
Giro Sector MTB-Schuh im Test: Ob Gravel, XC oder Trail – mit dem neuen Giro Sector Schuh soll die Verbindung zwischen Mensch und Maschine so sorglos wie selten zuvor stattfinden. Vor rund einem Jahr neu vorgestellt, sollen die Schuhe von Giro sowohl auf als auch neben dem Rad eine gute Figur abgeben. Ausgerüstet mit Doppel-Boa-Verschlüssen und einem ausgeklügelten Konzept der verwendeten Materialen, greift der neue Schuh insbesondere im aufstrebenden Gravel-Markt an. Komfort und Performance: kann der Giro Sector den wesentlichen Anforderungen gerecht werden? Wir haben es herausgefunden!
Giro Sector MTB-Schuhe – Infos und Preise
Ob Gravel-Tour, Trail-Ausfahrt oder Abenteuer-Trip – wer über lange Dauer auf dem Rad sitzt weiß, wie wichtig die Wahl eines geeigneten Schuhs sein kann. Möglichst komfortabel, dabei aber nicht zu unsportlich sollte ein ideales Paar Schuhe bestenfalls sein. Insbesondere die zunehmende Begeisterung im Gravel Bike-Segment erfordert deshalb Handlungsbedarf bei den Herstellern. Giro präsentierte genau aus diesem Grund im Vorjahr einen neuen Schuh, der diese Anforderungen weitestgehend abdecken soll. Der Giro Sector soll bei möglichst hohem Tragekomfort die Fähigkeiten klassischer Race-Schuhe gewährleisten, dabei durch einige interessante Features wie einem doppelten Boa-Verschlusssystem, verstärkten Fersen- und Zehenkappen oder einer reflektierenden Zone am Fersenbereich glänzen.
- Schuhtyp Klickpedal-Schuh
- Verschlusssystem Doppel-Boa-Verschluss
- Sohle Carbon-Verbund-Sohle mit geformtem Gummi-Profil
- besondere Features verstärktes Synchwire-Obermaterial, Gummiverstärkungen an Ferse und Zehenkappe, 3D-geformtes EVA-Fußbett
- Farben Schwarz / Olive (getestet) / Grau
- Größen 39 – 50, Frauen-Version: 36 – 43
- Gewicht 660 g
- www.giro-sports.com
Preis: 230,00 € (UVP) | Bikemarkt: Giro Sector kaufen

Im Detail
Beim Sector setzt Giro auf das selbst entwickeltes „Synchwire“-Obermaterial, das gleichermaßen elastisch und atmungsaktiv sein soll. Das Netzgewebe des Obermaterials ist zudem thermisch verfestigt und wird durch zusätzliche Verstärkungen im Zehen- und Fersenbereich ergänzt. Damit soll insbesondere die Langlebigkeit der Schuhe garantiert werden. Damit Nachtschwärmer auf dem Rad in der Dunkelheit leicht erkannt werden können, wurde beim Sector ein reflektierender Bereich an der Ferse hinzugefügt.

Die Sohle des XC- und Gravel-Schuhs basiert auf einer robusten Carbon-Platte, die durch eine Gummi-Außensohle ergänzt wird. Dadurch soll die Traktion auf den Pedalen sichergestellt werden und zugleich die Robustheit der Schuhe auch in grobem Gelände gewährleistet sein. Das Fußbett, also die unmittelbare Verbindung zwischen Schuh und der Trägerin beziehungsweise des Trägers der Schuhe, ist ein speziell 3D-geformtes Fußbett, das zusätzlich eine antibakterielle „Aegis“-Behandlung erhält, um möglichem Gestank vorzubeugen.
Giro setzt nicht nur beim neuen Sector-Schuh auf das Konzept einer Fußgewölbe-Unterstützung: Da beim Radfahren die Belastung im Wesentlichen auf die Kraftübertragung vom Mensch aufs Rad beschränkt ist und nicht das gesamte Körpergewicht beim Laufen abgefedert werden muss, besitzt die Innensohle bei Radschuhen andere Anforderungen als übliche Schuhe im Alltag. Dementsprechend ist die Unterstützung des Fußgewölbes laut Giro eine Maßnahme, um eine effiziente Kraftübertragung auf dem Pedal sicherzustellen. Aus diesem Grund kommt beim Sector eine mittlere Fußgewölbeunterstützung zum Einsatz, die für einen Großteil der potenziellen Kunden eine ideale Lösung verspricht. Im Rahmen des Supernatural Fit-Programms von Giro können zusätzliche Einlagen erworben werden, um die Fußgewolbe-Unterstützung gegebenenfalls anpassen zu können.



