
YT Capra Uncaged 6 im Test: YT Industries gehört zu den vier exklusiven Herstellern, die direkt zur Vorstellung bereits Modelle mit dem neuen RockShox Flight Attendant-System anbieten können. Beim limitierten Capra Uncaged 6 ist der Versender in die Vollen gegangen und präsentiert ein spannendes 29″-Enduro-Bike mit extrem edler Ausstattung und Carbon-Rahmen. Wir konnten das Rad bereits mehrere Wochen fahren – hier alle Testeindrücke.
YT Capra Uncaged 6: Infos und Preise
Erst im Frühjahr hat YT Industries das beliebte Enduro-Bike Capra in der dritten Generation vorgestellt – mit YT-typisch durchgestyltem Carbon-Rahmen, Viergelenker-Hinterbau und moderner Geometrie. Mit dem Uncaged 6 gibt es nun das erste spannende Sondermodell der Reihe – für spezielle Modellvarianten ist der fränkische Versender seit jeher bekannt. Es kommt zwar in unauffälligem Grau daher, bietet aber eine Ausstattung, die Mountainbike-Liebhabern das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Zudem arbeitet das brandneue, automatische RockShox Flight Attendant-Fahrwerk im Bike – doch auch die restliche Ausstattung ist überaus edel. Das gilt auch für den Preis: Mit 8.999 € dürfte das YT Capra Uncaged 6 das teuerste Modell der Firmengeschichte sein.
- Rahmenmaterial Carbon
- Federweg 170 mm (vorne) / 165 mm (hinten)
- Hinterbau V4L (Viergelenker)
- Laufradgröße 29″
- Besonderheiten elektrisches und automatisches RockShox Flight Attendant-Fahrwerk, Platz für Flaschenhalter, Flipchip zur Geometrieanpassung
- Gewicht 14,8 kg
- Farbe Grau
- Rahmengrößen S / M / L / XL / XXL
- Verfügbar ab sofort (limitierte Auflage)
- www.yt-industries.com
Preis YT Capra Uncaged 6: 8.999 € (UVP)



Auch wenn das aktuelle Capra in einer 29″ und einer Mullet-Version verfügbar ist, gibt es das Uncaged 6-Modell zunächst nur als 29″-Bike mit 170 mm Federweg an der Front und 165 mm am Heck. Es setzt auf den bekannten, hochwertigeren Ultra-Modulus Carbon-Rahmen mit YT-typischer Linienführung und dem V4L-Hinterbau, den die Forchheimer in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt haben. Das asymmetrische Rahmendesign lässt nun auch Platz für eine Trinkflasche – unter dem Oberrohr lassen sich zudem weitere Werkzeuge anschrauben. Sämtliche Leitungen werden klapperfrei im Inneren geführt, was für eine aufgeräumte Optik sorgt – dazu gibt’s umfangreiche Schoner am Unterrohr oder der Kettenstrebe.


