Welches Enduro ist die Nummer 1 im Jahr 2023? Um das herauszufinden, haben wir acht aktuelle Enduro-Bikes eingepackt und haben diese fast zwei Wochen lang in Italien ausgiebig gegeneinander getestet. Wer sich am Ende in unserem Enduro-Vergleichstest 2023 durchsetzen konnte, erfahrt ihr hier!
Die Gattung der Enduro-Bikes zählt nach wie vor zu den beliebtesten im Mountainbike-Sport. Praktisch jeder Hersteller hat ein modernes Enduro im Programm und auch der Enduro-Rennsport ist mittlerweile im World Cup angekommen. Höchste Zeit also, um wieder einige Vertreter der abfahrtslastigen Allrounder gegeneinander zu testen! Um herauszufinden, welches Enduro derzeit die beste Wahl ist, haben wir acht Modelle von Canyon, Cube, Intense, Propain, Santa Cruz, Scor, Yeti und YT auf den harten Trails in Finale Ligure ausgiebig auf die Probe gestellt. In unserem großen Abschluss-Artikel erfahrt ihr, welches Modell das beste Enduro-Bike 2023 ist.

Enduro-Vergleichstest 2023: Die 8 Kandidaten
Mit acht edlen Enduro-Bikes nach Finale Ligure fahren, um dort fast zwei Wochen lang die aktuellsten Modelle auf Herz und Nieren zu testen? Das klingt nicht nur ziemlich gut, sondern war auch ziemlich gut. Natürlich gibt es noch weitere richtig gute Enduros, doch einerseits war nicht jedes angefragte Modell verfügbar und andererseits waren unsere Kapazitäten und der Platz im Transporter schlichtweg begrenzt. Folgende Bikes haben an unserem Enduro-Vergleichstest 2023 teilgenommen:
- Canyon Strive CFR – 6.299 € | 15,8 kg | zum Canyon Strive CFR Test
- Cube Stereo One77 Carbon – 7.399 € | 14,2 kg | zum Cube Stereo One77 Carbon Test
- Intense Tracer 29 Pro – 6.499 € | 16,4 kg | zum Intense Tracer 29 Test
- Propain Tyee – 5.839 € | 15,7 kg | zum Propain Tyee Test
- Santa Cruz Megatower X01 AXS RSV – 9.799 € | 15,5 kg | zum Santa Cruz Megatower Test
- Scor 4060 LT GX – 6.899 € | 15,2 kg | zum Scor 4060 LT Test
- Yeti SB160 T1 – 10.390 € | 16,0 kg | zum Yeti SB160 Test
- YT Capra Core 3 – 4.599 € | 16,2 kg | zum YT Capra Test
Die Eckdaten der Bikes lesen sich alle relativ ähnlich: etwa 170 mm Federweg vorn, zwischen 160 und 170 mm am Heck, dazu moderne Geometrien und ein klarer Fokus auf die Abfahrts-Performance. Außerdem rollen alle Modelle in unserem Vergleichstest auf 29″-Rädern und wiegen mit einheitlichen Reifen und Kontaktpunkten zwischen 14,2 und 16,4 kg. Die Preisspanne ist vergleichsweise groß, doch wichtiger als der Preis auf dem Papier war uns, dass jedes Modell mit gut anpassbaren und zuverlässigen Komponenten und Federelementen ausgestattet ist.
Video: 8 Enduros im Vergleichstest – unser Fazit

