
WTB Judge im Test: Letztes Jahr holte WTB zum Rundumschlag aus, überarbeitete einen Großteil der Produktpalette und bestückte diese mit neuen Reifen. Mit von der Partie: Der WTB Judge. Mit diesem Reifen will man das ideale Gegenstück zum Verdict an der Front gefunden haben. Mit groben Stollen, dicker Karkasse und zwei verschiedenen Gummimischungen sieht der Judge vielversprechend aus – wir haben ihn ausprobiert.
WTB Judge – Infos und Preise
Für WTB ist der Judge der wildeste Hinterreifen im Produktportfolio. Hohe Stollen und ein grobes Reifenprofil sollen für Grip in allen Situationen sorgen. Als Hinterreifen soll er die perfekte Ergänzung zum WTB Verdict sein, entsprechend dem genauen Einsatzspektrum gibt es nur wenige Varianten: 27,5″- und 29″-Fahrer werden bedient und haben jeweils die Wahl zwischen dem leichter rollenden Gummi oder der weichen, griffigen Mischung.
Ansonsten bekommt man keine weiteren Auswahlmöglichkeiten. Reifenbreite? Fix 2,4″ – gebaut für Felgen mit großer Maulweite. Karkasse? Nur „TCS Tough“ – bei diesem Profil sollte klar sein, dass der Reifen in grobem Gelände bewegt wird und Dämpfung und Pannenschutz daher vor dem Gewicht stehen.
- Laufradgrößen 27,5″, 29″
- Reifenbreiten: 2,4″
- Gummimischung TriTec High Grip, TriTec Fast Rolling
- Karkasse TCS Tough
- Gewicht: 1281 – 1427 g
- Gewicht nachgewogen: 1.369 g (-58 g ggü. Herstellerangabe)
- www.wtb.com
Preis: 69,95 € (UVP) | Bikemarkt: WTB Judge kaufen

Im Detail
Den Karkassen-Aufbau haben wir zuletzt im Verdict-Test schon beschrieben:
Fangen wir mit dem Aufbau des Reifens an der Felge an: Der WTB Verdict ist ein Faltreifen und mit Aramid-Reifenwulst aufgebaut. Am TCS Tough-Reifen gibt es eine zweilagige Karkassen-Konstruktion, die für hohe Haltbarkeit sorgen soll und auch am Vigilante und Trail Boss schon verwendet wird. Der zweilagige Aufbau zieht sich über den gesamten Reifen. Es wird also auch unter der Lauffläche ordentlich Gewebe verwendet, um vor Reifenpannen zu schützen. Das Herzstück des Reifens ist ein recht klassischer Aufbau ohne große Besonderheiten.

Wie auch beim Verdict setzt man am Judge auf die TriTec-Gummimischung. Die Basis bildet eine extra harte Gummimischung, auf die im Bereich der Mittelstollen eine etwas weichere Mischung aufgebracht wird, die Seitenstollen bekommen noch einmal ein weicheres Gummi – einen ähnlichen Aufbau gibt es beispielsweise bei 3C-Reifen von Maxxis. Für Stabilität soll die harte Basis sorgen, der Seitenstollen für ordentlich Traktion und die Mittelstollen für ein gutes Abrollverhalten.
Vor allem die Mittelstollen sprechen für den Einsatz des Judge am Hinterrad. Im Gegensatz zu Verdict oder Vigilante befindet sich hier viel Profil, das sich beim Verzögern in den Boden gräbt. Die zwei abwechselnden Stollen-Paare haben in der Mitte jeweils einen kleinen Kanal, sind in Fahrtrichtung abgeschrägt und mit unterschiedlichen Lamellen ausgerüstet. Am breiteren Stollen-Paar ist die Lamelle orthogonal zur Fahrtrichtung angeordnet, was für hohe Bremstraktion sorgen sollte. An den schmaleren Exemplaren läuft die Lamelle leicht angewinkelt zur Laufrichtung – hier wird Seitenhalt generiert. Auch die zwei verschiedenen Seitenstollen werden abwechselnd angeordnet: Hauptunterschied ist eine kleine Abstützung nach innen an einem der beiden Gummi-Pöller. Auch am Rand des Profils gibt es Lamellen, diese laufen parallel zur Fahrtrichtung und versprechen ordentlich Halt auf abschüssigen Querfahrten.

