
Continental Mud King im Test: Mit dem Wechsel der Atherton-Geschwister auf Continental vor einigen Jahren entwickelte der deutsche Reifenhersteller diverse neue Profile – eines davon findet sich am Mud King. Der Matsch-Reifen ist schon ein Weilchen auf dem Markt und wird inzwischen auch wieder von den schnellen Geschwistern, die dieses Jahr als Continental Atherton Team an den Start gehen, über durchweichte Pisten gejagt. Wir haben die 29″-Version ausprobiert!
Continental Mud King: Infos und Preise
Bereits das Profil zeigt deutlich: Dieser Reifen will ins nasse und lose Geläuf. Überall, wo der Boden weich ist und die Stollen tief eindringen müssen, um Traktion aufzubauen, soll der Mud King laut Conti genau richtig sein. Die Eignung für extremes Schlechtwetter wird durch die vergleichsweise geringe Breite von 2,3″ untermauert. Für Traktion soll aber nicht nur das Profil sorgen, auch die Black Chili-Gummimischung hat hier ein Wörtchen mitzureden. An der Seitenwand setzt Continental auf nur eine Karkassen-Option: Apex. Grundlage bildet eine 6-lagige 60 TPI-Karkasse mit Apex-Kern, der am Reifenwulst ansetzt und über die Seitenwand nach oben gezogen ist.
In Sachen Vielfalt ist der Mud King so kein Musterschüler, aber man hat als Kunde dafür auch nicht die Qual der Wahl – es gibt nur eine Variante. Einzig bei der Wahl der Laufradgröße erhält man eine Auswahl: 26″, um beispielsweise das 4x-Rad fürs Rasenrennen zu spezialisieren, sowie 27,5″ oder 29″. Das Enduro/Trail-Bike für den Winter ausrüsten? Alles machbar. Kleines Zuckerl: der Reifen wird in Deutschland gefertigt, das lässt sich Continental aber auch mit einem entsprechenden Preis bezahlen.
- Laufradgrößen 26″, 27,5″, 29″
- Reifenbreiten 2,3″
- Gummimischung Black Chili Compound
- Karkasse Apex
- Gewicht 1.100 – 1.160 g
- www.continental-reifen.de
Preis: 80,80 € (UVP) | Bikemarkt: Continental Mud King kaufen

Im Detail
Matsch-Reifen heben sich unmissverständlich von anderen Reifen ab. Schmal und mit langen Stollen ausgerüstet, lassen sie bei Matsch-Liebhabern die Herzen höherschlagen. Zumindest so lange es bergab geht, denn den Grip bezahlt man mit mehr Rollwiderstand. Auch der Mud King ist da keine Ausnahme: Trotz schmaler Ausführung bleibt die Waage erst knapp unter der 1,2 kg-Marke stehen. Kombiniert mit einem Profil, dessen Haupt-Aufgabe nicht im Generieren von wenig Rollwiderstand besteht, machen wir uns zunächst mal noch keine Gedanken zum Weg nach oben.
Schauen wir das Profil genau an: Im Gegensatz zu den meisten Reifen fällt auf, dass Continental fast komplett auf Lamellen verzichtet. Zwar sind die Seitenstollen mit einer 45°-Schräge versehen, diese ist aber nur sehr schmal und nicht weit ins Profil abgesenkt. Braucht man am Matsch-Reifen denn überhaupt Lamellen? Diese vergrößern die Kantenlänge, die auf dem Untergrund für Seitenführung oder Traktion sorgen kann – bei Matsch ist das nicht ganz so relevant, da schmiert es sowieso und der Reifen sollte eher tief in den Boden eindringen.
Obwohl Rollwiderstand keine allzu große Priorität bei der Entwicklung eines Matsch-Reifens haben dürfte, setzt Continental am Mud King auf in Fahrtrichtung angeschrägte Mittelstollen. Diese sind zudem leicht trapezförmig – vorne breiter, hinten schmaler. Zieht man am Bremshebel, wird so keine breite Kante in den Dreck gedrückt. An den Seiten setzt man auf einen quadratischen Stollen, der in alle vier Richtungen abgestützt ist. Um für eine möglichst gute Selbstreinigung zu sorgen, sind nicht nur die Abstände zwischen den Stollen geräumig, die Mittel- und Seitenstollen-Reihen befinden sich zudem nicht auf gleicher Höhe, sondern sind zueinander versetzt angeordnet. Dadurch sollte sich selbst gröbster Schmodder nicht lange im Profil halten können und die Gummi-Poller für die nächsten Herausforderungen frei halten.
Continentals Apex-Karkasse baut auf Vielschichtigkeit: An der Seitenwand kommt die namensgebende Apex-Einlage in Kombination mit einer doppellagigen Karkasse zum Einsatz. In Summe befinden sich an der Seitenwand vier Karkassenlagen, unter dem Profil sechs Lagen. Am Reifenwulst kommt nicht die Tubeless-Ready-Kontur von Continental zum Einsatz – der Wulst selbst ist aus Stahl, nicht aus Gewebe.
Marke | Modell | UVP | Gewicht | Durchmesser | Reifenbreite | |
---|---|---|---|---|---|---|
Continental | Mud King Apex | 70,90 € | 1.160 g | 29" | 2,3" | |
Maxxis | Shorty EXO | 69,50 € | 1.025 g | 29" | 2,5" WT | |
Maxxis | Wetscream DD | 69,50 € | 1.015 g | 27,5" (kein 29" verfügbar) | 2,5" | |
Schwalbe | Dirty Dan DH | 57,90 € | 1.345 g | 29" | 2,35" | Testbericht lesen |
Specialized | Hillbilly BLCK DMND | 59,90 € | 1.260 g | 29" | 2,3" | |
WTB | Verdict Wet | 67,95 € | 1.332 g | 29" | 2,5" | Testbericht lesen |
Auf dem Trail
Wer das erste mal mit echten Schlammreifen auf einem Trail unterwegs ist, welcher sonst im Nassen unfahrbar war, wird dieses Erlebnis sicher nicht vergessen. Wo man vorher mit einem oder gar beiden Beinen am Boden über die Kurve hinausgeschlittert ist, ist nun ein sauberer Richtungswechsel möglich. Um uns das Leben noch etwas schwerer zu machen, fahren wir im Winter – warum, wissen wir selbst nicht – zumeist naturbelassene, steile Trails. Da wir primär auf Tubeless-Reifen unterwegs sind, sparen wir uns oft den Reifenwechsel und leiden dann einfach. Dieser seltsame Masochismus fand mit dem Test des Continental Mud King ein jähes Ende.

