Formula Nebbia im Test: Der Formula Nebbia ist der erste Luftdämpfer der Italiener und will mit einer extrem breiten Abstimmbarkeit punkten. Wir haben den Dämpfer ausgiebig für euch ausprobiert.
Formula Nebbia: Infos & Preise
Stahlfeder-Dämpfer haben die Italiener von Formula bereits seit geraumer Zeit im Programm. Mittlerweile schickt sich allerdings ein Luftdämpfer an, diese Phalanx zu durchbrechen. Der Formula Nebbia ist der erste Luftdämpfer von Formular und soll vor allem durch seine großzügige Einstellbarkeit punkten. Neben umfangreichen externen Verstelloptionen können nämlich auch der Dämpferhub sowie die komplette Compression-Einheit in nur wenigen Handgriffen angepasst, beziehungsweise ausgetauscht werden.
Wir haben den 790 € teuren Dämpfer für euch in einem Orbea Rallon und einem Santa Cruz Hightower getestet. Unser Testmodell mit 230 mm Einbaumaß bringt 494 Gramm auf die Waage.
- umfangreich anpassbarer Luftdämpfer
- Hub-Reduktion mithilfe von Spacern möglich
- ausgiebige Compression-Einstellung via CTS
- Einstellmöglichkeiten 3-Positionen-Hebel (Open, Plattform, Firm) / Compression (21 Klicks) / Rebound (23 Klicks)
- CTS-Einsätze Gold, Orange, Grün
- Gewicht 494 g (230 mm Einbaumaß, gewogen)
- Preis 790 € (UVP)
- www.rideformula.com

Im Detail
Der Formula Nebbia-Dämpfer ist der erste Luftdämpfer der Italienischen Fahrwerks- und Bremsen-Experten. Mit dem Federbein will Formula einen besonders anpassbaren, leicht einstellbaren und vor allem verlässlichen Dämpfer geschaffen haben. Der Nebbia ist in allen gängigen Trunnion und normalen Einbaumaßen erhältlich. Besonders praktisch ist dabei, dass sich der Dämpferhub werkzeugfrei mittels drei im Lieferumfang enthaltenen Spacern anpassen lässt. Dadurch ergeben sich pro Einbaumaß vier einstellbare Hub-Varianten.

Doch hier hört die Einstellbarkeit nicht auf. Genau wie bei anderen Formula-Dämpfern oder Federgabeln kommt auch beim Nebbia das CTS-System zum Einsatz. CTS steht für „Compression Tuning System“: Dieses ermöglicht den Austausch der Druckstufen in wenigen Handgriffen. Es stehen die drei Tunes Light, Medium und Firm zur Wahl. Dadurch kann der Dämpfer problemlos an die Charakteristik des Bikes oder die Vorlieben des Fahrers angepasst werden. Natürlich gibt es zusätzlich auch eine externe Verstellung der Compression. Hier stehen 21 Klicks zur Verfügung. Darüber hinaus verfügt der Nebbia über einen 3-Positionen-Hebel mit den Modi Open, Plattform und Firm. Auch der Rebound lässt sich natürlich einstellen – hier sind es 23 Klicks.