Wie schlagen sich die Bikes im direkten Vergleich? Welche Modelle konnten uns auf den harten Trails in Finale Ligure besonders überzeugen? Und können wir uns auf einen Testsieger einigen? Das alles und noch vieles mehr könnt ihr euch auch im Video-Talk mit Arne, Moritz und Gregor anschauen:
Welches Enduro ist die Nummer 1?
Eine Sache muss man natürlich vorneweg sagen: Das beste Enduro-Bike gibt es nicht – dazu reicht ein Blick in den Enduro World Cup, wo das Arbeitsgerät natürlich hervorragend funktionieren muss, aber die Fahrerin oder der Fahrer noch immer der entscheidende Faktor ist. Und auch, wenn man nicht gerade auf höchstem Niveau für ein großes Team fährt, spielen viele verschiedene Aspekte eine Rolle. Das beste Enduro ist also vermutlich das, auf dem du gerade unterwegs bist – eine Aussage, die übrigens auch auf alle anderen Fahrrad-Kategorien zutrifft.
Trotzdem sind wir mit dem klaren Ziel nach Italien auf die legendären Trails in Finale Ligure gefahren, das beste Modell in unserem aus 8 Bikes bestehenden Testfeld zu finden. Innerhalb unserer großen und erfahrenen Test-Crew gab es zahlreiche Diskussionen, angeregte Gespräche und Nerd-Talks – und natürlich auch unterschiedliche Präferenzen. Doch relativ schnell hat sich herauskristallisiert, dass insgesamt ein Bike die Nase vorn hat und eine verdammt gute Wahl darstellt, wenn man zügig bergauf und noch viel schneller bergab ballern will. And the winner is …
Testsieger: Canyon Strive CFR
Das beste Enduro-Bike im Testfeld ist für uns das Canyon Strive. Das 6.299 € teure CFR-Modell leistet sich bergab praktisch keine Schwächen. Es vereint eine sehr gute Allround-Fähigkeit mit hervorragenden Baller-Eigenschaften – dabei bekommt man stets etwas Feedback vom Untergrund, ohne dass der Race-Bolide aus Koblenz übermäßig anstrengend zu fahren ist. Auf jeder unserer fünf Teststrecken mit teils sehr unterschiedlichen Charakteristiken hat das Canyon Strive ganz eindeutig zu den besten Bikes gezählt. Und auch, wenn man nicht gerade im Race-Modus mit dem Messer zwischen den Zähnen Bestzeiten jagt, macht das Strive sehr viel Spaß. Dank des Shape Shifters zählt das Strive auch bergauf zur Spitzengruppe in unserem Testfeld. Fragwürdig ist aus unserer Sicht am Strive CFR lediglich die Größenverteilung. Berücksichtigt man diesen Aspekt vor dem Kauf, bekommt man mit dem Canyon Strive CFR ein fantastisches Enduro – das macht es zu unserem Testsieger! Und jetzt: Ab in die Kommentare …
Zum vollständigen Artikel: Canyon Strive CFR Test

Tipp Preis-Leistung: YT Capra Core 3
Wir waren im Vorfeld sehr gespannt, wie sich das verhältnismäßig günstige YT Capra Core 3 gegen die teilweise deutlich teurere Konkurrenz schlagen würde. Schnell haben wir festgestellt: Das Capra kann auf dem Trail verdammt gut mithalten und ist ein ziemlich spaßiger Allrounder, der schnell einer der Lieblinge im Test-Team geworden ist – und zwar völlig unabhängig vom Preis. Auch die Ausstattung ist aus unserer Sicht mit ein paar halbwegs verschmerzbaren Ausnahmen gut gelungen. Es mag langweilig sein, dem günstigsten Bike im Testfeld den Preis-Leistungs-Tipp zu geben, doch beim YT Capra Core 3 stimmen Preis und Leistung.
Zum vollständigen Artikel: YT Capra Core 3 Test

Die weiteren Kandidaten
… in wertungsfreier, alphabetischer Reihenfolge:
Cube Stereo One77 Carbon
Für einen Preis von 7.399 € erhält man beim Cube Stereo One77 Carbon nicht nur jede Menge Kohlefaser, sondern auch das leichteste Bike in unserem Testfeld: Gerade einmal 14,2 kg bringt der im Frühjahr neu vorgestellte Carbon-Bolide auf die Waage. Bergauf eilt das Cube dank geringem Gewicht, gelungener Geometrie und antriebsneutralem Hinterbau der Konkurrenz davon. In der Abfahrt muss man auf harten Trails die Linie aber präzise wählen, denn der Grenzbereich fällt etwas schmaler aus als bei den meisten anderen Bikes im Test. Im progressiven Coil-Setting hat uns das Stereo One77 insgesamt besser gefallen.
Zum vollständigen Artikel: Cube Stereo One77 Carbon Test

