
Shimano XT M8120-Scheibenbremse im Test: 10 % mehr Bremsleistung verspricht Shimano für den neuen Vier-Kolben-Sattel BR-M8120 gegenüber dem Vorgängermodell. Wichtiger noch: Unterstützt von neuen Freeza-Bremsscheiben und einer überarbeiteten Servowave-Kurve soll die neue XT-Scheibenbremse nicht nur nach wie vor eine Ansage im Bezug auf Bremskraft und Standfestigkeit sein, sondern sich feinfühliger dosieren lassen. Ob die hohen Erwartungen in der Praxis erfüllt werden konnten, klärt unser Test.
Shimano XT M8120-Scheibenbremse – Infos und Preise
Die Shimano XT-Scheibenbremse zielt auf all jene, die weder das letzte Gramm sparen, noch Kompromisse bei der Haltbarkeit machen wollen. Wie gewohnt gibt es die Bremse mit zwei oder vier Kolben an der Bremszange. Die Ausführung mit vier Kolben ist das Angebot der Japaner für den Enduro- und Downhill-Einsatz – oder auch einfach schwere Biker, die zuverlässige Bremskraft in allen Lebenslagen suchen. Genau diese Bremse haben wir in den vergangene sechs Monaten auf Herz und Nieren getestet – nach der überzeugenden Leistung der neuen XTR bei deren Launch waren die Erwartungen an die neue Shimano XT M8120-Scheibenbremse nicht zu niedrig.
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- Einsatzbereich Trail, Enduro, Downhill
- Hebel Shimano BL-M8100, 2-Finger, Servowave
- Sattel Shimano BR-M8120, 4 Kolben (Keramik), 2x 15 mm, 2x 17 mm
- Bremsflüssigkeit Shimano Mineralöl, SM-BH90-SBM-Bremsleitung
- Einstellungen Hebelweite, Free-Stroke
- Material Aluminium, Keramik, Stahl
- Bremsbeläge N03A Kunstharz Ice Technologies, N04C Metall Ice Technologies, D03S Kunstharz (ohne Kühlrippen), D02S Metall (ohne Kühlrippen)
- Bremsscheiben Shimano RT-MT800 Freeza Center Lock / 140, 160, 180, 203 mm
- Farbe XT grau
- Gewicht Vorderrad: 301 g (1.000 mm Leitung), Hinterrad: 305 g (1.700 mm Leitung), 203 mm-Scheibe: 162 g, 180 mm-Scheibe: 129 g
- www.bike.shimano.com
- Preis ca. 192,50 € (mittlerer Preis pro Bremse), passende Bremsscheiben ca. 38–55 € | Bikemarkt: Shimano XT Scheibenbremse kaufen

In der Hand
Die Shimano XT ist eine der traditionsreichsten Antriebsgruppen für Mountainbikes, die seit 1983 auf dem Markt ist. Einen Namen hat sie sich jedoch auch früh schon durch die zur Gruppe gehörigen Bremsen gemacht. Im Jahr 2000 wird die erste hydraulische Shimano XT vorgestellt – und sie hat es in sich. Neben den (damals sehr guten) V-Bremsen kann sich die kraftvolle Shimano XT BR-M755, eine dicke Vier-Kolben-Bremse, durchaus einen Namen einbremsen. Mit dem Modelljahr 2004 verschwindet diese stärkste Bremse der Linie – Hintergrund ist die Markteinführung der neuen Abfahrtsgruppe Saint. Auch in 2008 und 2012 gibt es mit jeweils großen Erneuerungen der XT jeweils nur leichte Zwei-Kolben-Bremsen. Shimano experimentiert in dieser Zeit lieber mit Dual Control und anderen Technologien.
Es dauert bis 2017, bis sich das ändert. Der Siegeszug von Enduro und auch die Verbreitung schwerer E-Bikes sorgen für ein Umdenken. Mit der Shimano XT M8020 kehrt der dicke Vierkolbensattel in die XT-Gruppe zurück. In diesem Test nehmen wir nun das Modelljahr 2019 unter die Lupe, das auf den Namen M8120 hört und laut Shimano in Details nochmals verbessert wurde.
Bremssattel
In der Basis setzt auch die neuste Generation der Shimano XT-Scheibenbremsen auf vier Keramik-Kolben, die in einem geschraubten Aluminium-Bremssattel sitzen. Die Kolben messen paarweise 15 und 17 mm im Durchmesser. Die Keramik soll die Wärmeübertragung von den Bremsbelägen auf die Bremsflüssigkeit reduzieren und so einen positiven Beitrag zur Standfestigkeit liefern. Stichwort Bremsbeläge: Hier setzt Shimano auf das Ice Technologies genannte Design, bei dem die Trägerplatte sich zu einem eigenen Kühlkörper außerhalb des Bremssattels erweitert. Eben jenes Design zeigt sich – immerhin 20 Jahre nach Einführung der vierkolbigen XT-Scheibenbremse, optisch ansprechend und kompakter als in vergangenen Jahren. Wie gehabt, sind vier verschiedene Beläge verfügbar: jeweils aus Kunstharz oder Metall sowie mit Kühlrippen oder ohne.



