
Fans von Carbon-Rahmen, überteuerten Bikes und unnützen Extras – tretet zurück! Dieses Rad ist nichts für euch. Das YT Jeffsy Base 29 bringt einen soliden Rahmen aus Aluminium und ebenso solide Komponenten mit – und das zu einem Komplettbike-Preis von gerade einmal 2.299 €. Nachdem wir bereits die Carbon-Edelvariante getestet haben (Test: YT Jeffsy CF Pro Race), haben wir uns die andere Seite des Spektrums genauer angeschaut und uns gefragt: Gibt’s nen Haken? Hier ist der Test zum YT Jeffsy Base 29.
Steckbrief: YT Jeffsy Base 29
Einsatzbereich | All-Mountain, Enduro |
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Federweg | 150 mm/150 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 15,5 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL, XXL (im Test: XL) |
Website | www.yt-industries.com |
Base – das steht allgemein für Basis. Und damit trifft das Jeffsy Base ziemlich genau den angepeilten Einsatzbereich: Die Basisvariante des beliebten Trailbikes möchte in erster Linie mit einem günstigen Preis und einem stimmigen, soliden Komplettpaket überzeugen. Das Alu-Modell rollt seit Jahren auf den Trails dieser Welt herum und ist damit ziemlich erfolgreich – dennoch erfolgte in diesem Jahr das notwendige Facelifting, um bei den aktuellen Geometrietrends weiterhin mitschwimmen zu können: Längerer Reach, flacherer Lenkwinkel, Rahmengröße XXL: Das YT Jeffsy wurde in diesem Jahr komplett überarbeitet und verfügt nun über die gleiche, moderne Geometrie wie die großen Carbon-Geschwister, die bereits 2019 umfangreichen Updates unterzogen wurden.
Laut YT-CTO Chris Hilton soll auch viel Hirnschmalz in die Ästhetik des Alu-Rahmens geflossen sein, sodass sich dieser bestmöglich an die schlanken Formen des Carbon-Modells anpasst. Weit weniger anpassen hingegen soll sich das Jeffsy Base dem Preis der teureren Kohlefaser-Boliden: Mit 2.299 € wildert das Alu-Trailbike in den niedrigsten Preisbereichen für ein vollausgestattetes Allround-Fully – inklusive 12-fach-Schaltung, Variostütze und vielen Markenteilen. Wir wollten wissen: Kann das günstige Alu-Jeffsy mit den teuren Trailfullies mithalten? Hier ist der Test!

Geometrie
Wer unsere Tests seit dem letzten Jahr aufmerksam verfolgt hat, kann diesen Teil getrost überlesen – denn das 2020 frisch vorgestellte YT Jeffsy Base 29 verfügt über exakt dieselbe Geometrie wie die Carbon-Modelle des aktuellen Jeffsy. Eine wichtige Neuheit für alle Langbeiner ist die neue Größe XXL – vor dem Facelift war für großgewachsene YT-Fans bei Größe XL Schluss. Mit der neu hinzugekommenen Größe verfügt der Allrounder nun über 5 Rahmengrößen von S bis XXL. Wer möchte, kann nun also auch auf YT-Bikes richtig gestreckt Platz nehmen: Bei Größe XXL stehen satte 510 mm Reach zur Verfügung.
Doch auch große Menschen mit langen Beinen aber eher kurzem Oberkörper kommen wortwörtlich nicht zu kurz: Durch die insgesamt sehr ähnlich hohen Sitzrohre (485 mm in der größten Variante) finden sich die Unterschiede eher in der Länge als in der Höhe des Rahmens, sodass man auch mit über 1,90 m auf einem XL-Rad angenehm Platz nehmen kann, wenn XXL zu lang sein sollte. Das Bike verfügt zudem über einen 77° steilen Sitzwinkel und einen mit 66° annehmbar flachen Lenkwinkel. Entgegen vielen anderen Rahmenherstellern gibt es bei YT Industries bei den Kettenstreben Unterschiede in der Länge: Bei XL und XXL sind diese je 5 mm länger, um eine bessere Balance sicherzustellen. Wir sind für den Test das YT Jeffsy in Größe XL mit 490 mm Reach und üppigen 636 mm Stack gefahren.
Größe | S | M | L | XL | XXL |
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Oberrohr | 572 mm | 593 mm | 615 mm | 638 mm | 660 mm |
Reach | 430 mm | 450 mm | 470 mm | 490 mm | 510 mm |
Stack | 618 mm | 622 mm | 627 mm | 636 mm | 640 mm |
Sitzrohr | 400 mm | 415 mm | 435 mm | 460 mm | 485 mm |
Kettenstreben | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 440 mm | 440 mm |
Lenkwinkel | 66° / 66,5° | 66° / 66,5° | 66° / 66,5° | 66° / 66,5° | 66° / 66,5° |
Sitzwinkel | 77° / 77,5° | 77° / 77,5° | 77° / 77,5° | 77° / 77,5° | 77° / 77,5° |
Tretlagerabsenkung | 32 / 24 mm | 32 / 24 mm | 32 / 24 mm | 32 / 24 mm | 32 / 24 mm |
Radstand | 1182 mm | 1204 mm | 1226 mm | 1255 mm | 1277 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 105 mm | 110 mm | 120 mm | 125 mm |
Tretlagerhöhe | 344 / 352 mm | 344 / 352 mm | 344 / 352 mm | 344 / 352 mm | 344 / 352 mm |
Überstandshöhe | 676 mm | 684 mm | 697 mm | 711 mm | 726 mm |