Intense Tracer 29
Im Vergleich zu den anderen Bikes in unserem Testfeld war das Intense Tracer 29 für uns der große Unbekannte. Doch der pechschwarze Enduro-Bolide hat sich schnell zu einem der absoluten Favoriten gewandelt, wenn es auf richtig harte und ruppige Trails ging: Mehr Downhill-Feeling hat kein Bike im Test vermittelt! Wo andere Bikes schon an ihrem Limit angekommen waren, wollte das Intense Tracer 29 noch mehr und noch schneller. Die Uphill-Fähigkeiten und die Agilität haben unter dem hohen Gewicht und dem insgesamt eher trägen Fahrverhalten etwas gelitten. Unterm Strich hat uns das Intense Tracer 29 aber ziemlich beeindruckt.
Zum vollständigen Artikel: Intense Tracer 29 Test

Propain Tyee
Vor gut zwei Jahren konnte sich das Propain Tyee die Krone in unserem letzten großen Enduro-Vergleichstest aufsetzen. Und auch die neue Variante des beliebten Enduros aus dem Allgäu hat es definitiv in sich, auch wenn es dieses Mal nicht ganz zum Testsieg gereicht hat – die Konkurrenz schläft schließlich nicht. Das neue Propain Tyee ist eine konsequente Weiterentwicklung und es glänzt nach wie vor als hervorragender Allrounder mit überragendem Hinterbau. Lobend erwähnt werden muss außerdem der Konfigurator auf der Propain-Website, dank dem man sich das Tyee ganz nach seinem Geschmack aufbauen kann.
Zum vollständigen Artikel: Propain Tyee Test

Santa Cruz Megatower
Ein echtes Kult-Enduro ist das Santa Cruz Megatower, das die Kalifornier vor etwa einem Jahr komplett neu aufgelegt haben. In der neusten Evolutionsstufe kombiniert das Megatower 165 mm Federweg am Heck und sehr durchdachte Rahmen-Details mit dem typischen Lower Link VPP-Hinterbau und einer abfahrtslastigen Geometrie. Mit einem Preis von über 9.000 € ist das Megatower das zweitteuerste Rad im Test. Vor allem die Geometrie und das gute Kurvenverhalten konnte unsere Test-Crew begeistern – wir hatten allerdings auf schnellen, harten Abschnitten Probleme mit einem vergleichsweise harschen Hinterbau.
Zum vollständigen Artikel: Santa Cruz Megatower Test

Scor 4060 LT
Das Scor 4060 LT ist nicht unbedingt als Enduro Race-Bike konzipiert und unterscheidet sich alleine damit schon von den anderen Kandidaten im Testfeld. Doch das, was die Schweizer angekündigt haben, setzt die Long Travel-Variante des 4060 auch konsequent um: Viel Spaß auf dem Trail machen und dabei ordentlich Reserven bieten. Das Scor 4060 LT ist zwar bergauf nicht das effizienteste Rad und fährt sich bergab in gewissen Situationen etwas unbalanciert, doch insgesamt macht das schicke Bike aus der Schweiz einfach verdammt viel Spaß. Dazu kommen ein vergleichsweise geringes Gewicht und eine insgesamt stimmige Ausstattung.
Zum vollständigen Artikel: Scor 4060 LT Test