Die wirklich nennenswerten Änderungen zum Vorgängermodell finden sich tiefer im Detail und sind eher als Feinschliff einzustufen. So soll die Strömung im Bremssattel optimiert worden sein – ein direkterer Verlauf soll das Ansprechverhalten verbessern. Die Neupositionierung des Entlüftungsnippels an das untere Ende des Bremssattels (vorher neben dem Leitungsanschluss oben am Bremssattel) soll außerdem das Entlüften vereinfachen, da der Bremssattel nun weniger Ecken aufweist, an denen sich Luftbläschen halten können. Der Leitungsanschluss selbst ist rotiert worden und hilft so bei einer sauberen Leitungsverlegung. Insgesamt erscheint der Bremssattel bis auf kleinste Details (zum Beispiel keine Titanschrauben zur Belagsbefestigung) technisch und konstruktiv sehr nah an der großen Schwester XTR angelehnt zu sein.


Bremshebel
Direkt von der XTR übernimmt auch der Shimano XT M8100-Bremshebel seine technischen Neuerungen. Hier hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell einiges getan. Ähnlich der Trickstuff Direttissima ist der Hebel nun breit abgestützt mit einer Klemmung, die weit zum Vorbau hineinwandert. Das soll Steifigkeit bringen, ein Punkt, der beim Vorgängermodell von einigen Kunden negativ moniert worden ist. Im Spalt zwischen Klemme – Shimano-typisch mit Sicherungsbolzen gegen ein ungewolltes Öffnen bei nicht angezogener Schraube – und Abstützung finden selbst die breiten SRAM-Schalthebelschellen Platz.

Von der Überarbeitung eingeschlossen ist auch die Servowave genannte, variable Hebelübersetzung. Sie sorgt dafür, dass Shimano-Bremsen ein sehr definiertes Bremsgefühl mit sich bringen. Die Idee ist, dass bis zum Anliegen der Bremsbeläge an der Scheibe ein sehr kurzer Hebelweg (mit entsprechend hoher Übersetzung für großen Ölfluss zum Bremssattel) erzeugt wird. Ab diesem Punkt flacht die Kurve stark ab, sodass sich die eigentliche Bremskraft fein über den Hebelweg dosieren lässt. Genau diese Technologie ist unter vielen Fahrerinnen und Fahrern umstritten, da sie nicht linear arbeitet. Der Vorwurf: Durch die hohe Übersetzung zu Beginn des Hebelweges ist die Bremse zu bissig und lässt sich daher schlecht dosieren. Für das neue Modelljahr hat Shimano den Verlauf der Servowave-Kurve etwas angepasst, um dieser Kritik entgegenzukommen.
Weitere Änderungen? Der Bremshebel selbst ist minimal höher und flacher geworden. Kleine, kugelförmige Profilierungen sollen zudem für verbesserten Halt an Finger und Handschuh sorgen. Und die Klemmschelle nimmt über das sehr weit einstellbare I-Spec EV Shimano-eigene Schalthebel auf, die sich dann in einem weiten Bereich verschieben und um den Lenker drehen lassen.