Ausstattung
Die Base-Varianten bieten bei YT solide Ausstattungen für den eher schmaleren Geldbeutel – und für knapp 2.300 € bekommt man einiges geboten. Das RockShox-Fahrwerk, bestehend aus Yari-Federgabel und Deluxe Select-Dämpfer, verfügt zwar über nicht das Maximum an Einstellmöglichkeiten, bietet aber eine externe Einstellung der Zugstufe – die Druckstufe ist zusätzlich an der Gabel einstellbar. Auch Schaltung und Bremsen entstammen dem SRAM-Universum: Die SRAM SX Eagle ist die absolut günstigste Variante aller 12-fach-SRAM-Schaltungen und grundsätzlich nur als OEM-Variante erhältlich. Wie die SRAM NX ist auch die SX-Kassette nur mit regulären Kassetten-Aufnahmen kompatibel. Gestoppt wird das Trailbike mit einer SRAM Guide T-Bremsanlage.
Bei den Reifen vertraut YT Industries seit einiger Zeit auf Maxxis – die Minion DHR II sind vorne und hinten auf DT Swiss M 1900 Spline-Laufrädern montiert. Um die Grundausstattung eines modernen Trailbikes perfekt zu machen, verfügt das YT Jeffsy Base 29 natürlich auch über eine Variostütze: Die gelabelte YT Postman-Stütze bietet in Größe XL 170 mm Hub und erinnert verdächtig an diverse andere Modelle auf dem Markt. Und wo landen wir da gewichtsmäßig? Das Komplettpaket wiegt in Größe XL ohne Pedale satte 15,5 kg.
- Federgabel RockShox Yari RC (150 mm)
- Dämpfer RockShox Deluxe Select (150 mm)
- Antrieb SRAM SX Eagle
- Bremsen SRAM Guide T
- Laufräder DT Swiss M 1900 Spline
- Reifen Maxxis Minion DHR II
- Cockpit Race Face Æffect R (780 mm) / Race Face Æffect R 35 (50 mm)
- Sattelstütze YT Postman (170 mm)
YT Jeffsy Base 29 | |
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Federgabel | RockShox Yari RC |
Dämpfer | RockShox Deluxe Select |
Steuersatz | Acros AZX-576 |
Vorbau | Race Face Æffect R 35 (50 mm |
Lenker | Race Face Æffect R (780 mm Breite, 20 mm Rise) |
Griffe | ODI Elite Motion V2.1 |
Kurbeln | SRAM SX Eagle |
Kettenführung | e*thirteen TRS+ |
Kassette | SRAM PG1210 Eagle |
Schaltwerk | SRAM SX Eagle |
Schalthebel | SRAM SX Eagle |
Laufräder | DT Swiss M 1900 SPLINE |
Reifen | Maxxis Minion DHR II |
Bremsen | SRAM Guide T |
Sattelstütze | YT Postman (170 mm) |
Sattel | SDG Radar MNT |
Preis | 2.299 € (UVP) |


Im Detail
Wuchtiges Gerät! Schon bei der Entnahme des Bikes aus dem von YT gewohnten, gut strukturierten Karton wird klar: Dieses Bike ist nichts für leichte Trailtouren, dieses Bike hat Zug zum Tor und Hunger auf eine leckere Torte namens Abfahrt. Der zweifarbige (Twotone Blue) Rahmen wirkt stimmig und die Rahmenform gleicht sich erkennbar an die schlanke Carbon-Silhouette der CF-Modelle an. Sehr erfreulich, was trotz des geringen Preises (das werdet ihr im Testbericht noch öfter lesen) alles verbaut ist: Die SRAM SX-Schaltung bietet zwar nicht die komplette Eagle-Bandbreite von 500 % – aufgrund des 11er-Ritzel als Abschlussgang beträgt die Entfaltung nur 454 % – verfügt aber natürlich über 12 Gänge inklusive des großen 50-Zähne-Ritzels und ist daher absolut bergtauglich.