Wie viele andere Hersteller auch verwendet Giro beim Sector das weitverbreitete Verschlusssystem von Boa. Zwei verschiedene Verschlüsse sollen eine vielfältige Möglichkeit zur Einstellung des Schuhs ermöglichen. Dabei können die Boa-Verschlüsse in Schritten von je einem Millimeter zugezogen werden. Das Öffnen der Schuhe ist mittels Macro Release-Systems durch Hochziehen des Verschlusses und anschließendem Ziehen der Lasche möglich. Eventuelles Feinjustieren beim Lockern des Verschlusses ist nicht möglich – der Macro Release-Verschluss ermöglicht nur das gesamte Öffnen des Verschlusssystems.
Spezielle Soft Lace-Laschen sollen darüber hinaus ein komfortables Trageerlebnis ermöglichen und zudem einen leichten Ein- und Ausstieg in die Schuhe beziehungsweise aus den Schuhen heraus garantieren. Die Sohle der Schuhe besitzt wie üblich bei Schuhen im Cross Country-Bereich an den Zehen zwei Gewindeeinsätze für Stollen, die insbesondere bei matschigen Verhältnissen die Griffigkeit beim Laufen erhöhen sollen. Der Giro Sector-Schuh kann mit Cleats des weit verbreitenden SPD-Pedalsystems ausgerüstet werden.

Auf dem Trail
Wie schlägt sich nun der neue Allround-Schuh von Giro in der Praxis? Der so oft zitierte erste Eindruck überzeugt: Komfort steht beim Giro Sector an erster Stelle. So ist es nicht verwunderlich, dass die XC- und Gravel-Treter sich äußerst angenehm tragen lassen. Eine sehr gelungene Passform, die dank des großzügigen Verstellsystems von Boa für so ziemlich jeden Fußtyp passende Einstellmöglichkeiten bietet, und ein elastisches Außenmaterial sorgen für echten Wohlfühlfaktor beim Tragen des Sectors. Insbesondere bei längeren Ausfahrten macht sich dieser positive Effekt bemerkbar: Im Gegensatz zu manch anderen, eher Rennsport-orientierten Schuhen fühlt man sich im Sector auch noch nach mehreren Stunden wohl und ist nicht unbedingt geneigt, die Schuhe vorzeitig auszuziehen. Zusätzlicher Pluspunkt: Die Soft Lace-Laschen bieten ein äußerst angenehmes Tragegefühl auf der Oberseite der Schuhe und sorgen in Kombination mit den doppelten Boa-Verschlüssen für einen sehr unkomplizierten Ein- und Ausstieg.

Dieses komfortable Tragegefühl macht sich schließlich auch beim Laufen mit den Sector-Schuhen bezahlt: Die robuste Sohle und angenehme Passform machen auch längere Gehpassagen zum Kinderspiel. Die zusätzlichen Verstärkungen an der Ferse und der Sohle leisten gemeinsam mit der robusten Sohle und etwaigen Stolleneinsätzen an den Zehenspitzen im Gelände treue Dienste: Auch in grobem Terrain bietet der Sector für einen klassischen MTB-Schuh verhältnismäßig viel Standsicherheit und verhindert ungewollte blaue Flecken am Fuß. Auch in Bezug auf die Belüftung der Schuhe konnten wir im Testalltag nur positive Erfahrungen sammeln: Das ausgeklügelte Obermaterial der Schuhe ist ausreichend durchlässig für Luftaustausch und beschert seinen Trägerinnen und Trägern auch bei heißen Temperaturen ein äußerst angenehmes Tragegefühl.
Der hohe Tragekomfort des Sectors geht jedoch einher mit Einbußen in der Performance in Bezug auf die Kraftübertragung und Fahrperformance auf dem Trail: So komfortabel der Schuh beim Tragen sich anfühlt, so schwammig wird das Empfinden beim Pedalieren. Insbesondere das eher weichere Oberflächenmaterial sorgt dafür, dass der Fuß auf den Trails etwas instabil auf dem Pedal sitzt und so die Kontrolle etwas erschwert wird. Zudem kann der Sector keineswegs mit Top-Race-Schuhen in puncto Steifigkeit mithalten: Die Kraftübertragung ist im Vergleich zu etablierten XC-Schuhen reduziert, die Effizienz der Schuhe dadurch in gewissem Maße gemindert.