Yeti SB160
Ein Enduro-Vergleichstest ohne ein türkises Yeti wäre kein richtiger Enduro-Vergleichstest – und das erfolgreiche Bike der Kult-Firma aus Colorado hat durchaus gezeigt, wieso es seit vielen Jahren so große Erfolge im Enduro-Rennsport einfährt. Bergauf und bergab hat das SB160 einen überaus effizienten und vortriebsstarken Eindruck vermittelt. Mit der langen, geräumigen Geometrie dürften vor allem groß gewachsene Fahrer*innen sehr gut bedient sein – in engen, verwinkelten Passagen hatten wir hingegen etwas mit der Länge zu kämpfen. Außerdem ist das SB160 kein günstiges Vergnügen. Aber auch das gehört irgendwie zu Yeti …
Zum vollständigen Artikel: Yeti SB160 Test

Die persönlichen Favoriten der Tester
Welches der acht getesteten Bikes würdest du dir am ehesten zulegen? Diese Frage haben wir unserem Test-Team gestellt, denn das allgemeine Test-Ergebnis muss nicht zwangsläufig den persönlichen Präferenzen entsprechen. Hier sind die Antworten:
Arne Koop – MTB-News.de-Tester und DER Arne: „Ohne lange zu überlegen, würde ich mich für das Canyon Strive entscheiden. Hier stimmt nicht nur die Leistung, sondern auch der Preis. Aber auch das Propain Tyee und das Yeti SB160 gefallen mir sehr gut. Ganz so rund wie beim Canyon ist das Gesamtpaket bei beiden aber nicht.“

Moritz Zimmermann – MTB-News.de-Testchef und Reiseleiter: „Mein privates Enduro-Bike ist das Scor 4060 LT – deshalb hatte ich vor dem Test Bedenken, ob mein Rad nach dem Vergleich mit der eher Race-lastigen Konkurrenz nicht vielleicht direkt in den Bikemarkt wandern würde. Aber Pustekuchen: Das 4060 LT konnte in Italien sehr gut mithalten und hat trotz der Balance-Probleme verdammt viel Spaß gemacht. Mit meinem RockShox-Fahrwerk und längerem Vorbau gefällt es mir aber noch besser. Das YT Capra hat mich auch sehr positiv überrascht und ist eine ziemlich vernünftige Wahl. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, dann würde mich das Yeti SB160 auch sehr reizen, weil es nicht nur bergab, sondern auch bergauf ziemlich gut war. Für meine Hometrails wäre mir das Rad aber wahrscheinlich etwas zu lang. Generell muss ich aber sagen, dass ich mit keinem der acht Bikes unglücklich werden würde!“
Gregor Sinn – MTB-News.de-Tester, Fiat Panda 4×4-Enthusiast und verliebt in die Piaggio Ape: „Eine schwierige Frage – als jemand, der gerne Zeit auf seinem Downhill-Bike verbringt, greife ich alternativ meist eher zu Trail- und All Mountain-Bikes, um ein etwas spritziges Fahrgefühl zu bekommen. Müsste es jedoch ein Race-Enduro sein, so wäre das wandelbare Canyon Strive für mich die klare Vernunft-Wahl. Ich habe mich auf dem Rad von der ersten Sekunde an wohlgefühlt und finde den Mix aus super Allround-Eigenschaften und unglaublicher Stabilität bei Race-Speed beeindruckend. Nun ist MTB-Fahren jedoch ein Hobby und bei Hobbys sollte man die Vernunft mal außen vor lassen. Deshalb wäre das Intense Tracer 29 mit in der engeren Auswahl. Es ist schwer, ich mag das Design nicht, es tritt sich nicht so super und ist etwas behäbig. Aber wenn man dann mal einen Baller-Trail vor sich hat, auf dem das Tracer in seinem Element ist, dann geht es so rapide nach vorn, dass die vorherige Mühsal schnell vergessen ist!“
Felix Krüger – Luftstand-Liebhaber und Frauen-Versteher: „Ich habe eben eine knappe halbe Stunde nach einem Zitat von Stevie Schneider über sein Jibb gesucht, welches mir in Erinnerung geblieben ist: Fidel (vergnügt, von unbeschwerter Fröhlichkeit)! Das Scor 4060 LT ist ein fideles Bike und verkörpert genau das. Durch die verhältnismäßig kurze Kettenstrebe ist es sehr agil und bietet durch den langen Reach dennoch ausreichend viel Laufruhe. Das Scor hat gerade zu nach spontanen Linienwechseln und kleinen Sprungeinlagen geschrien. Sehr eindrucksvoll fand ich auch das feinfühlige Fox-Fahrwerk, welches enorm gutes Feedback vom Untergrund gegeben hat. Zusammengefasst: Ich hatte in jeder Situation Spaß auf dem Rad und es zauberte mir sehr zuverlässig ein Grinsen ins Gesicht.“
Lucas Rham – Enduro-Racer, Bike-Guide und Frisuren-Modell: „Da mein Fokus klar auf der Abfahrt liegt, gefällt mir das Intense sehr gut. Und vor allem hat es mich total überrascht, denn ich hatte Intense nie wirklich auf dem Radar. Die Geometrie lässt wirklich keine Wünsche offen und integriert mich richtig gut ins Rad. Mit dem Bike kann man bergab einfach draufhalten – und das kommt meinem Fahrstil echt entgegen.“
Die Tops und Flops
Welche Aspekte haben uns in unserem Enduro-Vergleichstest 2023 besonders begeistert? Welche Komponenten haben uns im Stich gelassen? Was hat unsere Erwartungen übertroffen? Und welche Tops und Flops gab es in unserem Enduro-Vergleich in Finale Ligure? Hier sind unsere Highlights!