Die SRAM Guide T bietet vorne eine große 200 mm-Scheibe, hinten kommt ein 180 mm-Rotor zum Einsatz. Hier merkt man aber auch, wo eingespart wurde: Auf Matchmaker-taugliche Komponenten muss man am Jeffsy Base verzichten und bei der verbauten Bremse ist lediglich die Hebelweite einstellbar. Auch die „Swing Link“-Hebelage der teureren Geschwister fehlt. Dennoch schön: Bremse und Schaltungstrigger fügen sich auch mit zwei Schellen gut in die Cockpit-Optik ein.

Dem Alu-Rahmen spendiert YT einige Vorzüge der großen Geschwister: Wie auch bei den Carbon-Varianten ist die eigens mit Fidlock designte, „Thirstmaster“ genannte Flasche mit dabei, die man so trotz des etwas beengten Bauraums im Rahmendreieck mitführen kann. Ebenfalls mit an Bord sind ein Unterrohrschutz in Rahmenfarbe, innenverlegte Züge, ein Flipchip zur Geometrieverstellung und ein unauffälliger Kettenstrebenschutz. Toll: Statt mit billigem Schlauch kommt das YT Jeffsy Base 29 bereits tubeless vormontiert.

Auf dem Trail
Aufsitzen und losreiten: Nach kurzer, simpler Endmontage des Bikes ist das YT Jeffsy Base 29 bereit für ordentlich Action. Bergauf lässt sich das Jeffsy Base am ehesten als gutmütig bezeichnen: Ein Uphill-Wunder ist es nicht. Mit montierten Pedalen und gefüllter Trinkflasche zeigt die Waage fast 16,5 kg in Größe XL an. Zugutehalten muss man dem Schiff allerdings, dass es trotz Übergewicht im Uphill leise und entspannt vonstattengeht. Trotz fehlendem Plattformhebel und 150 mm Federweg am Heck wippt das Jeffsy Base nur unmerklich und geht zwar behäbig, aber stoisch nach vorne. Was die Geometrie angeht, sitzt man bergauf angenehm und nicht zu gestreckt – perfekt also? Nicht ganz: So gut wir die SDG Tellis-Variostütze im Test bewertet haben, so schlecht kommen wir mit dem SDG RDR MNT-Sattel zurecht: Klar, die Breite hängt von den eigenen Gesäßknochen ab, aber die sehr nachgiebige Polsterung sorgt dafür, dass man trotz perfekt eingestelltem Sattelwinkel dennoch gefühlt immer ein Stück zurückrutscht. Und wer es dank Ergon, SQlab und Co. gewohnt ist, ohne Polsterhose zu fahren, wird beim SDG RDR wieder eine anziehen wollen.

Viel Plastik, günstige Optik, wackeliger Hebel: Von der SRAM SX-Schaltung haben wir zugegebenermaßen nicht allzu viel erwartet. Doch wie schon der alte Alfred Preißler sagte: „Entscheidend is auf’m Platz“ respektive „auf’m Trail“. Und hier performt die SRAM SX absolut akzeptabel! Flüssige Gangwechsel und präzise Funktion auch unter Last zeigt, dass die SRAM-Ingenieure hier die grundlegend gute Eagle-Technik auch auf die ganz günstigen Gruppen ohne nennenswerte Abstriche übertragen haben.
Genug bergauf getreten – es geht auf den Singletrail. Ist das Jeffsy Base auf Tempo und beginnt man, ein wenig herumzuspielen, entfaltet sich ein tolles Fahrgefühl: Das Bike lässt sich sehr entspannt in den Manual ziehen, Bunnyhops, kurze Hip-Einlagen und Surfereien über Wellen und durch Pfützen machen Spaß. Das günstige, aber wirklich solide Fahrwerk aus Deluxe Select-Dämpfer und Yari-Federgabel spielt dabei unbeeindruckt und mit Spaß mit. Wichtig allerdings ist immer, dass das Jeffsy auf Zug ist: Langsame Trial-Einlagen gehören nicht zu den Lieblings-Übungen des Trailbikes.
Ausgewogen geht es im Anschluss in die Abfahrt: Hier nimmt die Erkenntnis Form an, dass das Jeffsy eher ein Mini-Enduro ist als ein flottes Trailbike – ein ähnliches Fazit zogen wir schon beim Carbon-Jeffsy im vergangenen Jahr.