Unterschiede & Kompatibilität
Wie unterscheidet sich die Shimano XT M8120-Scheibenbremse von ihren teureren und günstigeren Geschwistern? Shimano-typisch können die Bremssättel und Bremshebel von Deore, Zee, SLX, XT, Saint und XTR in der aktuellen sowie den zwei vorherigen Versionen frei miteinander kombiniert werden. Hintergrund ist, dass Shimano einheitliche Master-Zylindergrößen und Hebelübersetzungen verwendet. Die wesentlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Vierkolben-Bremssätteln finden sich daher im Finish sowie den eingesetzten Belägen wieder.
Größere Unterschiede gibt es am Bremshebel zu beobachten. Während für die XTR auch ein leichter Race-Hebel verfügbar ist, ähneln sich die Trail-Hebel von XTR, XT, SLX und Deore grundsätzlich stark. Hier liegen die Unterschiede im Detail: der hier getestete Shimano XT M8100-Hebel unterscheidet sich vom Shimano SLX M7100 durch eine zusätzliche Profilierung der Grifffläche am Bremshebel sowie die Schraube zur Free Stroke-Einstellung – diese ist bei der SLX nicht vorhanden. Alle weiteren Differenzen sind rein optischer Natur und damit am Ende des Tages Geschmacksache. Gegenüber der XTR bringt die XT einige Gramm mehr auf die Waage, da auf einen Carbon-Hebel, Titanschrauben oder Beläge mit Titan-Trägerplatten verzichtet wird. Vor diesem Hintergrund sollten kostenoptimierende Biker zweimal überlegen, welche der Shimano-Bremsen sie sich kaufen wollen.
Bremsscheibe
Die letzten kleinen Unterschiede machen die Bremsscheiben aus. Erst bei der Shimano XT RT-MT800 – verfügbar in vier Größen von 140 bis 203 mm, Preis ab ca. 38 € – gibt es die weit nach innen gezogenen Ice Technologies Freeza-Scheiben. Das von vorherigen Modellen bekannte Sandwich aus Stahlreibringen auf Aluminiumträger soll helfen, die Wärmeabstrahlung zu verbessern. Bei den neuen Shimano XT-Bremsscheiben sind die Kühllamellen besonders weit nach innen gezogen, gleichzeitig sehen sie durch ihre Flächigkeit sehr modern aus. Sofern eine Bremsscheibe modern sein kann. Bei der Shimano XTR RT-MT900-Bremsscheibe kommt zusätzlich noch eine schwarze Wärmeleitfarbe zum Einsatz, die für zusätzliche Wärmeabfuhr sorgen soll. Montiert werden die Scheiben ausschließlich mit dem hauseigenen Centerlock-Standard.