So haben wir getestet
Wie man es von unseren Vergleichstests kennt, unterscheiden sich diese recht deutlich von unseren typischen Einzeltests. Vergleichstests sind in ihrer Konzipierung und Durchführung deutlich aufwendiger als Einzeltests, bieten dafür aber auch zahlreiche Vorteile. Für unseren Enduro-Vergleichstest haben wir außerdem eine sehr erfahrene, lustige und attraktive Test-Crew zusammengestellt, die die Bikes auf Herz und Nieren getestet hat – dazu später mehr. Auf folgende Aspekte haben wir bei unserem Enduro-Vergleichstest sehr viel Wert gelegt.
- direkter Vergleich der Modelle durch Back-to-Back-Ansatz Knapp zwei Wochen lang haben wir die acht Bikes im Testfeld auf den harten und anspruchsvollen Trails in Finale Ligure getestet – und zwar im unmittelbaren, direkten Vergleich unter weitgehend identischen Bedingungen. Nur so ist es möglich, die Eigenheiten, Stärken und Schwächen jedes Bikes in Relation zur Konkurrenz zu erfahren.
- keine Vorgaben zu Ausstattung oder Preis-Limit Da bei den von uns getesteten Bikes klar der Performance-Gedanke und die Race-Tauglichkeit im Vordergrund steht, war eine Limitierung auf ein gewisses Budget aus unserer Sicht nicht zielführend – deshalb haben wir keine klaren Vorgaben zur Ausstattung gemacht oder ein Preis-Limit vorgegeben. Wichtig war uns, dass die Räder alle zuverlässig ausgestattet sind und Federelemente haben, die sich perfekt abstimmen lassen.
- Fokus auf Performance von Rahmen und Fahrwerk Natürlich haben wir die Bikes auch in ihrer Gesamtheit beurteilt, denn so werden sie in den meisten Fällen gekauft. Doch besonders wichtig bei der Bewertung der Räder war uns die Performance und das Potenzial, das der Rahmen in Kombination mit den Federelementen bietet.
- Standardisierung zur besseren Vergleichbarkeit Damit wir die Bikes im Test optimal miteinander vergleichen konnten, haben wir alle Kontaktpunkte zwischen Fahrer, Bike und Untergrund standardisiert. So wurde jedes Modell mit identischen Reifen von Schwalbe – Magic Mary vorn, Big Betty hinten, stets tubeless aufgebaut – ausgestattet. Außerdem hat Ergon mit dem SM Enduro-Sattel und den GE1 Evo Factory-Griffen einheitliche Kontaktpunkte zwischen Fahrer und Arbeitsgerät zur Verfügung gestellt. Zudem wurden alle Lenker auf 780 mm gekürzt. So wollten wir sichergehen, dass sich alle Bikes möglichst identisch anfühlen und wir uns besser auf die Performance der Modelle konzentrieren können. Ebenfalls einheitlich, wenn auch ohne direkte Auswirkung auf das Testergebnis, wurden alle Tester mit Helmen, Goggles und Knieschonern ausgestattet. Zudem hat uns Topeak mit einem Prep Stand-Montageständer, dem PrepStation Pro-Werkzeugwagen und diversem Werkzeug perfekt unterstützt. Und: An jedes Bike haben wir ein SKS Mudrocker-Schutzblech geschraubt, damit wir immer klare Sicht haben.
- vMAX, aber Verzicht auf Zeitnahme Wir haben bei unserem Test versucht, die Extreme auszuloten und die Bikes im Grenzbereich statt auf Flowtrails zu bewegen. Und Geschwindigkeit gibt bekanntlich Sicherheit – also sind wir die Kandidaten nach Möglichkeit mit vMAX gefahren. Auf eine komplexe Zeitnahme haben wir aber bewusst verzichtet, da es für uns bei unseren Tests auch um andere Aspekte geht.
Die Teststrecken
Ein perfekt konzipierter Test bringt nichts, ohne die passenden Strecken – und hier hatten wir im Mountainbike-Mekka Finale Ligure eine mehr als adäquate Auswahl. Die Küstenregion im Nordwesten Italiens gilt als der Geburtsort des Enduro-Rennsports. Hier fand unter anderem das erste Enduro World Series-Rennen überhaupt statt.