Alle Details zum YT Capra-Rahmen bekommt ihr in unserer umfangreichen Vorstellung: Neues YT Capra 2021 im ersten Test: Bergziege in dritter Generation
Geometrie
Das Uncaged 6-Modell kommt in ganzen sechs Größen von S bis XXL und rollt auf 29″-Laufrädern. Die Reach-Werte wandern von geringen 427 mm bis zu gewaltigen 507 mm, kombiniert mit hohen Stack-Werten deutlich jenseits der 600 mm-Marke. Der Lenkwinkel liegt je nach Flipchip-Setting bei 64,2° bis 64,5°, der Sitzwinkel ist etwa 78° steil und das Tretlager um die 22 bis 27 mm abgesenkt. Dazu gibt’s 438 mm lange Kettenstreben, die einen guten Mix aus Laufruhe und Wendigkeit versprechen.
Rahmengröße |
S
|
M
|
L
|
XL
|
XXL
|
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 427 mm | 447 mm | 467 mm | 487 mm | 507 mm |
Stack | 625 mm | 634 mm | 634 mm | 643 mm | 652 mm |
STR | 1,46 | 1,42 | 1,36 | 1,32 | 1,29 |
Lenkwinkel | 64,2°64,5° | 64,2°64,5° | 64,2°64,5° | 64,2°64,5° | 64,2°64,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 77,7°78° | 77,6°77,9° | 77,6°77,9° | 77,6°77,9° | 77,5°77,8° |
Oberrohr | 563 mm | 586 mm | 606 mm | 629 mm | 652 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 110 mm | 120 mm | 130 mm |
Sitzrohr | 395 mm | 420 mm | 445 mm | 470 mm | 495 mm |
Überstandshöhe | 745 mm | 737 mm | 735 mm | 746 mm | 743 mm |
Kettenstreben | 438 mm | 438 mm | 438 mm | 443 mm | 443 mm |
Radstand | 1.204 mm | 1.228 mm | 1.248 mm | 1.277 mm | 1.302 mm |
Tretlagerabsenkung | 27 mm22 mm | 27 mm22 mm | 27 mm22 mm | 27 mm22 mm | 27 mm22 mm |
Tretlagerhöhe | 349 mm354 mm | 349 mm354 mm | 349 mm354 mm | 349 mm354 mm | 349 mm354 mm |
Einbauhöhe Gabel | 583,7 mm | 583,7 mm | 583,7 mm | 583,7 mm | 583,7 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm |
Federweg (vorn) | 165 mm | 165 mm | 165 mm | 165 mm | 165 mm |
Ausstattung
In Sachen Ausstattung hat sich YT nicht lumpen lassen – wohin man guckt, erblickt man edles Bling Bling und Kohlefaser! Highlight ist natürlich das brandneue RockShox Flight Attendant-Fahrwerk, bestehend aus Zeb Ultimate, Super Deluxe Ultimate, Pedaliersensor und Controller. Auch der X01-Antrieb ist elektrisch und stammt aus dem Hause SRAM, ebenso wie die RockShox Reverb AXS-Sattelstütze. Die Carbon-Laufräder stellt Crankbrothers – im Inneren findet man edle Naben aus dem Hause Industry Nine. Dazu gibt’s einen Carbon-Lenker von Renthal samt passendem Vorbau, die Kontaktpunkte zum Fahrer stellt SDG.
YT Capra Uncaged 6 | |
---|---|
Rahmen | Ultra Modulus Carbon Frame | V4L | 165 mm | 148 x 12 mm DT Swiss Thru Axle I UDH |
Gabel | RockShox ZEB Ultimate Flight Attendant | 29“ | 170 mm | AXS | Charger Flight Attendant | DebonAir+ | ButterCups | 15 x 110 mm | 44 mm Offset |
Dämpfer | RockShox Super Deluxe Ultimate Flight Attendant | 230 x 65 mm | AXS | RCT3 | Custom Tune |
Steuersatz | Cane Creek Hellbender 70 |
Vorbau | Renthal Apex 35 | 50 mm |
Lenker | Renthal Fatbar Carbon | 800 mm |
Griffe | Odi Elite Motion 2.1 |
Kurbeln | SRAM X01 Eagle Flight Attendant |
Kettenführung | e*thirteen TRS+ |
Kassette | SRAM XG 1295 Eagle / 10–52 T |
Schaltwerk | SRAM X01 Eagle AXS |
Schalthebel | SRAM AXS Rocker Pedal |
Laufräder | Crankbrothers Synthesis Enduro Carbon I9 Hydra | 29" |
Reifen | Maxxis Assegai 29" x 2,5" WT Exo+ | Maxxis Minion DHR II 29" x 2,4" WT Exo+ |
Bremsen | SRAM Code RSC | Centerline 200/200 mm |
Sattelstütze | SRAM Reverb AXS | 100 mm (S), 125 mm (M), 150 mm (L), 170 mm (XL-XXL) |
Sattel | SDG Bel Air 3.0 |
Tretlager | SRAM DUB Pressfit |
Gewicht | 14,8 kg (Herstellerangabe) |
Preis (UVP) | 8.999 € |








Auf dem Trail
Ich bekam das YT Capra Uncaged 6 als Test-Träger für das neue RockShox Flight Attendant-System überreicht. Zu Beginn standen also direkt zwei Tage auf den ruppigen Enduro-Trails am Reschenpass in Begleitung mit einer RockShox-Delegation aus Deutschland und den USA auf dem Programm. Beim Setup hatte ich so zwar extrem erfahrene Unterstützung – dafür ging’s aber auch ohne großes Warm-up vom Lift direkt in den ersten, glücklicherweise recht flachen Trail. Und hier stellt sich nach wenigen Metern bereits eine wichtige Eigenschaft des Capras heraus: Es ist ein extrem leicht zu fahrendes Rad. Jedes Mal, wenn ich nach längerer Pause, einem Wochenende auf dem Downhiller oder einem Test eines anderen Bikes wieder auf das Capra gestiegen bin, war ich überrascht, wie schnell ich mich an das Rad gewöhnen konnte.
Hier gibt’s alle Infos zum neuen Fahrwerks-System: RockShox Flight Attendant-Test
Grund dafür ist sicherlich die gelungene Balance – von der Geometrie bis zum Fahrwerk. Mit 1,83 m Körpergröße fühle ich mich mit dem fast schon als moderat zu bezeichnenden Reach (467 mm) meines L-Testrads kombiniert mit dem soliden Stack von 633 mm pudelwohl. Auch ohne viele Spacer unter dem Vorbau ist das Cockpit so auf einer angenehmen Höhe. Gleichzeitig steigt das Vorderrad in steilen Uphill-Sektionen nicht übermäßig, was sicherlich dem tief abgesenkten Tretlager geschuldet ist: So steht man bergab gut im Rad, kann die Front bergauf jedoch noch ausreichend belasten. Der steile Sitzwinkel führt zudem zu einer angenehm kompakten Sitzposition, positioniert den Sattel jedoch nicht so weit vorne, dass man nur noch von oben in die Pedale tritt – oder ihn im Downhill störend zwischen den Beinen bemerken würde.
Offensichtlich lässt sich mit dem RockShox Flight Attendant-Fahrwerk an Bord nur wenig über die Treteigenschaften des Hinterbaus sagen – hier müsst ihr auf den bald erscheinenden Dauertest meines Kollegen Chris warten. Durch die Elektronik ist man bergauf meist im Pedal oder Lock-Modus unterwegs, wodurch das Heck nicht nur stets ruhig bleibt, sondern auch nicht so tief einsackt – man sitzt also noch mal aufrechter und entspannter. In technischen Uphill-Passagen öffnet das Fahrwerk blitzschnell und sorgt so für ausreichend Grip. Trotzdem neigt der Hinterbau mit etwa 30 % Sag in solchen Passagen nicht übermäßig zum Einsacken.