Nicht so Enduro hingegen sind die Bremsen: Die SRAM Guide T-Stopper zeigen, warum im SRAM-Bremsenspektrum ein Update auf die viel knackigere SRAM G2 (Test: SRAM G2) dringend nötig war: Zwar geht die Ergonomie der Bremse absolut in Ordnung, insgesamt können die Bremsen aber speziell auf längeren Strecken bei einem recht hohen Fahrergewicht nicht überzeugen und bieten dauerhaft zu wenig Kraft. Natürlich kommt man zum Stehen und auch Fading trat nur selten hinten auf – mit dem aggressiven Biss einer Code hat die Guide T allerdings nicht viel zu tun.
Das Fahrwerk allerdings nimmt selbst Enduro-Strecken größtenteils den Schrecken, dazu trägt auch der gute, nachvollziehbare Grip der Maxxis-Bereifung bei. Kleine bis große Drops nimmt das Jeffsy Base schulterzuckend zur Kenntnis: Fahrwerk saugt auf, Fahrt geht weiter. Das Jeffsy lässt sich kaum stoppen – selten haben wir uns auf einem so günstigen Rad bei hoher Geschwindigkeit so sicher gefühlt.
Das ist uns aufgefallen
- Gewicht Anders geht es bei dem Preis kaum: Das YT Jeffsy Base 29 ist ein ganz schön schwerer Bolide und hat mit fahrbereit über 16 kg nicht mehr viel mit einem leichtfüßigen Trailbike gemeinsam. Ist das also zwingend schlecht für den Fahrspaß? Nein! Allerdings schadet es nicht, ein bisschen Power im Musculus Gastrocnemius zu haben.
- Bremsen Dass SRAM kraftvolle Bremsen kann, beweisen die US-Amerikaner mit Code und G2 – die Guide T kann leider nicht gänzlich überzeugen und bietet schweren Fahrern zu wenig Power.
- Sattel Der SGD RDR MNT kann auf längeren Touren aufgrund des weichen Aufbaus und wenig ergonomischen Shapes nicht mit den guten Ergo-Modellen anderer Hersteller mithalten.
- Günstig-Schaltung Der SRAM SX sieht man ihre Kunststoff-Herkunft hier und da an – dafür bietet sie aber eine Performance, die für den Preis absolut in Ordnung geht.
- Variostütze Auch die gelabelte YT Postman ist günstig und läuft nach einer Weile nicht mehr so sahnig-sauber wie die teils dreimal so teuren Markenmodelle – funktioniert aber dank sehr leichtgängigem Hebel, einfacher Bedienung und solider Performance besser als gedacht.


Fazit – YT Jeffsy Base 29
Viel Licht, wenig Schatten: Das YT Jeffsy Base verfügt über gut funktionierende Anbauteile und ein zwar günstiges, aber absolut solide arbeitendes Fahrwerk, das gut mit dem bekannt satt arbeitenden Fahrwerk harmoniert. Die günstige Variostütze sowie die ebenso preiswerte Schaltung arbeiten zufriedenstellend und präzise, auch Laufräder und die schon tubeless aufgebauten Reifen machen einen guten Job. Weniger überzeugen können die günstigen Guide T-Bremsen und der leider unbequeme Sattel. Alles in allem erhält man mit dem YT Jeffsy Base 29 ein zwar schweres, aber überzeugendes Einsteiger-Fully zu einem spannenden Preispunkt.
- gut funktionierendes Fahrwerk
- ausgewogene Geometrie
- leichtgängige Variostütze
- günstige, aber präzise Schaltung
- hohes Gewicht
- unbequemer, wenig Support bietender Sattel
- schwache Bremse

Testablauf
Wir haben das YT Jeffsy Base für den Zeitraum von rund 2 Monaten zur Verfügung gestellt bekommen und es auf unseren Hometrails getestet.
Hier haben wir das YT Jeffsy Base getestet
- Deutsches Mittelgebirge: Teutoburger Wald mit steilen Stücken, Wurzeln. Von flowig bis ruppig ist alles dabei.
Körpergröße | 193 cm |
Schrittlänge | 98 cm |
Oberkörperlänge | 61 cm |
Armlänge | 59 cm |
Gewicht | 97 kg |
- Fahrstil
- verspielt und sauber
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trails, Pumptrack/Park/Street
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Progressiv, nicht zu soft, schnelle Zugstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- Eher kürzerer Hinterbau, Lenkwinkel nicht extrem flach, die Front darf gern etwas höher
Wie gefällt euch das Günstig-Jeffsy?