Für unseren Enduro-Vergleichstest 2023 sind wir von unserem Ansatz, ein und dieselbe Strecke immer und immer wieder zu fahren, abgewichen und haben uns stattdessen eine Handvoll verschiedener Strecken ausgesucht, die zu unserem Testgelände wurden. Einerseits wollten wir die Vielfalt eines Enduro-Rennens abbilden. Hier geht es nicht immer nur mit Highspeed durch ruppige Sektionen, sondern auch mal über flache, verwinkelte Abschnitte, Tretpassagen oder Anlieger und Sprünge. Deshalb waren wir auf gleich fünf verschiedenen Strecken bei unserem Enduro-Vergleichstest unterwegs. Dank der Shuttle-Unterstützung von Finale Ligure Freeride und Finale Outdoor konnten wir unseren Test sehr effizient durchführen und in Summe über 100.000 Tiefenmeter auf den Trails in Finale abspulen.
Auf folgenden fünf Strecken haben wir die acht Bikes im Vergleich getestet:
Ca Bianca / 1,3 km / 218 Tiefenmeter
Ein flowiger Klassiker in Finale Ligure, der im Volksmund fälschlicherweise oft als Casa Bianca bezeichnet wird. Nach einem flachen Start wird der Trail im mittleren Teil sehr kurvig – das alles bei einer hohen Durchschnittsgeschwindigkeit. Zwischendurch wird man von kleineren Steinfeldern durchgerüttelt, die das Fahrwerk aber nicht ans Limit bringen. Dank des Einsatzes der Trail-Crew gibt es inzwischen noch zwei kurze Variationen – eine davon führt durch ein offenes, etwas ausgesetztes Gelände. Ca Bianca ist der perfekte Trail zum Wachwerden oder um das Verhalten des Bikes in Kurven und bei hohen Geschwindigkeiten zu testen.