Marke | Modell | UVP | Gewicht | Durchmesser | Reifenbreite | |
---|---|---|---|---|---|---|
Bontrager | SR5 Team Issue | 59,99 € | 1.080 g | 29" | 2,6" | Testbericht lesen |
Continental | Kaiser Projekt ProTection Apex | 70,90 € | 1.112 g | 29" | 2,4" | Testbericht lesen |
Maxxis | DHR 2 DD | 74,50 € | 1.200 g | 29" | 2,4" WT | Testbericht lesen |
Schwalbe | Magic Mary SG | 62,90 € | 1.165 g | 29" | 2,35" | Testbericht lesen |
Specialized | Butcher Black Diamond | 59,90 € | 1.100 g | 29" | 2,6" | Testbericht lesen |
WTB | Judge Tough/Fast Rolling | 69,90 € | 1.369 g | 29" | 2,4" | |
WTB | Vigilante Tough/High Grip | 69,90 € | 1.251 g | 29" | 2,5" | Testbericht folgt |
Auf dem Trail
WTBs Judge haben wir im Testzeitraum auf Felgen mit 25 bis 30 mm Maulweite ausprobiert. Bei der Tubeless-Montage kam es zu keinerlei Problemen – eher im Gegenteil: Der Reifen konnte sogar ohne Kompressor oder Tubeless-Reservoir aufgezogen werden. Auch Defekte am Reifen blieben bisher aus, wir können uns also im Folgenden komplett auf die Fahreindrücke konzentrieren.
Für einen Reifen mit einer solchen Stollen-Höhe und so großem Stollen-Abstand rollt der Judge überraschend gut. Unser Testmuster ist mit der härteren Fast Rolling-Gummimischung ausgestattet, die nicht am Boden kleben bleibt. Der Reifen rollt angenehm ab und hat uns auch auf längeren Touren mit ordentlich Höhenmetern nicht abgeschreckt. Dank der guten Klettereigenschaften macht sich der Reifen nicht nur im angepeilten Enduro-Sektor gut, sondern passt auch hervorragend an Räder mit kürzerem Hub, die in härterem Gelände bewegt werden.

Wie auch der Verdict ist der Judge etwas mehr Spezialist. Das merkt man vor allem auf harten Böden. Auf den Seitenstollen schmiert der Reifen aufgrund der hohen Stollen, bleibt dabei aber kontrollierter als der Judge. Wirft man sich mit ordentlich Schmackes in einen harten Anlieger, schwimmt das Hinterrad und gibt bedrohliche Geräusche von sich. In solchen Anwendungen gilt es, lieber etwas Vorsicht walten zu lassen und sich etwas zurückzuhalten.
Ganz anderes Bild auf weicheren Böden: Diese spielen dem Reifen voll in die Karten. Der WTB Judge ist hier sehr berechenbar, bietet viel Seitenhalt und sorgt auch beim Ankern für gute Verzögerung. Wird es nass, kommt die härtere Gummimischung etwas an die Grenzen der Bremstraktion. Auf den Seitenstollen bohrt sich der Reifen weiterhin schön in den Untergrund und sorgt für exzellenten Grip. Die am Verdict getestete, weiche Gummimischung dürfte hier aber für noch bessere Ergebnisse sorgen. Kein Geheimnis ist, dass wir Fans der Tough-Karkasse sind. Auch am Judge kann diese wieder einen guten Eindruck hinterlassen: Etwas schwer, dafür aber problemlos und gesegnet mit ordentlich Dämpfung.

