon-Strecken – die Olympischen Spiele in Paris lassen grüßen – stellt das neue Lector eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den inzwischen allmächtigen Race-Fullys dar.

Pro / Contra
Pro
- schnelles & spritziges Race-Hardtail
- spürbarer Zugewinn an Bergabqualitäten
- stimmiges Gesamtkonzept
Contra
- Detail-Probleme (unterschiedliche Schrauben, Pressfit-Lager)
- Preis des Top-Modells

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Testablauf
Das Ghost Lector wurde uns im Rahmen eines eintägigen Pressecamps in Albstadt vorgestellt. Auf der ehemaligen Weltcupstrecke im Albstädter „Bullentäle“ konnten wir das Lector testen, zudem konnten wir das Rad anschließend auf einer weitere Fahrt auf den lokalen Trails in Albstadt fahren.
Hier haben wir das Ghost Lector getestet
- Albstadt, Baden-Württemberg Kalksteinboden, der insbesondere bei nassen Bedingungen besondere Herausforderungen bietet. Die Trailbeschaffenheit wechselt von vielen wurzeligen und steinigen Passagen bis hin zu engen, aber meist flowig zu befahrenen Spitzkehrentrails
Körpergröße | 184 cm |
Schrittlänge | 86 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 75 kg |
- Fahrstil
- Hohes Tempo bergab, mit Blick auf die saubere Linie – bergauf spritzig und schnell
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für Reserven bei groben Absätzen und eine optimale Traktion in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich; Tiefes Cockpit, nicht zu gestreckt