Little Champery / 1,5 km / 249 Tiefenmeter
Einer der beliebtesten Trails in der gesamten Finale Outdoor Region ist Little Champery, der zwar weniger steil als der Namensvetter ist, aber Kurven in einer ähnlich hohen Qualität aufweist. Mit einer Länge von etwa 1,5 Kilometern, einigen sehr schnellen Abschnitten, perfekten Kurven und vielen Klatsch-Kanten war Little Champery für uns die perfekte Teststrecke, um Rennläufe auf einer Strecke mit überschaubarer Länge zu simulieren.
Pino Morto / 0,9 km / 145 Tiefenmeter
Laufräder hassen diese Strecke: Vor allem im oberen Teil ist Pino Morto im Prinzip ein endlos langes Steinfeld, bei dem man schon ziemlich genau die Linie kennen sollte – ansonsten wird die Fahrt schnell unrund. Ab dem mittleren Teil wird die Strecke etwas entspannter und die Geschwindigkeit steigt. Pino Morto ist nicht allzu steil, durch den schroffen Untergrund aber sehr fordernd und anstrengend zu fahren. Hier trennt sich die Fahrwerk-Spreu vom Weizen.
Oribago / 0,8 km / 136 Tiefenmeter
Etwas unterhalb von Pino Morto gelegen, sind die Oribago-Trails die perfekte Wahl für alle Fans von eher Old School-mäßigen Enduro-Strecken. Harte Schläge, Kompressionen oder anspruchsvolle Steinfelder gibt es hier eher keine. Stattdessen schlängelt sich der schmale Singletrail durch den Wald und wartet immer wieder mit Richtungs- und Geschwindigkeitswechseln auf.
Ingegnere / 3,1 km / 348 Tiefenmeter
Mit einem Start knapp unterhalb der legendären Nato Base ist Ingegnere im Prinzip die Kombination aus den vier genannten Strecken und bietet alle Elemente, die eine moderne Enduro-Stage ausmachen. Von harten Abschnitten im unteren Teil über flowige Kurven bis hin zu Sprint-Passagen und kurzen Gegenanstiegen ist hier so ziemlich alles dabei. Allein schon durch die Länge war Ingegnere optimal geeignet, um die Vielseitigkeit jedes Bikes zu testen und dabei besonders den Komfort bzw. die Ermüdung in den Fokus zu rücken.
Unsere Test-Crew
Jung, brutal, gut aussehend: Unser Test-Team in Finale Ligure bestand aus insgesamt sieben Personen, die allesamt über viel Erfahrung und Expertise verfügen. Wie in der Vergangenheit haben wir unser Kern-Team erweitert und auf die Hilfe von zwei externen Fahrern zurückgegriffen. Lucas Rham war bereits im Downhill World Cup und der Enduro World Series am Start und zählt zu Deutschlands schnellsten Enduro-Racern. Dazu verfolgt er einen sehr methodischen Ansatz, ist an Details und Technik interessiert und konnte somit perfektes Feedback zu jedem Bike liefern. Ebenfalls schon bei zahlreichen internationalen Rennen und World Cups am Start war Felix Krüger, der uns bereits bei diversen Tests in der Vergangenheit unterstützt hat und sich für kein Gap der Welt zu schade ist. Beweis gefällig? Bitte sehr!
Das beim Test in Finale Ligure anwesende Kern-Team von MTB-News braucht eigentlich keine nähere Vorstellung – Gregor Sinn und Arne Koop dürften allen Leser*innen inzwischen hinlänglich bekannt sein und Mitch Biernoth ist ohnehin nicht zu übersehen. Jana Urban schwingt für gewöhnlich das digitale Zepter unserer Social Media-Kanäle und fährt gleichzeitig verdammt gut Fahrrad. Und als Testchef war Moritz Zimmermann stets bemüht, dass sich das Frühstück nicht allzu ewig hinzieht, damit die Test-Crew morgens das Haus pünktlich verlassen konnte. Spoiler: Es hat nicht wirklich geklappt.