Das ist uns aufgefallen
- Spezialist WTBs Rundumschlag hat das Portfolio zwar auf einen moderneren Stand gehoben, leider hat die Allround-Tauglichkeit der Reifen etwas gelitten. Wie auch Verdict und Vigilante 2,5 ist auch der Judge auf harten Böden mit Vorsicht zu genießen.
- Seitenstollen Hat man sich auf das schwammige Gefühl am Hinterrad eingelassen, kann man mit dem Judge definitiv Spaß haben – er sorgt für den ein oder anderen wilden Moment, holt einen aber damit auch gerne mal aus der Komfortzone raus. Vor allem für den Winter finden wir den Reifen gelungen.
- Geräuschkulisse Wenn man aus dem Anlieger rollt und überall in große Augen blickt, war es wohl etwas laut. Tatsächlich sorgen harte Kurvenfahrten für eine beängstigende Geräuschkulisse.
- Verschleiß Die harte Gummimischung hält sich erwartungsgemäß besser als das weiche Gummi am Verdict. Bei der bisherigen Laufleistung hält sich der Verschleiß der Stollen in Grenzen.
Im Vergleich
Als Referenz-Reifen im Enduro-Sektor dienen Schwalbes Magic Mary und Maxxis Minion DHR II.
Schwalbe Magic Mary vs. WTB Judge
Im Direktvergleich zwischen Judge und Mary muss man den Schwalbe-Reifen mit Super-Gravity bis Downhill-Karkasse heranziehen. An den guten Rollwiderstand kommt die Mary auch in der Addix-Soft-Mischung nicht heran. Dafür greift der Schwalbe bei nassen Bedingungen aufgrund des weichen Gummis etwas besser. Beide Reifen sind vor allem auf losen Böden zuhause, wird der Untergrund hart, muss man mit dem Judge etwas vorsichtiger fahren. Der WTB kann wiederum bei der Haltbarkeit punkten.
Maxxis Minion DHR II vs. WTB Judge
Zwei speziell für den Einsatz am Hinterrad entwickelte Reifen im Duell – rein optisch sind Parallelen da. Auch hier kann der Judge wieder mit dem besseren Rollwiderstand punkten, zeigt sich etwas haltbarer und auch die Karkasse ist resistenter als die DD-Karkasse von Maxxis. Berechenbarer ist dafür wiederum der Maxxis, der, was Grip und Allround-Fähigkeit angeht, die Nase vorn hat.
Fazit – WTB Judge
Wie der Verdict zeigt sich auch der WTB Judge von einer etwas spezielleren Seite: Überraschend guter Rollwiderstand trotz hoher Stollen, grandioser Grip in tiefen Böden und eine super Karkasse. Mit nur einer Breite, zwei Laufradgrößen und zwei Gummi-Mischungen fokussiert sich der Hersteller aufs Wesentliche. Vor allem fürs Hinterrad eignet sich die härtere Mischung; wer viel im Nassen unterwegs ist, könnte mit der weicheren Mischung besser beraten sein.
- Karkasse
- Grip in tiefen Böden
- Rollwiderstand
- Berechenbarkeit auf den Seitenstollen

Lieber etwas Wahnsinn am Hinterrad oder volle Kontrolle? Was fahrt ihr lieber?
Testablauf
Während des Testzeitraums wurde der WTB Judge auf verschiedenen Felgen von 25 mm bis 30 mm Maulweite und unterschiedlichen Bikes montiert. Der Reifen wurde von mehreren Testfahrern gefahren, die den Luftdruck jeweils auf ihre Anforderungen angepasst haben.
Hier haben wir den WTB Judge getestet
- Mollau: Steile, naturbelassen-ruppige Trails, staubige und lose Böden.
- Singletrails: Sowohl steiles als auch flaches Terrain, verschiedene Böden und Bedingungen
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 94 cm |
Oberkörperlänge | 49 cm |
Armlänge | 60 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Der Beitrag WTB Judge Reifen im Test: Mit 300 PS ums Eck! erschien zuerst auf MTB-News.de.