Kurven auf lockerem Boden, egal wie tief – oder besser gesagt je tiefer, desto besser – sind plötzlich keine Herausforderung mehr.
Kurven auf lockerem Boden, egal wie tief – oder besser gesagt, je tiefer, desto besser – sind plötzlich keine Herausforderung mehr
Auf lehmigen Böden ist man um jedes Quäntchen Geschwindigkeit froh, um die Reifen schneller zu drehen. Dadurch fliegt die Matsche leichter aus dem Profil, damit es möglichst frei für die nächste Kurve oder Bremsung Traktion bereitstellen kann. Für einen Matschreifen mit entsprechender Stollenhöhe macht der Mud King hier einen soliden Job. Stollen-Abstand und schmale Bauweise ermöglichen mehr Selbstreinigung, als man von einem Reifen dieser Klasse erwarten würde.

Einschränkungen wird man mit einem Spezialisten natürlich immer haben – so muss man sich auf Steinen und Wurzeln eher auf die Gummimischung als auf das Profil verlassen. Zu weit stehen die Stollen auseinander, als dass immer mehrere sicher auf der Wurzel Platz finden können. So gilt es, die Linien in Wurzel- und Steinpassagen mit entsprechendem Fingerspitzengefühl zu wählen. Gleiches gilt für härtere Böden, in welche die Stollen nicht eindringen können: Wie bei jedem Schlammreifen werden einem bei solchen Bodenverhältnissen sehr schnell die Grenzen in Form von schmierenden Stollen aufgezeigt. Aber der Reifen heißt ja auch nicht Hardpack-King.



Bei der Verwendung des Continental Mud King in verschiedenen Bikes fiel seine eher konservative Breite sehr positiv auf. Fast schon schmächtig wirkt er im Vergleich zu den extra-breiten, großvolumigen WideTrail-Reifen. Warum das so gut ist? Zum einen ist nicht jeder Hinterbau mit sehr hoher Reifenfreiheit ausgestattet, zum anderen gräbt sich der schmälere Reifen auch williger in den Boden, anstatt aufzuschwimmen und zu schmieren. So schafft es Conti, mit dem Mud King eine Lücke im Produkt-Portfolio anderer Hersteller zu finden.
Das ist uns aufgefallen
- Tubeless-Fähigkeit Conti schreibt den Reifen nicht als Tubeless-Reifen aus. Probiert haben wir es trotzdem mit verschiedenen Varianten an Tubeless-Milch und Tests an verschiedenen Felgen mit diversen Tubeless-Bändern. Dabei hatten wir immer wieder mit Luftverlust zu kämpfen. Am Ende haben wir aufgegeben und Schläuche montiert. Schade, dass man hier nicht die Wahl hat, was man fährt, sondern auf den Schlauch angewiesen ist.
- Reifendimension Mit seinem schmalen Profil ist der Mud King besonders für sehr tiefe Böden interessant. In ihnen gräbt er sich besonders tief ein und ermöglicht Richtungswechsel an Stellen, bei denen sonst mit anderen Reifen alles zu spät ist.
- Verschleiß Wird ein Matschreifen als Spezialist bei bestimmten Bedingungen eingesetzt, hält sich der Abrieb auf jeden Fall in Grenzen. Stollen-Ausfall oder Platten hatten wir im gesamten Testzeitraum nicht zu beklagen.
- Gummimischung Was genau hinter der Black-Chili-Mischung steckt, wissen vermutlich nur die Köche der Mischung im Continental-Werk. In Summe gräbt sich der Mud King sehr willig in den Boden. Für gemixte Untergründe würden wir uns eine Option mit einer etwas weicheren Mischung wünschen.