Shimano XT M8120 – die Eckdaten im Vergleich
Marke | Modell | UVP | Gewicht | Kolbendurchmesser | Bremsbelag Kosten | |
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Formula | Cura 4 | 183,00 € | 249 g (900 mm Leitung) | 4 x 18 mm | 27,99 € (organisch), 36,99 € (metallisch) | Testbericht lesen |
Hayes | Dominion | 235,00 € | 312 g (1.000 mm Leitung) | 4 x 17 mm | 29,90 € (alle) | Testbericht lesen |
Magura | MT7 | 219,90 € | 265 g (1.000 mm Leitung) | 4 x 17 mm | 15,50 € (Comfort einteilig), 19,90 € (Performance einteilig), 22,90 € (Performance zweiteilig), 29,90 € (Race zweiteilig) | Testbericht lesen |
SRAM | G2 Ultimate | 295,00 € | 242 g (850 mm Leitung) | 2 x 14 mm, 2 x 16 mm | 24,00 € (metallisch) | Testbericht lesen |
SRAM | Code RSC | 270,00 € | 297 g (1.000 mm Leitung) | 2 x 15 mm, 2 x 16 mm | 26,00 € (metallisch), | Testbericht lesen |
Shimano | XTR | 199,00 € | 266 g (1.000 mm Leitung) | 2 x 15 mm, 2 x 17 mm | ca. 17,00 € (organisch), ca. 25,00 € (metallisch) | ersten Test lesen |
Shimano | Saint | 279,90 € | 335 g (1.700 mm Leitung) | 2 x 15 mm, 2 x 17 mm | ca. 20,00 € (organisch), ca. 26,00 € (metallisch) | Testbericht lesen |
Trickstuff | Diretissima | 450,00 € | 234 g (750 mm Leitung) | 2 x 14 mm, 2 x 17 mm | 24,90 € | Testbericht lesen |
TRP | Quadiem | 219,00 € | 317 g (1.000 mm Leitung) | 4 x 16 mm | 24,90 € (semi-metallisch) | Testbericht lesen |
Trickstuff | Maxima | 550 € | 301 g (VR-Bremse) | 2 x 16 mm, 2 x 17 mm | 19,90 € | Testbericht lesen |
Shimano | XT | 155,00 € | 301 g (1.000 mm Leitung) | 2x 15 mm, 2x 17 mm | ca. 17,00 € (organisch), ca. 25,00 € (metallisch) | Testbericht lesen |
Montage
Unsere Shimano XT M8120-Testbremse kommt in Einzelteilen, sodass zunächst die Montage ansteht. Scheiben (Centerlock) und Bremszange (Postmount) sind schnell sicher und schleiffrei montiert. Dann folgen die Hebel – und hier gibt es eine kleine Beobachtung zu teilen. Durch die nach innen verschobene Klemmung baut der Bremshebel am Lenker sehr breit. An unserem Testrad können wir aufgrund des 35 mm-Lenkers (Tune Wunderbar) den Shimano XT BL-M8100-Bremshebel nicht so weit nach innen schieben, wie wir es gerne würden. Bei schmaleren (und dickeren) Lenkern heißt es hier vorher: Prüfen!
Im Anschluss müssen Hebel und Bremszange verbunden und entlüftet werden. Die Leitungen sind schnell innen verlegt, dann gekürzt, eingeschraubt und entlüftet. Interessant (und Shimano-untypisch) ist, dass in einem der Bremshebel an unserem Testprodukt geringe gummiartige Rückstände am Gewinde zu sehen sind. Abgesehen von dieser Verschmutzung gibt es im Weiteren keine Auffälligkeiten. Ganz im Gegenteil: Uns gelingt im ersten Durchgang eine blasenfreie Entlüftung mit hartem Druckpunkt. Die Optimierungen im Inneren des Bremssattels könnten zu diesem Ergebnis beigetragen haben – nicht immer waren Shimano-Bremsen so einfach zu entlüften.
Praktisch: Shimano bietet die meisten seiner Bremsen neuerdings auch als J-Kit an. Hier verschließt eine Membran die Bremsleitung, die bei der Verschraubung einreißt. Passt die Leitungslänge, wird ein Entlüften so überflüssig. Insgesamt und gerade auch deshalb ist Shimano was das Thema Entlüftung angeht mittlerweile ganz vorne mit dabei. Bei Mineralöl gibt es keine kritischen Hinweise zur Arbeitssicherheit zu beachten und das Design des Entlüftungs-Kits ist anwenderfreundlich und auch für ungeübte Schrauber einfach und sicher zu beherrschen.
Zu guter Letzt werden die Bremshebel in der Griffweite über das gewohnt große Plastikrädchen eingestellt. Das funktioniert problemlos und in einem weiten Bereich – so werden auch Menschen mit kleinen Händen ihre passende Hebelposition finden. Weitestgehend wirkungs- und damit nutzlos zeigt sich die Free Stroke-Einstellung. Die Schraube am Geberzylinder zeigt kaum spürbare Veränderungen und so lassen wir sie so, wie sie ist.
Auf dem Trail
Nach all der Vorarbeit geht es im Oktober 2019 das erste Mal für uns mit der neuen Shimano XT M8120-Vier-Kolben-Bremse auf den Trail. Passend zum Tag der Deutschen Einheit hat es im Karwendel geschneit und die Bremse darf auf einer schönen Tausend-Höhenmeter-Abfahrt direkt beweisen, was sie zu leisten imstande ist.
Vom Start weg zeigt sich der Druckpunkt knackig und hart – unterstützt wird dieses Gefühl von den im Vergleich zu SRAM minimal höheren Bedienkräften. Ob es Einbildung ist oder nicht: Für uns ist die Dosierbarkeit besser geworden. Das merken wir vor allem, als wir versuchen, uns voll auf die Bremsleistung zu konzentrieren. Auf dem Level einer Magura MT7 beißen sich die Vier-Kolben-Zangen in die Bremsscheiben (203 / 180 mm). Und das bei einem vollkommen anderen Gefühl am Hebel. Ein weniger binäres Gefühl aber noch lange nicht so weich (negativ gesprochen: teigig) wie bei Magura. Die Optimierung der Servowave-Kurve scheint zu fruchten. Wie viel ist von der Servowave heute noch zu spüren? Dadurch, dass die Änderung des Übersetzungsverhältnisses direkt mit dem Einsetzen der Bremskraft zusammenfällt, ist von der ganzen Technik in unseren Augen auf dem Trail nichts zu spüren. Zumindest nichts Negatives.