Bergab hingegen hält sich die Elektronik meist stark zurück und lässt die Hardware arbeiten. Auch hier hat YT im Vergleich zum Vorgänger gekonnt geupdated: Der Hinterbau soll nun linearer ausfallen – und das macht sich bemerkbar. Trotz kleiner Negativ-Luftkammer auf dem Dämpfer und dem Verzicht auf einen hydraulischen Durchschlagschutz sind Durchschläge weiterhin kein Problem. Der Gegenhalt in der Mitte des Federwegs wurde jedoch deutlich ausgebaut und macht sich positiv bemerkbar: Das YT Capra Uncaged 6 steht nicht mehr so tief im Federweg und fühlt sich dadurch wesentlich wendiger und reaktionsfähiger an. Gleichzeitig werden harte Kompressionen nun früher abgebremst und nicht erst auf den letzten Zentimetern, was sich insgesamt komfortabler anfühlt.

Wer es knallen lassen will, kann da also tun – Laufruhe und Schluckfreudigkeit liegen auf einem hohen Niveau. Gleichzeitig lässt sich das YT Capra auch auf verwinkelten und engen Trails gut manövrieren – solange man etwas mit den Pedalen aufpasst. Aufsetzer sind nämlich keine Seltenheit. Die extrem hochwertige Ausstattung lässt kaum Schwächen zu – nur der SDG-Sattel hat sich nicht perfekt mit meinem Hintern vertragen. Außerdem hat das Rad in ruppigen Sektionen etwas unedel geklappert: Die Kette schlägt vermutlich hinter dem Kettenblatt von unten an die Kettenstrebe. Das sollte sich mit etwas Gummi-Tape beheben lassen und ist wohl auch der AXS-Schaltung geschuldet. Diese kann mangels Kabel etwas mehr um seine Befestigung rotieren und lässt die Kette entsprechend stärker schwingen.
YT Capra Uncaged 6 – Fazit
Die neuste Generation des YT Capras präsentiert sich als gelungene Weiterentwicklung des Vorgängers und extrem starker Allrounder. Dieser Charakter wird durch das elektrische RockShox Flight Attendant-Fahrwerk weiter unterstrichen. Bergauf macht man so schnell Trailbikes Konkurrenz, bergab hingegen bügelt man aufgrund des ausbalancierten Fahrwerks sicher dahin. Dank der ausgewogenen Fahrposition bergauf und bergab und der gut aufeinander abgestimmten Fahrwerks-Komponenten ist es auch kein Problem, seine eigenen Limits und – wenn man das kann – die des Bikes auszuloten und auf Bestzeitenjagd zu gehen.
- ausgewogene Geometrie
- zentrale Körperposition bergauf und bergab
- ausgewogenes Fahrwerk an Front und Heck
- guter Mix aus Bügeleigenschaften und Verspieltheit
- hoher Preis
- nicht das leiseste Rad

Was sagst du zum neuen High-End-Capra?
Testablauf
Wir konnten das neue YT Capra Uncaged 6 über mehrere Wochen auf vielfältigen Trails in den Alpen sowie im Mittelgebirge auf Herz und Nieren testen. Die meiste Zeit mussten wir auf Unterstützung durch einen Lift verzichten und alles aus eigener Kraft hochtreten – zwei Tage lang kam allerdings auch ein Lift zum Einsatz.
Hier haben wir das YT Capra Uncaged 6 getestet
- Reschenpass Ruppige, teils stark ausgebaute, teils gänzlich natürliche Alpen-Trails. Heftige Downhill-Stücke wechseln sich mit technischen und flachen Traversen und Uphills ab.
- Thüringer Wald Sehr naturbelassene, wurzlige und steinige Trails mit etwa 200 bis 300 Tiefenmetern. Alle Aufstiege müssen aus eigener Kraft auf relativ steilen und ungepflegten Wald- und Schotterwegen zurückgelegt werden.
- Schwarzwald In Sasbachwalden gibt es einen langen Enduro-Trail voller gut gebauter Sprünge und technischer Transfer-Stücke, die das automatische Fahrwerk auf die Probe stellen.
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 85,5 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 76 kg |
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, eher progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- ausgewogen, nicht zu lang, Lenkwinkel nicht zu flach