Natürlich lässt sich auch die Progression der Luftfeder über die Formula Neopos-Volumenspacer anpassen. Formula verwendet im Nebbia übrigens einen Bladder, eine dehnbare Blase, statt eines IFP, also eines Trennkolbens. Dadurch soll weniger Reibung und damit weniger Hitzeentwicklung sowie ein besseres Ansprechverhalten erzielt werden. Für ein gutes Ansprechverhalten soll darüber hinaus die Negativfeder sorgen. Hier kommt ein Hybridmodell aus Stahl- und Luftfeder zum Einsatz.
Wie bereits angerissen, soll der Dämpfer auch durch seine gute Haltbarkeit überzeugen. Damit dies auch lange so bleibt, gewährt Formula auf den Nebbia eine 10-jährige Servicegarantie. Ihr könnten euren Dämpfer als auch in einigen Jahren noch problemlos frisch machen lassen. Außerdem soll der Service auch unkompliziert zu Hause machbar sein.
Montage & Setup
Wir sind den Formula Nebbia mit 230er-Einbaumaß in einem Orbea Rallon und in einem Santa Cruz Hightower gefahren. Im Rallon haben wir den Hub dafür auf 62,5 mm reduziert, im Hightower auf 57,5. Beides war dank der im Lieferumfang enthaltenen Spacer problemlos möglich. Insgesamt gibt es weder bei der Montage noch beim Setup des Nebbias Besonderheiten zu beachten. Beim Sag haben wir uns an die entsprechenden Vorgaben der Bike-Hersteller gehalten.
Im Orbea Rallon wurde zuerst die mittlere CTS-Einheit getestet und dann auf die leichtere umgeschwenkt. Auch der CTS-Wechsel gelingt absolut problemlos, sofern man nicht zwei linken Hände hat.
Auf dem Trail
Bevor es mit dem frisch montierten Dämpfer auf die Trails gehen kann, steht natürlich noch der obligatorische Parkplatz-Test auf dem Programm. Hier zeigt der Nebbia erst mal ein etwas ungewöhnliches Verhalten. Der Dämpfer sackt unter dem Eigengewicht des Fahrrads nämlich gar nicht ein. Ganz anders als beispielsweise beim Öhlins TTX, der die ersten Millimeter des Federwegs nahezu ungedämpft verschenkt und dadurch einen sehr potenten Ersteindruck vermittelt, ist das Losbrechmoment beim Formula Nebbia deutlich spürbar. Gleichzeitig bewegt sich der Dämpfer beim Ausfedern auch wieder unverzüglich und etwas unsanft bis ganz ans Ende seines Hubs zurück. Dadurch hat man beim professionellen Sattel-Drück-Test ein wenig das Gefühl, einen Pogo-Stick mit defekter oder zu kleiner Negativfeder eingebaut zu haben.
Auf dem Trail war diese Symptomatik dann allerdings fast nicht mehr spürbar, lediglich in seltenen Situationen war das etwas unsanfte komplette Ausfedern des Dämpfers zu vermerken. Auch der initiale Losbrechmoment stellte sich in der Praxis als nicht als Problem heraus, da man sich größtenteils rund um den Sag-Bereich und nicht auf den ersten Millimetern des Hubs bewegt. Was man allerdings merkt, ist, dass der Dämpfer nicht ganz gleichmäßig einfedert. Es fühlt sich teilweise an, als würde es eine kleine Stufe im Federweg geben. Nicht wirklich störend und man gewöhnt sich schnell daran, aber dennoch spürbar.
Nach einer kurzen Recherche gehe ich davon aus, dass die spezielle Konstruktion der Negativfeder hierfür verantwortlich ist. Der Ausgleich zwischen Negativ- und Positiv-Luftkammer wird beim Nebbia nämlich nicht wie bei anderen Federelementen tiefer im Federweg durchgeführt, sondern im komplett ausgefederten Zustand. Dies dürfte das initiale Losbrechmoment und das spürbare Top-Out-Gefühl erklären. Zudem setzt Formula beim Nebbia auf eine Hybrid-Stahl-Luft-Negativfeder. Die kleine, spürbare Kante im Federweg könnte genau an dem Moment verortet sein, an dem die Stahlfeder ihre Arbeit einstellt.