Über jeden Zweifel erhaben ist die Standfestigkeit der Shimano XT. Inwiefern diese an den neuen Bremsscheiben liegt, können wir nicht sagen. Fakt ist jedoch, dass abgesehen von minimalem Druckpunktwandern keinerlei Auswirkungen von steigenden Temperaturen bei langen Abfahrten zu spüren gewesen ist.
Womit wir beim Thema Druckpunkt sind. Ein immer wieder auftretendes Problem vorheriger Generationen der Shimano XT-Scheibenbremse (und anderer Shimano-Mountainbike-Bremsen) war ein wandernder Druckpunkt bei schneller Hebelbetätigung. Besonders deutlich war dieser Effekt bei niedrigen Temperaturen (< 0° C), wenn das Shimano-Mineralöl (10 WT, Viskositätsindex ca. 100) dickflüssiger wurde. Ursächlich war das Querschnittsverhältnis der Zu- und Rücklauföffnungen vom Geberzylinder zum Ausgleichsbehälter: Durch die kleinere Rücklauföffnung konnte in manchen Betätigungsszenarien das Öl zu langsam zurückfließen, bevor neues Öl vom Geberzylinder zugeführt wurde. Das Ergebnis war ein sich verändernder Druckpunkt.


Dieses Phänomen war zu keiner Zeit gefährlich, jedoch vom Hebelgefühl her sehr unangenehm. Aus diesem Grund waren wir gespannt, wie sich die neuen Shimano XT M8120-Bremsen diesbezüglich schlagen würden. Vonseiten Shimano ist im Rahmen der Veröffentlichung nicht näher kommentiert worden, ob es konstruktive Änderungen zur Behebung des Phänomens gegeben hat. So blieb uns nur der Praxistest. Im Rahmen unseres Tests konnten wir wieder minimal wandernde Druckpunkte feststellen! Starke Effekte wie in der Vergangenheit (Bezugspunkt ist das getestete Modell Shimano XTR M9000) ließen sich jedoch nicht reproduzieren. Einer der Gründe hierfür kann jedoch auch der sehr milde Winter 2019/2020 gewesen sein. So steht ein echter Kältetest noch aus! Für den Moment sehen wir hier jedoch kein Problem mehr.
Kurzum: Die Japaner haben ganze Arbeit geleistet und Stärken beibehalten sowie im Detail verbessert, um Schwächen fast auszumerzen. Das macht die neue Generation zur bislang besten Shimano XT-Scheibenbremse.