Weshalb wir bei unseren Vergleichstests gerne auf eine große Test-Crew zurückgreifen, liegt einerseits in der Effizienz begründet: Acht Bikes auf Herz und Nieren zu testen, ist eine sehr aufwendige Angelegenheit, weil wir tief ins Detail gehen und nicht nur an der Oberfläche kratzen wollen. Ein weiterer Grund für die Größe der Test-Crew ist, dass es einfach viele verschiedene Vorlieben, Ansätze und persönliche Präferenzen gibt. So gibt es manche Bikes, die allen Testern auf Anhieb zusagen, während andere Modelle deutlich stärker polarisieren. Herauszuarbeiten, welches Bike für welchen Fahrer geeignet ist, ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Vergleichstests. Denn nur das Bike, das wirklich zu einem passt, ist eine richtig gute Wahl.
Körpergröße | 184 cm |
Schrittlänge | 87 cm |
Oberkörperlänge | 67 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 74 kg |
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
Körpergröße | 175 cm |
Schrittlänge | 80 cm |
Oberkörperlänge | 53 cm |
Armlänge | 70 cm |
Gewicht | 72 kg |
- Fahrstil
- aktiv und jederzeit bereit abzuziehen
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- straff und progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie
- nicht zu lange Kettenstreben, hohe Front, nicht zu tiefes Tretlager
Körpergröße | 176 cm |
Schrittlänge | 84 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 57 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- aggressiv
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- saugend und gern den Federweg nutzend, linear, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- lang und recht flacher Lenkwinkel, niedriger Stack, tiefes Tretlager, niedriges Sitzrohr
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 85,5 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 76 kg |
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, eher progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- ausgewogen, nicht zu lang, Lenkwinkel nicht zu flach
Körpergröße | 186 cm |
Schrittlänge | 85 cm |
Oberkörperlänge | 61 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 93 kg |
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
Fazit: Das beste Enduro-Bike 2023 ist …
… aus unserer Sicht das Canyon Strive CFR, denn bergab glänzt das Race-Enduro aus Koblenz in praktisch allen Situationen, ist aber auch im Uphill dank Shape Shifter und damit einhergehenden Änderungen stark unterwegs. Dazu kommen durchdachte Details und ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis. In Summe ist der Sieg verdient, weil es sich als Race-Bike keine richtige Schwäche leistet. Doch auch die Konkurrenz ist richtig gut unterwegs – mit keinem der Bikes trifft man eine schlechte Wahl und überhaupt muss das Rad auch zu den eigenen Präferenzen, zu den Trails und zum Fahrstil passen. Auffällig ist außerdem, dass die vergleichsweise günstigen Bikes in unserem Test sich in keiner Weise vor der teuren Konkurrenz verstecken müssen. Wer auf der Suche nach einem Enduro-Bike ist, hat auf jeden Fall die Qual der Wahl!

Welches der getesteten Modelle ist dein persönlicher Favorit?
Der MTB-News Enduro-Vergleichstest 2023 wurde durch Produktplatzierungen unterstützt von
Finale Outdoor Region | Finale Ligure Freeride | Finale Express | Schwalbe | Ergon | iXS | SKS | Topeak
Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Enduro-Vergleichstest 2023:
- 8 schnelle Abfahrts-Asse im Vergleichstest: Das beste Enduro-Bike 2023 – unser Fazit!
- Propain Tyee im Test: Der neue Häuptling
- Santa Cruz Megatower im Test: California Dreamin‘
- Canyon Strive CFR im Test: Silberstriven am Horizont
- Intense Tracer 29 im Test: Für intensive Enduro-Gefühle
- Cube Stereo One77 Carbon im Test: Die Leichtigkeit des Seins
- YT Capra im Test: Preiskracher = Leistungskracher?
- Scor 4060 LT im Test: Vollspaß voraus
- Yeti SB160 im Test: Infinity Enduro Speed
- 8 Enduro-Bikes im Vergleichstest: Welches Enduro ist die beste Wahl 2023?