Doch zurück zur Praxis. Auch wenn jetzt viel von initialem Losbrechmoment und nicht komplett smoothem Durchfedern geschrieben wurde, lässt sich der Nebbia davon auf dem Trail deutlich weniger anmerken, als man beim Durchlesen der ersten Absätze vermuten würde. Der Dämpfer arbeitet ausgehend vom Sag nämlich schön feinfühlig und bügelt Schläge verschiedenster Größenordnung ausgezeichnet weg. Dadurch ergibt sich ein hoher Fahrkomfort. Auch größere G-Outs stellen kein Problem dar und bringen den Dämpfer nicht aus der Ruhe. Dank ausreichender Progression und vermutlich auch aufgrund des PU-Durchschlagschutzes hatten wir mit dem Nebbia keinerlei Probleme mit Durchschlägen. Zudem kann die Progression über die Neopos-Volumenspacer justiert werden.
Allerdings könnte der Dämpfer ähnlich, wie die ebenfalls von uns getesteten Formula Belva-Federgabel (Test), etwas definierter im mittleren Federwegs-Bereich arbeiten. Hier fühlt sich der Dämpfer für unseren Geschmack teilweise zu aktiv an und könnte kontrollierter arbeiten. Im Umkehrschluss sorgt dies aber auch für ein sehr poppiges, dynamisches Fahrgefühl. Man kann den Dämpfer schön aufladen, um sich an Absprüngen oder Wellen in die Luft pushen zu lassen.
Um das etwas undefinierte Verhalten zu adressieren, haben wir uns der Compression und des CTS-Systems bedient. Diese leichte und schnelle Tuning-Option ist unserer Meinung nach das absolute Highlight am Nebbia. Die Einheiten sind schnell, einfach und ohne viel Schrauberei ausgetauscht und machen einen deutlich spürbaren Unterschied. Dadurch kann man den Dämpfer super einfach an verschiedene Vorlieben oder auch unterschiedliche Bikes anpassen. So habe ich bei Rallon zuerst den leichten (goldenen) Tune ausprobiert, da auch die RockShox und Fox-Dämpfer, die ich zuvor in dem Bike gefahren bin, immer etwas leichter geshimmt waren. Um etwas mehr Kontrolle und Support im mittleren Federwegs-Bereich zu erhalten, habe ich die Compression allerdings fortwährend erhöht und schlussendlich den (orangen) Medium Tune eingebaut. Dies sorgt zwar für deutlich mehr Support und Kontrolle, allerdings fährt sich der Dämpfer natürlich auch etwas straffer und unkomfortabel. Hier den perfekten Mittelweg zu finden, war für mich beim Nebbia nicht ganz einfach, weshalb ich schlussendlich auf etwas Fahrkomfort verzichtet habe.
Bergauf gibt’s beim Nebbia keine Überraschungen zu vermelden. Der Dämpfer macht seinen Job tadellos und neigt nicht zu übermäßigem Wippen oder Wegsacken. Zudem sorgt der gut erreichbare und leichtgängige Lockout-Hebel bei Bedarf für zusätzliche Ruhe.
Alles in allem sehe ich den Nebbia eher als Trail-Bike-Dämpfer und würde ihn nur bedingt fürs Enduro-Bike empfehlen. Hierfür fehlt dem Nebbia meiner Meinung nach das Staubsaugerfeeling. Für diesen Einsatzbereich dürfte der Formula Mod Stahlfeder-Dämpfer die bessere Wahl sein. Wer allerdings einen poppigen, energetischen Dämpfer fürs Trail-Bike oder für flowige Trails sucht, bekommt mit Formulas erstem Luftdämpfer ein sehr anpassbares und wandelbares Paket, das mit ein klein wenig Glück auch im nächsten Bike noch passen dürfte.
Im Vergleich
Natürlich muss sich der Nebbia dem Vergleich mit den aktuellen Topmodellen von Fox und RockShox, dem Float X Factory und dem Super Deluxe Ultimate stellen. Aufgrund seiner, meiner Meinung nach, noch optimierbaren Luftfeder kann der Formula Nebbia hier rein Performance-technisch nicht ganz mit den beiden Benchmarks mithalten. Dafür punktet der Dämpfer allerdings mit seiner einfachen Servicebarkeit, der werkzeuglosen und einfachen Hub-Verstellung und vor allem dem CTS-System. Letzteres hat uns bereits bei der Belva komplett überzeugt und ist auch bei Nebbia eine echte Offenbarung und ein absolutes Alleinstellungsmerkmal
Fazit – Formula Nebbia
Der Formula Nebbia punktet mit einem spaßigen, energetischen Fahrgefühl, dem flexibel anpassbaren Hub und vor allem dem herausragenden CTS-System. Dadurch lässt sich der Dämpfer blitzschnell und ohne viel Aufwand an verschiedene Bikes oder unterschiedliche Vorlieben anpassen. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal! Allerdings zeigt der Nebbia leichte Schwächen bei der Luftfeder und könnte definierter mit seinem Federweg umgehen.

Formula Nebbia – Pro / Contra
Stärken
- herausragende Tuning-Möglichkeit dank CTS-System
- anpassbarer Hub
- hoher Fahrkomfort
- energetisches, poppiges Fahrgefühl
Schwächen
- ausbaufähige Luftfeder
- etwas undefiniert im mittleren Federwegsbereich
Preisvergleich


Habt ihr schon Erfahrungen mit Formula Federgabeln oder Dämpfern gesammelt?