Das ist uns aufgefallen
- Free Stroke-Leerweg-Einstellung Mit dieser Funktion tut sich Shimano nach wie vor schwer. Von der Idee her lässt sich über die Leerweg-Einstellung der Hebelweg bis zum Anliegen der Beläge an der Scheibe einstellen. Bei Shimano ist diese Einstellung traditionell über eine kleine Schraube am Geberzylinder vorzunehmen. Zumindest an unserem Testmodell zeigte sich diese jedoch nicht wirkungsvoll – der Unterschied ist zu gering, als dass er relevant wäre. Vorteil für die SLX, an der diese Schraube gar nicht erst verbaut ist. Und nach wie vor Hausaufgaben für Shimano, um diese Funktion endlich sinnvoll umzusetzen!
- Scheibendurchmesser und Wärmemanagement Wer leicht ist und Shimano-Bremsen tendenziell bissig findet, sollte sich ernsthaft überlegen, ob er nicht auf kleinere Bremsscheiben setzt. Die Shimano RT-MT800 Freeza-Bremsscheiben in Kombination mit den Ice Technologies-Belägen machen ihren Job bei der Wärmeableitung richtig gut. Das sorgt dafür, dass auch auf langen Alpenabfahrten keine Hitzeprobleme auftreten. Mit einer kleineren Bremsscheibe (zum Beispiel. 180 statt 203 mm) kann so nicht nur Gewicht gespart, sondern auch die Bissigkeit (und maximale Bremskraft) etwas reduziert werden. So stark und standfest wie die neue XT ist, kann man darüber definitiv nachdenken.
- Kompatibilität zwischen Gruppen ist beeindruckend – und bietet weitreichendes Optimierungspotenzial. Unsere Empfehlung wäre derzeit, eine Shimano SLX M7120-Scheibenbremse zu kaufen und diese je nach Einsatzbereich mit den passenden Shimano XT RT-MT800-Bremsscheiben zu kombinieren. Da die Free Stroke-Einstellung ohnehin nicht funktioniert und die weiteren Unterschiede lediglich in der Farbe begründet sind, bekommt man auf diese Weise zum besseren Preis die volle Standfestigkeit und bezahlt das mit lediglich 22 g Mehrgewicht. Theoretisch könnte man sogar zur neuen Deore M6120 greifen …


Fazit – Shimano XT M8120-Scheibenbremse
Die neue Shimano XT M8120-Vierkolbenbremse kann voll überzeugen. Bremskraft und Standfestigkeit begeistern und die verfeinerte Servowave-Mechanik sorgt für eine spürbar verbesserte Dosierbarkeit. Unverändert gut zeigt sich die Ergonomie am Bremshebel. Die neuen Ice Technologies Freeza-Scheiben sorgen zusammen mit den entsprechenden Belägen für ein hervorragendes Wärmemanagement. Bleiben der nicht wirklich überzeugende Free Stroke-Einsteller und die für manche Lenker zu breit geratene Klemmung mit Abstützung als negative Punkte: Beide sind in Anbetracht der sehr guten Leistung zu verschmerzen.
- hohe Standfestigkeit
- hohe Bremskraft
- gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Free Stroke-Einstellung weitgehend wirkungslos
- Lenkerklemmung für manche Lenker zu breit

Zwei oder vier Kolben – worauf setzt ihr?
Die Shimano XT M8120-Scheibenbremse wurde uns von Shimano für den Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Nach Montage im September 2019 sind wir die Bremsen bis heute intensiv gefahren und haben dabei gut 1.400 km / 35.000 hm absolviert. Im Testzeitraum wurden keine Komponenten getauscht und das Setup wurde abgesehen von der ersten Einstellung nicht angepasst.
- Tirol Knackige Anstiege, technische Downhills
- Karwendel Knackige Anstiege, alpine Downhills
- Alpenvorland (München, Bodensee) Schnelle Touren, teils sehr viel Matsch
- Reschenpass Feine Enduro-Trails mit teils langen und steilen Stein- und Wurzelpassagen
Körpergröße | 177 cm |
Schrittlänge | 83 cm |
Oberkörperlänge | 52 cm |
Armlänge | 58 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- Beide Räder am Boden und Vollgas: Attacke bergauf, sauber bergab
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Gabel straff, Hinterbau effizient
- Vorlieben bei der Geometrie
- Mittellang und flach