Das ist uns aufgefallen
- Ein-/Ausstiegslasche Auch wenn das An- und Ausziehen letztlich nur wenig Einfluss auf die gesamte Performance eines Radschuhes hat, so kann die Kombination aus ungeschickt konzipiertem Verschlusssystem und einer unelastischen Schuhlasche zum Ärgernis im Alltag werden. Nicht so beim Giro Sector: Die äußerst elastische Lasche und das perfekt funktionierende Boa-Verschlusssystem machen den Ein- und Ausstieg zum Kinderspiel. Durch das Macro-Release-System des Boa-Verschlusses, bei dem die Drehschnalle einfach nach oben gezogen werden muss und die Verbindungsdrähte dann frei beweglich sind, ist der Schuh zudem blitzschnell an- und ausgezogen.
- Reflektionszone an der Ferse Insbesondere Gravel-Abenteurer, die längere Strecken zurücklegen, dürfte der Schutzmechanismus des reflektierenden Bereichs an der Ferse des Giro Sectors erfreuen. Gekonnt in das Erscheinungsbild des Schuhs integriert, bietet diese zusätzliche Funktionalität zusätzlichen Schutz und besitzt keinerlei Nachteile.
- Zehen-/Fersenkappen Wer sein Rad liebt, der schiebt – und wer nicht aufpasst, der schlägt sich die Zehen an! So oder so ähnlich ergeht es wohl jeder Mountainbikerin und jedem Mountainbiker, wenn das Terrain zu schwierig wird und man zum Absteigen gezwungen wird. Glücklich kann sich jeder schätzen, der in diesem Fall eine robuste Zehenkappe beziehungsweise Verstärkungen an der Ferse besitzt, die einen vor ungewollten blauen Zehen oder Schürfungen an den Fersenkappen schützt. Giro löst dieses Problem gekonnt und stattet den Sector mit robusten Verstärkungen an den Fersen und Zehen aus, die im Praxiseinsatz mehrfach erfolgreich ihre Dienste leisteten.
- Haltbarkeit In keiner anderen Radsportgattung ist die Sorgenfreiheit bei der Benutzung des Materials ein derart relevanter Faktor wie in der Gravel-Disziplin: Möglichst lange haltbar und dabei hochfunktionell sollten die Produkte von Bekleidung bis zum Fahrrad sein. Der Giro Sector zeigte sich in dieser Hinsicht genau so, wie man es sich vorstellt: Abnutzungserscheinungen sind nur unwesentlich zu erkennen, sowohl Sohle als auch das Verschlusssystem sind nach mehrmonatigem Einsatz top in Schuss.
- Passform Wohl kaum ein Bekleidungsstück besitzt eine derart große Spannweite in Bezug auf die Auslegung verschiedener Passformen und Größentabellen wie Schuhe: Der Giro Sector-Schuhe ist im Gegensatz zu Modellen vieler anderer Hersteller jedoch ziemlich genau so groß wie man es sich angesichts der genormten Größentabellen erwünscht. Zudem können sich interessierte Kundinnen und Kunden an den von Giro vorgegebenen Größentabellen orientieren, die einen guten Anhaltspunkt bieten und auch uns für den Test zur passenden Schuhgröße manövrierten.


Fazit – Giro Sector
Der Giro Sector wird seinem gewünschten Anforderungsprofil gerecht: Für Abenteurer, Gelegenheits-Graveler oder Komfort-orientierte Mountainbikerinnen und Mountainbiker ist der Sector ein treuer Begleiter, der vor allem durch seinen hohen Tragekomfort überzeugen kann. In Kombination mit einer hohen Langlebigkeit und vielen spannenden Features wie dem Doppel-Boa-Verschluss oder den verstärkten Zehen- und Fersenkappen bietet der Giro Sector eine gelungene Mischung aus Fahrperformance und Alltagstauglichkeit. In puncto Steifigkeit und Effizienz auf dem Rad hat er offensichtlich gegenüber eher Rennsport-orientierten Mountainbike-Schuhen im gleichen Preissegment das Nachsehen.
- hoher Tragekomfort
- langlebig
- gelungene Detaillösungen wie bspw. Doppel-Boa-Verschluss
- geringe Steifigkeit

Was haltet ihr von den Giro Sector-Schuhen?
Testablauf
Die Giro Sector Schuhe wurden im Rahmen der aktuellen Einschränkungen von mehreren verschiedenen Testern im Zeitraum von Anfang 2020 bis jetzt gefahren. Dabei waren die Schuhe meistens in typischem Mittelgebirgsgelände im Einsatz und wurde sowohl auf anspruchsvollen Trails wie auch in einfacherem Gelände gefahren.
Hier haben wir die Giro Sector-Schuhe getestet
- Schwäbische Alb, Baden-Württemberg Kalksteinboden, der insbesondere bei nassen Bedingungen besondere Herausforderungen bietet. Die Trailbeschaffenheit wechselt von vielen wurzeligen und steinigen Passagen bis hin zu engen, aber meist flowig zu befahrenen Spitzkehrentrails
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 86 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 73 kg |
- Fahrstil
- Hohes Tempo bergab, mit Blick auf die saubere Linie – bergauf spritzig und schnell
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für Reserven bei groben Absätzen und eine optimale Traktion in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich; Tiefes Cockpit, nicht zu gestreckt