Im Vergleich
Als Referenz-Reifen im Enduro-Sektor dienen üblicherweise die Modelle Schwalbe Magic Mary und Maxxis Minion DHR II. Der Continental Mud King schlägt aber in eine etwas andere Kerbe – wir ziehen also den Schwalbe Dirty Dan und den Maxxis Wetscream/Shorty als Vergleichsreifen heran.
Schwalbe Dirty Dan vs. Continental Mud King
Gegenüber dem Dirty Dan baut der Mud King etwas schmaler und er verfügt nicht über die kleinen Lückenfüller zwischen den Seitenstollen. Ein schmalerer Reifen braucht zumeist etwas mehr Luftdruck, um bei hohen Seitenkräften nicht wegzuknicken. Dies bedeutet einen Nachteil gegenüber dem Dirty Dan, wenn der Boden weniger tief ist und man auch über Sektionen mit nassen Wurzeln und Steinen fahren muss. Wird der Unterboden weicher und tiefer, kann sich der Mud King dafür tiefer eingraben und in diesen Trail-Abschnitten mehr Grip bereitstellen. Ist die Fahrt nicht schnell genug, um die Selbstreinigung entsprechend anzukurbeln, ist der Mud King etwas verzeihender und nimmt Matsch nicht ganz so gerne mit wie ein Dirty Dan.
Maxxis Wetscream/Shorty vs. Continental Mud King
Mit dem Wetscream hat Maxxis einen absoluten Klassiker im Programm, der sich seit Jahren bewährt hat, wenn die Bedingungen sehr weich und matschig werden. Leider wird dieser nicht in 29 Zoll angeboten – somit vergleichen wir den Mud King mit dem Shorty. Bitte bedenkt dabei, dass dieser seitens Maxxis allerdings nicht als reiner Matsch-Reifen gedacht ist.
Conti bietet mit dem Mud King einen Spezialisten für extreme Bedingungen. Wie schon im Vergleich mit dem Dirty Dan, platziert sich der Mud King auch gegenüber dem Shorty auf der schmaleren Seite. Damit hilft er nicht nur, in Rahmen mit engen Hinterbauten die Reifen am Rollen zu halten, sondern taucht auch bereitwilliger in weiche Böden ein. Mehr Volumen und kürzere Stollen finden sich am Shorty. Diese Eigenheiten verschieben ihn vom Einsatzbereich gegenüber dem Shorty weiter in den gemixten Trail-Bereich. Bei der Selbstreinigung hat er mit seinem Hybrid-Profil auch die Nase etwas weiter vorn.
Fazit – Continental Mud King
Wer auf Zuverlässigkeit setzt und dafür bereit ist, mit Schläuchen unterwegs zu sein, erhält mit dem Continental Mud King einen absoluten Spezialisten für die (aller)tiefsten Böden. Hier gräbt sich der Mud King nicht nur besonders tief ein, sondern hat dabei auch noch eine gute Selbstreinigung, trotz seiner langen Stollen. Der Luftverlust bei der Tubeless-Montage trübt den Testeindruck des Continental Mud King – aber auch mit Schlauch ist mit diesem Reifen das Treppchen auf dem nächsten Wiesenslalom sicher.
- Auf tiefen Böden phänomenal
- Schmale Bauweise für mehr Reifenfreiheit im Hinterbau
- Tubeless ist keine Option
- Spezialisierung auf Matsch schränkt den Reifen auf Wurzeln und Steinen im Grip deutlich ein

Welcher Reifen ist euer Favorit im Matsch?
Testablauf
Während des Testzeitraums wurde der Continental Mud King auf verschiedene Felgen und unterschiedliche Bikes montiert. Der Reifen wurde von mehreren Testfahrern gefahren, die den Luftdruck jeweils an ihre Anforderungen angepasst haben.
Hier haben wir den Continental Mud King getestet
- Singletrails: Sowohl steiles als auch flaches Terrain, verschiedene Böden und Bedingungen.
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 91 cm |
Oberkörperlänge | 56 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 95 kg |
- Fahrstil
- Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 94 cm |
Oberkörperlänge | 49 cm |
Armlänge | 60 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Der Beitrag Continental Mud King im Test: Fahren, wo andere nur noch rutschen erschien zuerst auf MTB-News.de.